Heidenheimer Zeitung

„Die Lage ist nicht entspannt“

Die Landräte Leo Schrell (Dillingen) und Peter Polta (Heidenheim) fühlen sich im Blick auf die Kreisklini­ken in Sachen Corona vom Bund im Stich gelassen.

- Von Klaus-dieter Kirschner

Mitte Juni hat der Bund die Ausgleichs­leistungen für die Kliniken auf null gesetzt. Jetzt müssen die Landkreise als Klinikbetr­eiber die Defizite alleine schultern, klagte Dillingens Landrat Leo Schrell beim bayrisch-württember­gischen Kommunalst­ammtisch, der die Teilnehmer diesmal in Lauingen zusammenfü­hrte.

Die Fallzahlen der Covid-19pandemie steigen wieder, sodass nicht mehr alle anderen Behandlung­en in den Kliniken möglich sind. Für die Kliniken in Wertingen und Dillingen bekam der bayrische Landkreis 2020 noch 2,1 Millionen Euro als Ausgleichs­zahlungen vom Bund überwiesen. Mitte Juni 2021 stellte der Bund diese Zahlungen ein. Leo Schrell rechnet damit, dass heuer das Defizit der beiden Kliniken von 3,5 Millionen auf sechs Millionen Euro steigt.

Der Landrat sprach „von einer Sauerei“und informiert­e darüber, dass die Integriert­e Leitstelle Augsburg, die auch für die Kreise Dillingen und Donau-ries zuständig ist und in besonderen Fällen auch schon die Wehren aus Sontheim/brenz oder Niederstot­zingen zur Überlandhi­lfe im Bayrischen mobilisier­te, jetzt erneut das Disponente­n-team um einen ärztlichen Koordinato­r erweiterte.

Wegen der steigenden Zahl an schweren Corona-fällen muss dieser Koordinato­r die Einweisung entspreche­nd in den Kliniken organisier­en, in denen Intensivst­ationen noch Betten frei haben. Schrell: „Sie sehen, die Lage ist nicht entspannt.“

Heidenheim­s Landrat Peter Polta stimmte seinem Kollegen voll und ganz zu: „Es muss wirklich etwas passieren.“Aktuell liege die Inzidenz bei über 86 und folglich sei auch das Personal des Klinikums Heidenheim in Habacht-stellung: „Es ist noch ein weiter Weg aus der Pandemie. Es kann noch einen heißen Herbst geben.“Entspreche­ndes Fachperson­al werde abgeordnet und stehe dann nicht mehr für die anderen Aufgaben zur Verfügung.

Polta berichtete von Bemühungen, auch nicht deutschspr­achige Mitbürger für die Impfung zu gewinnen. Eigens dafür wurden sogar Infoblätte­r ins Arabische übersetzt oder es wurde mit Dolmetsche­rn informiert.

Schlechte Impfbeteil­igung

Losgelöst von der Nationalit­ätenfrage sprach der Landrat „von einer unterdurch­schnittlic­hen Impfbeteil­igung“im Kreis Heidenheim und war sich sicher: „Wir brauchen bald die dritte Impfung.“Eine längere Diskussion über die Impfstatis­tik ergab, dass die Zahlen offenbar nicht zuverlässi­g, ja eher lückenhaft seien und letztlich die Probleme auch nicht lösen könnten. Leo Schrell: „Im Prinzip ist die Impfstatis­tik doch bloß Kaffeesatz­leserei.“

 ?? Foto: Klaus-dieter Kirschner ?? Nach einem Jahr coronabedi­ngter Pause tagte wieder der bayerisch-württember­gische Kommunalst­ammtisch unter dem Vorsitz der Landräte Leo Schrell (links, Dillingen) und Peter Polta (Heidenheim).
Foto: Klaus-dieter Kirschner Nach einem Jahr coronabedi­ngter Pause tagte wieder der bayerisch-württember­gische Kommunalst­ammtisch unter dem Vorsitz der Landräte Leo Schrell (links, Dillingen) und Peter Polta (Heidenheim).

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