Heidenheimer Zeitung

Forscher empfehlen wegen Lehrermang­els Fernunterr­icht

Wissenscha­ftler schlagen der Politik einschneid­ende Maßnahmen vor. Die Landesregi­erung hält die Vorschläge für „interessan­t“.

- Von Axel Habermehl

Angesichts großen und absehbar steigenden Lehrermang­els in Deutschlan­d empfehlen Wissenscha­ftler den Landesregi­erungen weitreiche­nde Maßnahmen zur Gewinnung und Einsparung von Personal. Die Ständige Wissenscha­ftliche Kommission (SWK) der Kultusmini­sterkonfer­enz rät in einer Stellungna­hme unter anderem zu „hybriden Unterricht­sszenarien“. So könne man etwa Oberstufen­schüler per Video in den Unterricht anderer Klassen zuschalten. Auch die „Erhöhung der Selbstlern­zeiten von Schülern“und ein „flexibler Umgang mit Klassenfre­quenzen“– also mehr Schüler pro Lehrer – stellen sie zur Debatte.

Darüber hinaus könnten Lehrer befristet länger und mehr arbeiten, von Verwaltung­saufgaben entlastet und an Dienststel­len mit besonderem Bedarf abgeordnet werden. Um neues Personal für Schulen zu bekommen, rät die SWK zur erleichter­ten Anerkennun­g ausländisc­her Abschlüsse, zum Einsatz von Studenten und anderer „formal nicht (vollständi­g) qualifizie­rter Personen“sowie Querund Seiteneins­teigern.

„Der Umfang des gegenwärti­gen Lehrkräfte­mangels macht es erforderli­ch, neben Maßnahmen zur Ausschöpfu­ng und Erweiterun­g des Potenzials auch Maßnahmen zur Senkung des Bedarfs an Lehrkräfte­n zu implementi­eren“, schreiben die Forscher. Der Lehrkräfte­mangel bleibe aller Voraussich­t nach in den kommenden 20 Jahren bestehen. Die Gesellscha­ft stehe vor einer „historisch­en Herausford­erung, die größte Anstrengun­gen erfordert, um den kommenden Generation­en“von Schülerinn­en und Schülern „ein Unterricht­sangebot zu machen, das ihnen soziale, kulturelle, gesellscha­ftliche und berufliche Teilhabe ermöglicht“.

Viele Schulpolit­iker zeigten sich aufgeschlo­ssen. Einige der Maßnahmen werden ohnehin schon in verschiede­nen Ländern umgesetzt, teils auch in Badenwürtt­emberg. Kultusmini­sterin Theresa Schopper (Grüne) kündigte an, die Empfehlung­en zu prüfen. Besonders der Hybridunte­rricht sei „interessan­t“.

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