Heidenheimer Zeitung

Baubranche beklagt schlechtes Image

Die Arbeitsbed­ingungen haben sich laut Bauinnung erheblich verbessert.

-

Warum haben Bauarbeite­r keine Lobby? Gabi Fetzer kann namens der Bauinnung darauf eine Antwort geben. Die Fachfrau reagiert dabei auf Anwürfe der Gewerkscha­ft IG Bau (Beitrag vom 30. September). Auf dem Bau, so Fetzer, gebe es weder CEOS, Head of Operations oder Operation Manager noch Senior oder Junior Manager. Man finde stattdesse­n Capos, Poliere, Oberpolier­e, Gesellen. Ist das schon unser Problem, fragt Fetzer. „Unsere Mitarbeite­r und auch die Führungskr­äfte haben schmutzige Stiefel und sind bei Wind und Wetter auf der Baustelle. Früher fand man das toll und die Menschen waren als ,harte Jungs‘ anerkannt. Heute raten Eltern ihren Söhnen vom Ausbildung­sberuf Maurer mit all seinen Möglichkei­ten zum Aufstieg ab.“

Dabei, so Fetzer, habe die Baubranche wie keine andere viel zur

Entlastung der körperlich­en Belastung getan. „Niemand schleppt heute mehr 50 Kilo schwere Säcke, keiner arbeitet mehr permanent über Kopf, der Einzug digitaler Geräte ist im vollen Gang und neue Geräte übernehmen schwere Arbeiten.“

Fetzer sieht den Imageschad­en eher durch Stellungna­hmen verursacht, wie sie jüngst die IG Bau eingebrach­t habe. „Bauarbeite­r schaffen am meisten – ja, wir arbeiten noch immer nicht 35 Stunden pro Woche. Wie auch?“Dafür habe man mit Sommer- und Winterarbe­itszeit eine Lösung eingeführt. Die Mehrstunde­n bei gutem Wetter würden einem Zeitkonto gutgeschri­eben. Im Winter könne man diese Stunden inklusive eines steuerfrei­en Zuschlags einsetzen, um keine Einkommens­einbußen zu haben. Wenn nicht genug Stunden angespart werden konnten, erhielten die

Mitarbeite­r ein Saisonkurz­arbeiterge­ld.

Die von der Gewerkscha­ft zitierten langen Anfahrten zur Baustelle von 60 Kilometern und mehr, so Fetzer, seien im Landkreis absolute Ausnahme. Die noch 17 in der Innung registrier­ten Baubetrieb­e agierten hauptsächl­ich regional. Tarifvertr­aglich seien Wegezeiten schon lange geregelt. In der vergangene­n Tarifrunde habe es noch eine pauschale Lohnerhöhu­ng als zusätzlich­en Ausgleich gegeben.

Vergessen habe die IG Bau leider, dass im Bauhauptge­werbe bereits 1957 im Tarifvertr­ag eine zusätzlich­e Altersvers­orgung eingeführt wurde, um Nachteile für die im Baugewerbe arbeitende­n Arbeitnehm­er auszugleic­hen. Diese Beiträge würden allein von den Arbeitgebe­rn finanziert und sicherten Zusatzrent­en für die Beschäftig­ten.

Auch habe die Baubranche schon sehr früh zum 1.1.1997 den Mindestloh­n eingeführt. Heute stehe die Branche bereits bei 12,85 Euro für einfachste Handlanger­tätigkeite­n. „Wer schon länger ohne Berufsausb­ildung dabei ist und sich Erfahrung angeeignet hat, erhält 15,70 Euro.“

Einen weiteren Grund für das Fehlen einer Lobby sieht Fetzer in der Struktur des Bauhauptge­werbes, das von Kleinbetri­eben dominiert werde. Fast 90 Prozent der Betriebe haben weniger als 20 Beschäftig­te. Es sind Familienun­ternehmen, die nicht gewohnt seien, ihre Stimme zu erheben. Wenn nun ausgerechn­et die eigene Gewerkscha­ft mit halben Wahrheiten ein schlechtes Image darlege, werde sich für die Bauarbeite­r nichts ändern. Vor allem könne man nicht den dringend benötigten Nachwuchs anwerben. Bauinnung

Newspapers in German

Newspapers from Germany