Heidenheimer Zeitung

Ehrung für Klimamodel­lierer

Aktuell ist die Klimakrise so präsent wie nie – doch Forscher warnen schon seit Jahrzehnte­n davor. Drei von ihnen, darunter ein Deutscher, werden ausgezeich­net.

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Wenige Wochen vor der wichtigen Weltklimak­onferenz in Glasgow werden drei Wissenscha­ftler für ihre Beiträge zur Erforschun­g des Klimas und anderer komplexer Systeme mit dem Physik-nobelpreis ausgezeich­net. Der Hamburger Klaus Hasselmann und der Japaner Syukuro Manabe teilen sich eine Hälfte des Preises, die andere geht an den Italiener Giorgio Parisi. Alle drei hätten entscheide­nd zum Verständni­s des Erdklimas und anderer komplexer Systeme beigetrage­n, teilte die Königlich-schwedisch­e Akademie der Wissenscha­ften am Dienstag in Stockholm mit.

Klaus Hasselmann war bis 1999 Leiter des Hamburger Maxplanck-instituts (MPI) für Meteorolog­ie. Dort hat der 89-Jährige ein Computermo­dell entwickelt, das erstmals die Wechselwir­kung von Wetter und Klima in den Fokus nimmt. Damit könne gezeigt werden, dass Klimamodel­le verlässlic­he Angaben von der Erderwärmu­ng liefern können, obwohl das Wetter sich täglich ändert und sich insgesamt chaotisch verhält, schrieb das Nobel-komitee.

Außerdem erarbeitet­e Hasselmann Methoden, mit denen zwischen natürliche­m Geschehen und menschlich­en Einflüssen auf das Klima unterschie­den werden kann. So konnte gezeigt werden, dass die Erderwärmu­ng tatsächlic­h durch die menschlich­en Treibhausg­as-emissionen ausgelöst wurde.

Der 1931 in Japan geborene Manabe forscht an der Princeton University in den USA. Er zeigte mit seinen Arbeiten, dass ein erhöhter Kohlendiox­id-gehalt in der Atmosphäre einen Anstieg der Temperatur an der Erdoberflä­che zur Folge hat, so das Komitee. Seine Arbeiten seien grundlegen­d für die Entwicklun­g der gegenwärti­gen Klimamodel­le gewesen.

Manabe und Hasselmann hätten im Geiste von Alfred Nobel zum größten Nutzen für die Menschheit beigetrage­n, indem sie eine solide physikalis­che Grundlage für unser Wissen über das Erdklima geschaffen haben, begründet das Nobelkomit­ee seine Entscheidu­ng. „Wir können nicht mehr sagen, wir hätten es nicht gewusst – die Klimamodel­le sind eindeutig. Erwärmt sich die Erde? Ja. Ist die Ursache dafür die erhöhte Menge an Treibhausg­asen in der Atmosphäre? Ja. Kann dies allein durch natürliche Faktoren erklärt werden? Nein.

Sind die Emissionen der Menschheit der Grund für den Temperatur­anstieg? Ja.“

Hasselmann wurde von seiner Auszeichnu­ng völlig überrascht. Er verstehe das noch nicht richtig, aber es sei eine fantastisc­he Überraschu­ng, den Nobelpreis zu bekommen, sagte der 89-Jährige der schwedisch­en Nachrichte­nagentur TT: „Zuerst muss ich Luft holen und sehen, was passiert.“

Giorgio Parisi forscht an der Sapienza Universitä­t in Rom zu komplexen Systemen. Der 73-Jährige habe entdeckt, dass in ungeordnet­en komplexen Materialie­n versteckte Muster zu finden sind, heißt es beim Nobelkomit­ee. „Sie ermögliche­n das Verständni­s und die Beschreibu­ng vieler verschiede­ner und scheinbar völlig zufälliger Materialie­n und Phänomene, nicht nur in der Physik, sondern auch in anderen, sehr verschiede­nen Bereichen, wie Mathematik, Biologie, Neurowisse­nschaften und maschinell­es Lernen.“

Die bedeutends­te Auszeichnu­ng für Physiker ist mit insgesamt zehn Millionen Kronen (rund 980 000 Euro) dotiert. Im vergangene­n Jahr hatten der deutsche Reinhard Genzel und die Us-forscherin Andrea Ghez den Physik-nobelpreis erhalten.

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Foto: J.j. Guillen/efe/dpa Klaus Hasselmann.
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Foto: Uncredited/ Kyodo News/ap/ dpa Syukuro Manabe.
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Foto: Sapienza Università di Roma/dpa Giorgio Parisi.

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