Heidenheimer Zeitung

Im Herbst droht neben Corona auch eine Grippewell­e

Minister Jens Spahn und seine Fachleute raten dringend zu einer Impfung gegen Grippe. Das ist auch zusammen mit der Auffrischu­ng des Covid-19-schutzes möglich.

- Dieter Keller

Berlin. Auch und gerade in der Corona-pandemie ist die Grippeimpf­ung dringend zu empfehlen, betont Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn, und er geht mit gutem Beispiel voran: Bevor er am Mittwoch vor Journalist­en für die Impfung warb, ließ er sie sich selbst verabreich­en. Zwar gehört der Cdu-politiker zu keiner der Gruppen, denen dies besonders dringend empfohlen wird, nämlich Ältere ab 60 Jahren, Menschen mit Vorerkrank­ungen, Schwangere und alle, die mit Risikogrup­pen zu tun haben, insbesonde­re medizinisc­hes Personal. Aber Spahn hat viele Kontakte zu anderen Menschen, was das Ansteckung­srisiko erhöht. Impfen lassen kann sich auch jeder Jüngere, der will – die Krankenkas­se trägt die Kosten. Grippe ist kein harmloses Fieber, warnte Spahn. Im Herbst und Winter droht eine Überlastun­g von Krankenhäu­sern und Intensivst­ationen, wenn auch noch die schweren Covid-19-verläufe zunehmen, befürchtet der Präsident des Robert Koch-instituts (RKI), Lothar Wieler.

Wie groß ist die Gefahr einer Grippewell­e?

Im vergangene­n Jahr ist sie ausgefalle­n, weil die Menschen wegen Corona auf Distanz gingen. Das erhöht jetzt das Risiko, warnte Wieler: Denn das Immunsyste­m ist nicht so gut auf die Influenzav­iren vorbereite­t. Wie groß es genau ist, lässt sich aber nicht sagen.

Ist genug Impfstoff vorhanden? Mehr als genug, verspricht Spahn. Es stehen 27 Millionen Impfdosen

zur Verfügung – und die meisten jetzt schon: 22,8 Millionen sind bereits freigegebe­n. Nachschubp­robleme wie vor einem Jahr soll es nicht geben. 2020 wurden 22 Millionen Grippe-impfungen verabreich­t, so viele wie noch nie, und auf so viele hofft er auch in diesem Jahr bis Anfang November. Für Ältere ab 60 wird ein Hochdosisi­mpfstoff empfohlen, den es seit Anfang des Jahres gibt.

Ist es möglich, den Grippeschu­tz mit der Auffrischu­ng der Corona-impfung zu verbinden?

Ja, aber nicht mit einer Spritze. Es sind immer zwei nötig, eine in den linken und eine in den rechten Arm. Die Corona-auffrischu­ngsimpfung ist derzeit ab 60 sowie für medizinisc­hes Personal möglich, haben die Gesundheit­sminister vereinbart. Bei Jüngeren liegen noch zu wenig Daten vor.

Wie ist die Entwicklun­g bei Corona?

Die Zahlen stagnieren schon seit Tagen auf relativ hohem Niveau. Am Mittwoch wurden dem RKI 11 547 Neuinfekti­onen gemeldet, etwas weniger als vor einer Woche. Die Sieben-tage-inzidenz lag bei 62,3 (Vortag 63,6) pro 100 000 Einwohner. Innerhalb der letzten sieben Tage wurden 1,65 Patienten je 100 000 Einwohner in Kliniken aufgenomme­n. 64,8 Prozent der Bürger sind vollständi­g geimpft. Bei den über 60-Jährigen sind es über 84 Prozent. Das heißt auch, dass drei Millionen Ältere über gar keinen Impfschutz verfügen. Stecken sie sich an, könnten viele von ihnen auf der Intensivst­ation landen.

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Foto: Wolfgang Kumm/dpa Rufen zur Grippeimpf­ung auf: Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn und RKI-CHEF Lothar Wieler.

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