Liebe Irrtümer,
Ihr begleitet uns durchs ganze Leben. Der Schuss von Geoff Hurst in Wembley war zum Beispiel nie und nimmer drin. Trotzdem trug er zur Niederlage der deutschen Fußballer gegen die Engländer im Wm-endspiel von 1966 bei. Der griechische Geograph Hekataios von Milet behauptete völlig realitätsfremd, die Erde sei eine Scheibe. Und die DDR war nun wirklich alles andere als eine demokratische Republik.
Glücklicherweise wird im Laufe der Zeit manches zurechtgerückt. Man denke an Bernd Hölzenbein. Der schauspielerte sich im 1974er-finale so elfmeterreif auf den Münchner Rasen, dass die Deutschen den Titel holten. Spätestens seit dem Universalgelehrten Aristoteles wissen wir zudem verlässlich, dass die Erde rund ist. Und die Wiedervereinigung entschied bekanntermaßen das Duell der beiden deutschen Systeme.
Möglicherweise birgt auch die Heidenheimer Lokalhistorie einen Irrtum, der bislang niemandem aufgefallen ist. Es geht um jene Dame, nach der ein Brunnen in der Fußgängerzone benannt ist. Sie wollte, so geht die Sage, ihrem Mann das Mittagessen an den Arbeitsplatz bringen. Dummerweise stolperte sie, und die Knöpfle fielen in den Dreck. Weil eine schwäbische Hausfrau nix verkommen lässt, wusch sie die Hefeklöße in der Brenz ab, sodass ihr Gatte sie doch noch verspeisen konnte. Die Knöpfleswäscherin hatte ihren Namen weg, und ihre Geschichte wird seither bei jeder Stadtführung gerne erzählt.
Über den Wahrheitsgehalt sagt das freilich überhaupt nichts aus, und vielleicht hat ein findiger Tourismusfachmann die Legende einfach abgekupfert und modifiziert. Dieser Verdacht drängte sich uns auf, als wir beim Wandern unweit von Todtnau im Schwarzwald ein Schild sahen, das auf einen Knöpflesbrunnen hinwies.