Forscher empfehlen wegen Lehrermangels Fernunterricht
Wissenschaftler schlagen der Politik einschneidende Maßnahmen vor. Die Landesregierung hält die Vorschläge für „interessant“.
Angesichts großen und absehbar steigenden Lehrermangels in Deutschland empfehlen Wissenschaftler den Landesregierungen weitreichende Maßnahmen zur Gewinnung und Einsparung von Personal. Die Ständige Wissenschaftliche Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz rät in einer Stellungnahme unter anderem zu „hybriden Unterrichtsszenarien“. So könne man etwa Oberstufenschüler per Video in den Unterricht anderer Klassen zuschalten. Auch die „Erhöhung der Selbstlernzeiten von Schülern“und ein „flexibler Umgang mit Klassenfrequenzen“– also mehr Schüler pro Lehrer – stellen sie zur Debatte.
Darüber hinaus könnten Lehrer befristet länger und mehr arbeiten, von Verwaltungsaufgaben entlastet und an Dienststellen mit besonderem Bedarf abgeordnet werden. Um neues Personal für Schulen zu bekommen, rät die SWK zur erleichterten Anerkennung ausländischer Abschlüsse, zum Einsatz von Studenten und anderer „formal nicht (vollständig) qualifizierter Personen“sowie Querund Seiteneinsteigern.
„Der Umfang des gegenwärtigen Lehrkräftemangels macht es erforderlich, neben Maßnahmen zur Ausschöpfung und Erweiterung des Potenzials auch Maßnahmen zur Senkung des Bedarfs an Lehrkräften zu implementieren“, schreiben die Forscher. Der Lehrkräftemangel bleibe aller Voraussicht nach in den kommenden 20 Jahren bestehen. Die Gesellschaft stehe vor einer „historischen Herausforderung, die größte Anstrengungen erfordert, um den kommenden Generationen“von Schülerinnen und Schülern „ein Unterrichtsangebot zu machen, das ihnen soziale, kulturelle, gesellschaftliche und berufliche Teilhabe ermöglicht“.
Viele Schulpolitiker zeigten sich aufgeschlossen. Einige der Maßnahmen werden ohnehin schon in verschiedenen Ländern umgesetzt, teils auch in Badenwürttemberg. Kultusministerin Theresa Schopper (Grüne) kündigte an, die Empfehlungen zu prüfen. Besonders der Hybridunterricht sei „interessant“.