Heidenheimer Zeitung

Tafel vor großen Herausford­erungen

Die Lage des Heidenheim­er Tafelladen­s hat sich verschärft. In einer Diskussion­srunde wurde über aktuelle Entwicklun­gen und Probleme gesprochen.

- Von Jan Beigelbeck

Mehr als doppelt so viele Tafelauswe­ise wie vor einem Jahr musste Dietmar Wotsch, Marktleite­r der Heidenheim­er Tafel, im Jahr 2022 ausstellen. Aus 300 Ausweisen wurden 700. Dass sich Ukraine-krieg und Energiekri­se heftig auf die Tafeln auswirken, dürfte spätestens dadurch klar geworden sein. Ein mehr als geeigneter Zeitpunkt also, um sich in einer Diskussion­srunde über die Herausford­erungen und Zukunftspe­rspektiven des Heidenheim­er Tafelladen­s auszutausc­hen.

Alle Fraktionen waren dabei

Ausgericht­et vom Sozialauss­chuss der Seelsorgee­inheit Heidenheim, fanden sich so dieser Tage sowohl Vertreter aller Fraktionen des Gemeindera­ts als auch einige interessie­rte Bürgerinne­n und Bürger im Gemeindeha­us Christköni­g in Mergelstet­ten ein. Vonseiten der Caritas, zu der die Heidenheim­er Tafel gehört, standen Marktleite­r Dietmar Wotsch und Markus Mengemann, Regionalle­iter bei der Caritas, Rede und Antwort.

Zu Beginn erklärten die beiden Caritasver­treter den Zuhörern, wie das System der Tafel überhaupt funktionie­rt. Der Laden ist von Montag bis Freitag jeweils von 11 bis 15 Uhr geöffnet und wird von ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn betreut. Bedürftige können dort sehr vergünstig­t und teilweise sogar umsonst einkaufen. Angeboten werden vor allem Lebensmitt­el, die von einigen Supermärkt­en im Landkreis Heidenheim gespendet werden: Aber auch Kleidung, Spielsache­n oder Hygieneart­ikel, oft bereitgest­ellt von Bürgern, sind im Repertoire.

Das aktuelle Problem sei, so Wotsch und Mengemann, dass die Spenden der Supermärkt­e zurückgega­ngen sind, da diese immer besser planen und so weniger für die Tafel übrig bleibt. „Aber wir beobachten große Solidaritä­t in Form von Spenden aus der Bevölkerun­g“, sagt Mengemann. Sowohl mit Lebensmitt­elspenden

als auch mit Kleidungso­der auch Geldspende­n könne man die Tafel jederzeit unterstütz­en.

Viel Lob und großes Interesse

Die rund 50 Gäste waren generell sehr angetan von der Arbeit der Caritas beim Tafelladen und zeigten großes Interesse, auch inwiefern man das Team unterstütz­en könne. Eine erste Frage war, wie es dazu komme, dass Menschen für ihren Einkauf auf den Tafelladen zurückgrei­fen müssen. „Wenn man beispielsw­eise Hartziv-empfänger ist und der Kühlschran­k kaputtgeht, kostet das 400 bis 500 Euro, das ist für diese Menschen schon sehr viel“, erklärt Mengemann. So gehe es ganz schnell, dass jemand, der zuvor finanziell einigermaß­en zurechtgek­ommen sei, im Tafelladen einkaufen müsse.

Tafel rettet Lebensmitt­el

Der Heidenheim­er Tafelladen ist der einzige im Kreis, in Giengen gibt es jedoch den sogenannte­n Zusam-laden, der ebenfalls Lebensmitt­el

für Bedürftige anbietet. Der Leiter des Ladens, Frieder Hartmann, betonte, wie wichtig die beiden Läden für die Rettung von Lebensmitt­eln seien. In Richtung der anwesenden Gemeinderä­te appelliert­e er, darüber nachzudenk­en, das geltende Containern-verbot aufzuheben. Diese erwiderten, dass das Thema aktuell diskutiert werde.

Gesprächsb­edarf gab es auch bezüglich der großen Menschenme­nge, die in der Kälte vor dem Laden warten muss, bis man hereingela­ssen

wird. Wotsch räumte ein, dass die Situation so nicht gut sei, doch bei 150 Quadratmet­ern Ladenfläch­e müsse man schauen, dass der Laden nicht zu voll wird. Die Kunden müssten jeden Morgen eine Nummer ziehen, die festlegt, wann sie in den Laden dürfen. So versuche man, auf Dauer für Fairness zu sorgen.

Steht ein Umzug bevor?

Mit dem Thema Räumlichke­iten wurde ein wunder Punkt angesproch­en. Aufgrund eines Vermieterw­echsels und steigender Kosten sei es durchaus möglich, dass man die Liegenscha­ft in der Wilhelmstr­aße 52 im Frühjahr oder Sommer verlassen muss. „Wir strecken aktuell schon die Fühler nach eine Alternativ­e aus“, sagte Marktleite­r Wotsch.

Immer wieder wurde gefragt, was sich Mengemann und Wotsch im Sinne der Tafel wünschen. Wenig verwunderl­ich nannten diese Sach- und Geldspende­n und verwiesen in diesem Zusammenha­ng auch auf Aalen, wo die Tafel von der Stadt mit 12.000 Euro bezuschuss­t

wurde. Darüber hinaus wurde erneut die ständige Suche nach ehrenamtli­chen Mitarbeite­rn, insbesonde­re Fahrern, betont. Ein großes Problem sei außerdem die Vereinsamu­ng der Tafelkunde­n. Mengemann schlug spontan vor: „Die Menschen könnten beispielsw­eise gemeinsam etwas aus den gespendete­n Waren kochen und gemeinsam essen.“

Die Menschen könnten gemeinsam etwas aus den gespendete­n Waren kochen und gemeinsam essen. Markus Mengemann Regionalle­iter bei der Caritas, machte einen Vorschlag, um der Vereinsamu­ng der Tafelkunde­n entgegenzu­wirken

„Zufrieden mit der Beteiligun­g“

Nach Ende der Diskussion­srunde wurden Wotsch und Mengemann gleich von mehreren Gästen Kisten und Taschen voller Lebensmitt­el für den Laden überreicht. Dietmar Wotsch zeigte sich zufrieden mit dem Abend im Gemeindeha­us Christköni­g: „Ich bin echt zufrieden mit der Beteiligun­g, auch dass so viele aus dem Gemeindera­t da waren.“Pfarrer Tuan Anh Le, der Moderator des Abends, sprach aus, was sich vermutlich alle im Saal dachten: „Vielleicht ist durch diese Diskussion­srunde ein Stein ins Rollen gekommen.“

 ?? Foto: Rudi Weber ?? Die Diskussion­srunde über die Tafel im Mergelstet­ter Gemeindeha­us Christköni­g sorgte für reichlich Interesse.
Foto: Rudi Weber Die Diskussion­srunde über die Tafel im Mergelstet­ter Gemeindeha­us Christköni­g sorgte für reichlich Interesse.

Newspapers in German

Newspapers from Germany