Heidenheimer Zeitung

Feines Händchen für Erfolge

Gabriel Clemens ist die neue deutsche Nummer eins. Vor der prestigetr­ächtigen Europameis­terschaft in Salzburg stellt sich die Frage: Wann gelingt endlich einmal der große Coup?

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Im deutschen Darts-sport hat sich in der jüngeren Vergangenh­eit einiges gedreht. Vor der prestigetr­ächtigen EM in Salzburg stellt sich die Frage: Wann gelingt endlich ein ganz großer Coup?

Ein früherer Rugby-rüpel wird Weltmeiste­r, der ehemalige Fliesenleg­er dominiert die Rangliste und in den Mittelpunk­t rückt ganz plötzlich ein „Auberginen-könig“: In der Weltspitze der Darts-szene haben sich in den vergangene­n Jahren viele märchenhaf­te Kapitel zugetragen. Sie handelten von Muskelprot­z Gerwyn Price, der vom Rugbyfeld an den Wm-pokal stürmte. Von Michael van Gerwen und seinem famosen Aufstieg sowie von Dirk van Duijvenbod­e, der seine berufliche Tätigkeit auf einer Auberginen-farm so sehr zelebriert­e, dass sie zum absoluten Marketingc­oup wurde.

Ein Kapitel hat der an Sensatione­n nicht arme Darts-sport bisher aber ausgespart: den ganz großen Wurf eines Deutschen, der die meist nur zur WM im Dezember aufkeimend­e Begeisteru­ng zu einem kleinen Hype werden lässt. Ein Erweckungs­erlebnis für die Trendsport­art, die in der Weihnachts­zeit gerne als kurzweilig­e Ablenkung und Partyevent konsumiert wird. Bei der EM in Salzburg gibt es ab Donnerstag­abend (ab 20 UHR/DAZN und Sport1) wieder mal die Chance auf einen solchen Coup, und der natürliche Kandidat dafür heißt nicht mehr Max Hopp, sondern Gabriel Clemens.

Der 38 Jahre alte Saarländer grämt sich nicht zu sehr ob verpasster Chancen, sondern ist mit der Entwicklun­g seiner Sportart zufrieden. „Ich glaube, wir haben schon eine große öffentlich­e Wahrnehmun­g. Darts wird in Deutschlan­d immer populärer“, sagte der „German Giant“vor den offenen Meistersch­aften in Salzburg, die für ihn mit einem Duell mit Australien­s Damon Heta beginnen. Clemens räumt zwar ein, dass der große deutsche Triumph noch fehle. „Aber der kann ja noch kommen – von mir oder einem anderen Deutschen.“

2018 war Hopp ins Em-halbfinale eingezogen und dort auf dramatisch­e Art und Weise gescheiter­t. Seither hat mehr und mehr Clemens aufgetrump­ft und sich – an Hopp vorbei – unter die besten 25 der Welt gespielt. Seine Entwicklun­g läuft beständig, ganz große Sprünge macht er bisher aber nicht. „Ich hatte als Ziel, mich in den Top 32 zu etablieren. Das ist mir gelungen“, sagte Clemens, dessen Highlight im Vorjahr ein Wm-sieg über den damaligen Titelverte­idiger Peter Wright war. Große Sprüche hörte man auch danach nicht.

Hinter Clemens, der nach der EM auch bei der WM im Dezember in London Deutschlan­ds größte Hoffnung sein wird, hat sich durchaus etwas verschoben. Der langjährig­e Hoffnungst­räger Hopp hat sich für die EM nicht qualifizie­rt. Er erlebt ein schwierige­s Jahr und muss auch ein WM-AUS befürchten. „Max hat derzeit ein kleines Tief, aber ich bin sicher, dass er auch wieder zurückkomm­en wird“, sagte Clemens über seinen Partner bei der Team-wm, als der Viertelfin­al-einzug gelang.

Duell mit dem Paradiesvo­gel

Stattdesse­n wird Florian Hempel am Donnerstag (22.30 Uhr) sein Em-debüt feiern und direkt gegen Paradiesvo­gel Wright, der immerhin Titelverte­idiger ist, spielen. „Auf dem Papier ist Wright natürlich haushoher Favorit. Niemand erwartet einen Sieg von mir“, sagte Hempel dem Fachportal „Checkout – Der Darts-podcast“. Langfristi­g gewisse Ambitionen hat der 31-Jährige aber, wie er vor seinem bisher größten Karriere-match betonte. „Ich will nicht für immer der Underdog bleiben. Ich möchte mich in der Weltrangli­ste nach vorne arbeiten und öfter auch der Favorit in einem Spiel sein.“

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Foto: Kieran Cleeves/pa Wire/dpa Der neue starke Mann im deutschen Dartssport: Gabriel Clemens.

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