Heidenheimer Zeitung

Elegante Drücker

- Matthias Brendel zu Provisione­n für Anlagebera­ter in den Banken Unser Autor Matthias Brendel, Jahrgang 1960, investigat­iver Finanzjour­nalist für „Spiegel“, „Focus“und andere Publikatio­nen. Er schildert seine Beobachtun­gen zum Finanzmark­t exklusiv für die

eine Bank betritt, weiß, dass hier eine andere Atmosphäre herrscht als beim WSV. Gespräche zwischen Kunden und Mitarbeite­rn verlaufen in gedämpftem Ton. Wer sich aufregen möchte, tut das besser draußen vor der Tür. Niemand will ein Hausverbot.

Die erhabene Atmosphäre funktionie­rt auch bei Anlagegesc­häften. Viele Kunden übersehen, dass die mit Anzug und Krawatte oder in einem adretten Kostüm auftretend­en Bankmitarb­eiter in nicht wenigen Fällen gekonnt auftretend­e Drücker sind, die dem Kunden jene Geldanlage­n verkaufen, an denen die Bank und die Berater eine besonders hohe Provision verdienen. Ob der Kleinanleg­er glücklich wird, wird erst die Zukunft zeigen. Schon manch einer hat später ins Leere geguckt.

Für April hat die zuständige Eu-kommissari­n Mairead Mcguinness einen Vorstoß angekündig­t, den Banken und anderen Anlagebera­tern die Vermittlun­g von Papieren zu verbieten, an denen sie Provision verdienen. Es ist nicht der erste Versuch, und er wird wohl scheitern wie andere zuvor.

Finanzmini­ster Lindner hat den Vorschlag in einem Schreiben an die Kommissari­n bereits zurückgewi­esen und auch der einflussre­iche Eu-abgeordnet­e Markus Ferber ist dagegen. Mcguinness hatte ihn zuvor mit einem persönlich­en Brief für den Plan gewinnen wollen

In Großbritan­nien und in den Niederland­en, wo kein Geld mehr für die Vermittlun­g solcher Produkte fließen darf, seien die Kosten von Finanzprod­ukten

Wer in Deutschlan­d

Beratung ist nie kostenlos. Der Kunde zahlt bereits, nur weiß er es oft nicht.

für die Anleger gesunken, argumentie­rt die Eu-kommissari­n. „Dann wird der Zugang zu guter Anlagebera­tung auf einen Schlag sehr viel teurer und unattrakti­ver“, hält Ferber dagegen.

Ist diese Anlagebera­tung in Deutschlan­d wirklich kostenlos? Ein zweistelli­ger Milliarden­betrag an Provisione­n fließt auf diese Weise jährlich in die Taschen der Vermittler. Der Kunde zahlt bereits. Nur weiß er es nicht.

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