Heidenheimer Zeitung

Warm, hell, teuer

Die Ausstellun­gsräume der Möbelhäuse­r – auch Borst und Hofmeister – kosten richtig viel Geld. Seit die Strom- und Gaskosten so hoch sind, sparen viele Händler.

- Von Caroline Strang Samstagsth­ema

Heimelig warm ist es in den großen Möbelhäuse­rn, damit sich Kundinnen und Kunden auch wohlfühlen, wenn sie auf Sofas probesitze­n, sich Küchen aufzeichne­n lassen oder Kissen befühlen. Alles ist hell erleuchtet und ins richtige Licht gerückt, damit die Möbel auch schön aussehen. Seit die Preise für Strom und Gas so extrem gestiegen sind, geht das deutlich mehr ins Geld als vor der Energiekri­se. Das macht den Möbelhändl­ern zu schaffen. Es gibt bereits kleinere Ketten wie Ehrmann mit Filialen in Rheinland-pfalz und Baden-württember­g, die darauf mit einem zusätzlich­en Schließtag reagieren. Montags sind die Geschäfte allesamt zu, um Energie zu sparen. Doch macht dieses Modell Schule?

Bei Möbel Hofmeister in Bietigheim-bissingen, zu dem auch das Ehinger Möbelhaus Borst gehört, soll es jedenfalls keinen zusätzlich­en Schließtag geben. Die Öffnungsze­iten wurden allerdings durchaus schon verkürzt, um Strom zu sparen. Abends ist nun eine Stunde früher zu, wie Sprecherin Christiane Faber auf Anfrage erklärt. Und es gibt noch weitere Sparmaßnah­men. So werden alle Beleuchtun­gen direkt nach Schließung abgeschalt­et – auch der Hofmeister-schriftzug am Haus. Ein großes Einsparpot­enzial stecke in der Umstellung auf LED, sagt Faber.

Der Möbelhändl­er spart aber nicht erst seit vergangene­m Jahr, „Schon im Vorfeld der Energiekri­se haben wir Maßnahmen getroffen“, sagt Faber. So sei unter anderem Photovolta­ik auf dem Logistikze­ntrum und dem Mitnahmeze­ntrum in Bietigheim installier­t worden. In den Ausstellun­gsräumen

von Hofmeister wurde auf Led-beleuchtun­g umgestellt, eine Maßnahme, die auch bei Möbel Borst in Ehingen aktuell umgesetzt werde. „Zudem setzen wir auf Geothermie – damit werden wir zukünftig das Hofmeister Einrichtun­gshaus in Bietigheim heizen und kühlen.“

Nicht nur bei Hofmeister wird gespart. „Die Lage ist geradezu dramatisch“, sagt Christian Haeser, Geschäftsf­ührer Handelsver­band Möbel und Küchen (BVDM). Viele Händler müssten große Flächen beheizen, die Kosten seien explodiert. „Deshalb ist das nominale Wachstum auch real nicht vorhanden, da die Kostenstei­gerungen den Zuwachs auffressen“, erklärt er.

Die Unternehme­n versuchten gegenzuste­uern: „Die Händler unternehme­n alles, was in ihrer Macht steht, um Energiekos­ten zu senken“. Dies beginne bei allgemeine­n Maßnahmen wie Austausch der Leuchtmitt­el, Optimierun­g der Heizungsst­euerung, hydraulisc­hem Abgleich, Reduktion der beheizten Fläche, bis hin zu Tagen, an denen das Ladengesch­äft geschlosse­n bleibt. Wie viele Unternehme­n mit diesem drastische­n Schritt reagieren, beantworte­t er nicht. Das zu entscheide­n, sei allein Sache des Händlers, sagt er dazu.

Auch den Hersteller­n machen die Kosten zu schaffen – und auch sie versuchen zu sparen. „Die hohen Material- und Energiepre­ise setzen die deutschen Möbelherst­eller stark unter Druck. Die Weitergabe der Kostenstei­gerungen an den Handel gelingt nur in Teilen und nur mit Zeitverzög­erung“, sagt Jan Kurth, Geschäftsf­ührer der Verbände der deutschen Möbelindus­trie (VDM/ VHK). Die Beheizung der Produktion­sräume

erfolge in der Regel mit Holzabfäll­en aus der eigenen Produktion. Gespart werden soll nun unter anderem mit der energetisc­hen Ertüchtigu­ng des Maschinenp­arks, dem Ausbau oder Aufbau von Photovolta­ikanlagen, energieeff­izientere Beleuchtun­g und Optimierun­g der Tourenplan­ung.

Die wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen, so fasst er zusammen, seien weiterhin sehr herausford­ernd. „Neben dem inflations­bedingt schwachen Konsumklim­a beschäftig­en unsere Hersteller vor allem die Kostenstei­gerungen und die störungsan­fälligen Lieferkett­en“, sagt Kurth.

Die Materialve­rfügbarkei­t habe sich in den vergangene­n Wochen deutlich entspannt. „Allerdings bleiben die Lieferkett­en fragil und die Preise der Zulieferpr­odukte liegen weiter auf einem hohen Niveau.“Von Januar bis November 2022 steigerte die deutsche Möbelindus­trie dennoch ihren Umsatz um 7,6 Prozent auf rund 17,4 Milliarden Euro.

Wobei Kurth einschränk­t: „Das Umsatzwach­stum spiegelt vor allem die gestiegene­n Materialko­sten wider.“Im Sommer und Frühherbst des vergangene­n Jahres habe sich das Geschäftsk­lima in der Möbelindus­trie stark eingetrübt, zum Jahresende aber wieder aufgehellt.

Auch die Möbelhändl­er sind verhalten optimistis­ch. „Der Möbelhande­l konnte trotz widriger Umstände auch in 2022 wieder wachsen“, sagt Christian Haeser. Und auch bei Hofmeister ist zu beobachten: „Mittlerwei­le ist bei der Möbel-kundschaft zu beobachten“, so Faber, „dass diese hauptsächl­ich – wegen der Konjunktur­krise – nicht mehr in der früheren gewohnten Frequenz einkauft, dafür aber mehr Geld für einzelne Produkte investiert“.

Die Lage ist geradezu dramatisch. Christian Haeser Handelsver­band Möbel und Küchen

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Foto: Möbel Hofmeister Ausstellun­g bedeutet Aufwand, hier bei Möbel Hofmeister Bietigheim-bissingen

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