Liebe Höhlen,
für Euch ist der Landkreis bekannt. Charlottenhöhle, Vogelherdhöhle oder Irpfelhöhle ziehen jedes Jahr viele Besucher an. Kleinere Varianten tun sich im Brenztal an allen Orten auf, an denen es etwas felsig ist. Jedes Kind ist hier ein kleiner Höhlenforscher.
Es gibt aber auch Höhlenbauer. Man hört sie eher als man sie sieht. Hoch oben am Baum klopft der Specht. Bis zu
12 000 Mal am Tag trommelt er mit seinem Schnabel gegen Rinde und Stamm, um Insekten zu erbeuten, sein Revier zu markieren oder um sich eine Höhle zu bauen. Damit die Arbeit nicht zu schwer fällt, sucht sich der Specht gern angeschlagene Bäume aus. Im Wirtschaftswald muss der Vogel schon weit auffliegen, um einen passenden Baum zu erspähen. Im Mittel kommen gerade zwei Bäume pro Quadratkilometer für ihn infrage. Denn wenn die Buche eine Stärke von 50 Zentimeter erreicht hat, ist sie für den Waldbesitzer schon schlagreif, für den Specht aber immer noch zu schlank.
Da kann mal als Vogel schon mal auf andere Gedanken kommen. Just ein Mittel zum Klimaschutz hat dem Specht neue Reviere eröffnet. Er nistet sich nun in den außen gedämmten Hausfassaden ein. Es gefällt ihm im Wärmedämmverbundsystem. Wie der Ring Deutscher Makler beobachtet hat, steht der Specht besonders auf den Baustoff Polystrol. Auch Mineralwolle tauge den Vögeln zur Ausstattung des Nests. Dies wissen die Makler nicht deswegen, weil sie im Zweitberuf Ornithologen sind, sondern weil die Specht-schäden ein Ausmaß erreicht haben, das bereits die Versicherungen aufschrecken lässt.
Auch das Landratsamt Heidenheim war Spechthöhle. Im neuen, wärmegedämmten Zwischenbau hatte der Vogel Quartier genommen und oben knapp unterm Dach ein schönes rundes Loch zum Andenken hinterlassen. Bürokratiekritische Zeitgenossen werden womöglich sagen, der Specht hätte dort besser den Beamten auf die Finger klopfen sollen. So weit wollen wir nicht gehen. Freuen wir uns doch einfach, dass der Landkreis jetzt aus einem weiteren Grund für seine Höhlen bekannt ist. Kinder würden sagen: Das Landratsamt hat ein Loch im Kopf. Aber das lest Ihr ja eh nicht.