Warm, hell, teuer
Die Ausstellungsräume der Möbelhäuser – auch Borst und Hofmeister – kosten richtig viel Geld. Seit die Strom- und Gaskosten so hoch sind, sparen viele Händler.
Heimelig warm ist es in den großen Möbelhäusern, damit sich Kundinnen und Kunden auch wohlfühlen, wenn sie auf Sofas probesitzen, sich Küchen aufzeichnen lassen oder Kissen befühlen. Alles ist hell erleuchtet und ins richtige Licht gerückt, damit die Möbel auch schön aussehen. Seit die Preise für Strom und Gas so extrem gestiegen sind, geht das deutlich mehr ins Geld als vor der Energiekrise. Das macht den Möbelhändlern zu schaffen. Es gibt bereits kleinere Ketten wie Ehrmann mit Filialen in Rheinland-pfalz und Baden-württemberg, die darauf mit einem zusätzlichen Schließtag reagieren. Montags sind die Geschäfte allesamt zu, um Energie zu sparen. Doch macht dieses Modell Schule?
Bei Möbel Hofmeister in Bietigheim-bissingen, zu dem auch das Ehinger Möbelhaus Borst gehört, soll es jedenfalls keinen zusätzlichen Schließtag geben. Die Öffnungszeiten wurden allerdings durchaus schon verkürzt, um Strom zu sparen. Abends ist nun eine Stunde früher zu, wie Sprecherin Christiane Faber auf Anfrage erklärt. Und es gibt noch weitere Sparmaßnahmen. So werden alle Beleuchtungen direkt nach Schließung abgeschaltet – auch der Hofmeister-schriftzug am Haus. Ein großes Einsparpotenzial stecke in der Umstellung auf LED, sagt Faber.
Der Möbelhändler spart aber nicht erst seit vergangenem Jahr, „Schon im Vorfeld der Energiekrise haben wir Maßnahmen getroffen“, sagt Faber. So sei unter anderem Photovoltaik auf dem Logistikzentrum und dem Mitnahmezentrum in Bietigheim installiert worden. In den Ausstellungsräumen
von Hofmeister wurde auf Led-beleuchtung umgestellt, eine Maßnahme, die auch bei Möbel Borst in Ehingen aktuell umgesetzt werde. „Zudem setzen wir auf Geothermie – damit werden wir zukünftig das Hofmeister Einrichtungshaus in Bietigheim heizen und kühlen.“
Nicht nur bei Hofmeister wird gespart. „Die Lage ist geradezu dramatisch“, sagt Christian Haeser, Geschäftsführer Handelsverband Möbel und Küchen (BVDM). Viele Händler müssten große Flächen beheizen, die Kosten seien explodiert. „Deshalb ist das nominale Wachstum auch real nicht vorhanden, da die Kostensteigerungen den Zuwachs auffressen“, erklärt er.
Die Unternehmen versuchten gegenzusteuern: „Die Händler unternehmen alles, was in ihrer Macht steht, um Energiekosten zu senken“. Dies beginne bei allgemeinen Maßnahmen wie Austausch der Leuchtmittel, Optimierung der Heizungssteuerung, hydraulischem Abgleich, Reduktion der beheizten Fläche, bis hin zu Tagen, an denen das Ladengeschäft geschlossen bleibt. Wie viele Unternehmen mit diesem drastischen Schritt reagieren, beantwortet er nicht. Das zu entscheiden, sei allein Sache des Händlers, sagt er dazu.
Auch den Herstellern machen die Kosten zu schaffen – und auch sie versuchen zu sparen. „Die hohen Material- und Energiepreise setzen die deutschen Möbelhersteller stark unter Druck. Die Weitergabe der Kostensteigerungen an den Handel gelingt nur in Teilen und nur mit Zeitverzögerung“, sagt Jan Kurth, Geschäftsführer der Verbände der deutschen Möbelindustrie (VDM/ VHK). Die Beheizung der Produktionsräume
erfolge in der Regel mit Holzabfällen aus der eigenen Produktion. Gespart werden soll nun unter anderem mit der energetischen Ertüchtigung des Maschinenparks, dem Ausbau oder Aufbau von Photovoltaikanlagen, energieeffizientere Beleuchtung und Optimierung der Tourenplanung.
Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, so fasst er zusammen, seien weiterhin sehr herausfordernd. „Neben dem inflationsbedingt schwachen Konsumklima beschäftigen unsere Hersteller vor allem die Kostensteigerungen und die störungsanfälligen Lieferketten“, sagt Kurth.
Die Materialverfügbarkeit habe sich in den vergangenen Wochen deutlich entspannt. „Allerdings bleiben die Lieferketten fragil und die Preise der Zulieferprodukte liegen weiter auf einem hohen Niveau.“Von Januar bis November 2022 steigerte die deutsche Möbelindustrie dennoch ihren Umsatz um 7,6 Prozent auf rund 17,4 Milliarden Euro.
Wobei Kurth einschränkt: „Das Umsatzwachstum spiegelt vor allem die gestiegenen Materialkosten wider.“Im Sommer und Frühherbst des vergangenen Jahres habe sich das Geschäftsklima in der Möbelindustrie stark eingetrübt, zum Jahresende aber wieder aufgehellt.
Auch die Möbelhändler sind verhalten optimistisch. „Der Möbelhandel konnte trotz widriger Umstände auch in 2022 wieder wachsen“, sagt Christian Haeser. Und auch bei Hofmeister ist zu beobachten: „Mittlerweile ist bei der Möbel-kundschaft zu beobachten“, so Faber, „dass diese hauptsächlich – wegen der Konjunkturkrise – nicht mehr in der früheren gewohnten Frequenz einkauft, dafür aber mehr Geld für einzelne Produkte investiert“.
Die Lage ist geradezu dramatisch. Christian Haeser Handelsverband Möbel und Küchen