Heidenheimer Zeitung

Fast gleichbere­chtigt

- Guido Bohsem zum Zustand der Koalition

Es kam, wie es kommen musste. Auch der Koalitions­ausschuss aus SPD, FDP und Grünen konnte das Problem nicht lösen. Der heiße Streit über eine Beschleuni­gung von Bauvorhabe­n kocht weiter, bestenfall­s ist es gelungen, die Temperatur eins runterzudr­ehen. Vorerst bleibt es dabei: Die FDP will auch den Bau von Autobahnen ins öffentlich­e Interesse rücken. Die Grünen lehnen das ab. Von der SPD heißt es, man sei eher bei den Liberalen.

Das Problem ist symptomati­sch. Auch nach mehr als einem Jahr hat sich die Koalition noch nicht auf ein Verfahren zur Konfliktlö­sung verständig­t. Vielleicht ist das angesichts des russischen Überfalls auf die Ukraine auch zu viel erwartet. Doch der permanente Streit auf vielen Feldern stellt die Profession­alität der Akteure infrage. Bislang lief es ja so: Ein Ministeriu­m präsentier­te einen Vorschlag

und die Fachleute der Koalition (aus den jeweils anderen Parteien) zerlegten das Projekt innerhalb kürzester Zeit.

Mit Not und sehr viel Flickzeug bastelte das Bündnis das Vorhaben wieder zusammen und versuchte das staunende Publikum davon zu überzeugen, wie gelungen das nun alles sei. Machtworte des Kanzlers helfen bei etwa gleich starken Partnern auch nur, wenn man vorher einen Kompromiss gefunden hat.

Immerhin, um ein wenig weniger zu streiten, soll es ein „Vorhabencl­earing“geben. Das heißt, dass sich das zuständige Ministeriu­m zuerst mit Kanzleramt, Finanzmini­sterium und Wirtschaft­sministeri­um abstimmen muss, bevor es eine Gesetzesin­itiative präsentier­en darf. Das wäre dann eine Art Koalitions­ausschuss vor dem Koalitions­ausschuss. Ob es klappt, bleibt abzuwarten.

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