Der ganz andere Weg
Die durchschnittliche Halbwertszeit eines Trainers im deutschen Profifußball liegt derzeit bei kaum zwei Jahren, allein in der 2. Liga mussten oder wollten nach nur neun Spieltagen schon wieder vier Coaches gehen. Den größten Verschleiß seit Gründung der Bundesliga hat übrigens Armina Bielefeld mit 62 Übungsleitern in 58 Jahren. Und dann kommt da der FCH und geht einen völlig anderen Weg.
Seit 2007 ist Frank Schmidt im Amt, und an der Tatsache, dass er seinen bis 2023 gültigen Vertrag nun bis 2027 verlängert hat, überrascht höchstens der Zeitpunkt der Bekanntgabe und dass es gleich nochmals vier Jahre sind. Dann wäre Schmidt längst Rekordhalter und käme auf unfassbare 20 Jahre als Cheftrainer bei ein und demselben Verein.
Für diese Treue erntet der FCH im ganzen Land enorme Aufmerksamkeit und der Coach großen Respekt. Viele werden dem Bezirksvorsitzenden Jens-peter Schuller zustimmen, der bei der Mitgliederversammlung Schmidt als „größtes Vorbild im gesamten deutschen Fußball“bezeichnete.
Und der Trainer selbst betonte, dass es ja beide Seiten sind, die diesen Vertrag verlängert haben. Das Vertrauen der Vereinsführung scheint absolut zu sein. Ohne Risiko ist dieser Weg nicht. Der FCH kann einfach mal vom Pech verfolgt werden, dann müsste man wohl auch bei einem drohenden Abstieg an Schmidt festhalten – oder viel Geld ausgeben.
Aber der Weg ist konsequent und Schmidt nicht der einzige Marathonmann im Klub. Holger Sanwald übernahm schon 1994 die Abteilungsleitung bei den damaligen Hsb-fußballern, seine heutigen Mitstreiter in Vorstand, Beirat und Aufsichtsrat sind zu großen Teilen schon seit Jahrzehnten dabei.
Mit dieser Politik behauptet sich der kleine Verein aus einer kleinen Stadt nun im 13. Jahr im Haifischbecken Profifußball und hat noch großes vor – auch das war bei der Mitgliederversammlung zu spüren.