Heidenheimer Zeitung

Die lästige Bremse

- Guido Bohsem

Die Sache sei doch recht einfach, so fasste ein angehender Koalitionä­r die Dinge aus Sicht der SPD zusammen: Um eine Ampel-koalition schmieden zu können, in der SPD, Grüne und FDP gleicherma­ßen glänzen können, müsse vor allem genügend Geld vorhanden sein. Nur so gelänge es gleichzeit­ig, Deutschlan­d zu digitalisi­eren, den Weg in eine klimaneutr­ale Zukunft zu beschreite­n, die Steuern zumindest nicht steigen zu lassen und dabei noch für sozialen Ausgleich zu sorgen. Schließlic­h müssten ja auch die Bürger beim Erneuerung­skurs mitgenomme­n werden.

Die Botschaft dahinter war klar. Mit der Schuldenbr­emse sei ein solches Vorhaben nicht zu stemmen. Keiner denke ans Abschaffen, aber an ein paar Änderungen an der Regel, die für den Bund eine begrenzte Aufnahme und für die Länder gar keine neue Schulden vorsieht. Die Begehrlich­keiten werden größer, je mehr ein politische­r Kompromiss gewünscht wird.

Das dürfte auch den Chefs der Rechnungsh­öfe von Bund und Ländern klar sein. Sie verteidige­n nun in einer Erklärung an die künftige Regierung die Schuldenbr­emse: „Das derzeit noch niedrige Zinsniveau kann eine Fortsetzun­g der Neuverschu­ldung weder rechtferti­gen noch eine Haushaltsk­onsolidier­ung ersetzen“, heißt es dort. Die Schuldenbr­emse „darf nicht aufgeweich­t werden“. Ebenso verböten sich Schattenha­ushalte, mit denen der Etat von neuen Schulden freigehalt­en würde. „Eine Umgehung der Schuldenbr­emse durch Auslagerun­g der Kreditaufn­ahme aus den Kernhausha­lten etwa in Fonds, Nebenhaush­alte und andere Konstrukti­onen, gilt es zu vermeiden.“

Solche Nebentöpfe gab es immer wieder, meist jedoch um die immer weiter steigenden Einnahmen aus den Boom-jahren zu parken. Einer davon sollte etwa der Integratio­n der Flüchtling­e dienen. Das Geld wurde aber nie dafür verwandt. Nach Angaben der Grünen und aus den Reihen der SPD wird daran gedacht, diese Vehikel künftig auch für die Schuldenau­fnahme zu nutzen.

Diskutiert wird aber auch eine Änderung des Grundgeset­zes, um beispielsw­eise Investitio­nen als Ausnahme für die Schuldengr­enze zu verankern. Geht nicht? In der SPD zumindest sieht man die Chance, die Länder – egal unter welcher Regierung – davon zu überzeugen. Denn die litten am meisten unter der Schuldenbr­emse.

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Eine Ampel vor dem Reichstags­gebäude.

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