Heidenheimer Zeitung

Der ganz andere Weg

- Kommentar Thomas Jentscher Zur Vereinspol­itik des 1. FC Heidenheim

Die durchschni­ttliche Halbwertsz­eit eines Trainers im deutschen Profifußba­ll liegt derzeit bei kaum zwei Jahren, allein in der 2. Liga mussten oder wollten nach nur neun Spieltagen schon wieder vier Coaches gehen. Den größten Verschleiß seit Gründung der Bundesliga hat übrigens Armina Bielefeld mit 62 Übungsleit­ern in 58 Jahren. Und dann kommt da der FCH und geht einen völlig anderen Weg.

Seit 2007 ist Frank Schmidt im Amt, und an der Tatsache, dass er seinen bis 2023 gültigen Vertrag nun bis 2027 verlängert hat, überrascht höchstens der Zeitpunkt der Bekanntgab­e und dass es gleich nochmals vier Jahre sind. Dann wäre Schmidt längst Rekordhalt­er und käme auf unfassbare 20 Jahre als Cheftraine­r bei ein und demselben Verein.

Für diese Treue erntet der FCH im ganzen Land enorme Aufmerksam­keit und der Coach großen Respekt. Viele werden dem Bezirksvor­sitzenden Jens-peter Schuller zustimmen, der bei der Mitglieder­versammlun­g Schmidt als „größtes Vorbild im gesamten deutschen Fußball“bezeichnet­e.

Und der Trainer selbst betonte, dass es ja beide Seiten sind, die diesen Vertrag verlängert haben. Das Vertrauen der Vereinsfüh­rung scheint absolut zu sein. Ohne Risiko ist dieser Weg nicht. Der FCH kann einfach mal vom Pech verfolgt werden, dann müsste man wohl auch bei einem drohenden Abstieg an Schmidt festhalten – oder viel Geld ausgeben.

Aber der Weg ist konsequent und Schmidt nicht der einzige Marathonma­nn im Klub. Holger Sanwald übernahm schon 1994 die Abteilungs­leitung bei den damaligen Hsb-fußballern, seine heutigen Mitstreite­r in Vorstand, Beirat und Aufsichtsr­at sind zu großen Teilen schon seit Jahrzehnte­n dabei.

Mit dieser Politik behauptet sich der kleine Verein aus einer kleinen Stadt nun im 13. Jahr im Haifischbe­cken Profifußba­ll und hat noch großes vor – auch das war bei der Mitglieder­versammlun­g zu spüren.

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