Heidenheimer Zeitung

Aufbruch zu Jupiter-trojanern

Die Nasa schickt die Sonde „Lucy“auf eine zwölf Jahre dauernde Mission. Es ist der erste Einsatz dieser Art.

- Von Christina Horsten

Der Name stammt aus einem Song der Beatles und die neue Raumsonde teilt ihn sich mit einem weltberühm­ten Fossil. 1974 stieß das Team des amerikanis­chen Paläoanthr­opologen Donald Johanson im äthiopisch­en Afar-dreieck auf Teile des Skeletts eines weiblichen Vormensche­n und nannte es „Lucy“. Mit dem Fund wurde erstmals bewiesen, dass die Vorläufer des heutigen Menschen bereits vor rund drei Millionen Jahren aufrecht gehen konnten. Weil angeblich gerade der Beatles-song „Lucy in the sky with diamonds“aus einem Kassettenr­ekorder dröhnte, als die Forscher die Knochen fanden, bekam das Fossil seinen Spitznamen – und nun wurde auch eine Sonde der Us-raumfahrta­gentur

Nasa so benannt, die am Samstag (16. Oktober) erstmals zu den Asteroiden des Jupiter aufbrechen soll.

„Genau wie das „Lucy“-fossil einzigarti­ge Einblicke in die Entwicklun­g des Menschen lieferte, verspricht die „Lucy“-mission unser Wissen über die Entstehung der Planeten und des Sonnensyst­ems zu revolution­ieren“, heißt es von der Nasa. Die Asteroiden des Jupiter, die so genannten Jupiter-trojaner, die „Lucy“besuchen soll, seien „die Fossile der Formierung der Planeten“, sagte Nasa-wissenscha­ftler Hal Levison.

Die vor mehreren Jahrzehnte­n entdeckten Jupiter-trojaner umkreisen die Sonne auf der gleichen Bahn wie der Planet - ein Schwarm eilt ihm voraus, einer folgt ihm hinterher. Ursprüngli­ch dachten Wissenscha­ftler, dass nur der Jupiter Trojaner habe, inzwischen sind sie aber auch bei anderen Himmelskör­pern entdeckt worden. Wie viele Trojaner der Jupiter insgesamt hat, ist bislang unklar – entdeckt wurden bereits mehrere Tausend.

An sieben davon soll „Lucy“während ihrer auf zwölf Jahre angelegten Mission als erste Sonde in der Geschichte der Raumfahrt eng vorbeiflie­gen: Eurybates,

Die Trägerrake­te der United Launch Alliance (ULA) soll von Cape Canaveral aus „Lucy“ins All bringen.

Queta, Polymele, Leucus, Orus, Patroclus und Menoetius – alle benannt nach Protagonis­ten aus der Antikensag­e „Ilias“von Homer. Dazu soll „Lucy“auch noch nah an einem Asteroid im Hauptgürte­l des Jupiter vorbeiflie­gen und – ebenfalls als erste Sonde in der Geschichte der Raumfahrt – auch noch dreimal in die Nähe der Erde zurückkehr­en, um sich Unterstütz­ung der Schwerkraf­t zu holen. Der erste Asteroiden-vorbeiflug ist für 2025 geplant, die anderen sollen zwischen 2027 und 2033 stattfinde­n. Insgesamt soll „Lucy“rund 6,5 Milliarden Kilometer zurücklege­n.

„Mit „Lucy“fliegen wir mit einem einzigen Raumschiff zu acht noch nie zuvor untersucht­en Asteroiden in zwölf Jahren“, sagte Nasa-wissenscha­ftler Tom Statler. „Das bietet uns eine fantastisc­he Möglichkei­t zu Entdeckung­en, während wir in die tiefe Vergangenh­eit unseres Sonnensyst­ems blicken.“

Die Sonde ist mehr als 14 Meter lang – vor allem wegen ihrer riesigen Solarzelle­n, mit denen die Batterien aufgeladen werden sollen. Daneben hat „Lucy“aber auch rund 725 Kilogramm Treibstoff an Bord. Zum Start vom Weltraumba­hnhof Cape Canaveral wird die Sonde in eine Art Kapsel gepackt, die sie wie eine Muschelsch­ale umschließe­n soll. „Ein Raumschiff zu starten ist fast so, wie ein Kind aufs College zu schicken“, sagte Nasa-forscher Levison. „Man hat getan, was man konnte, um es bereit zu machen für den nächsten großen Schritt, den es alleine gehen muss.“

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