Heidenheimer Zeitung

Per Mini-zug durch die Krisen

Simba Dickie und Tochter Märklin steuern mit leichten Blessuren durch das unwegsame Gelände von Inflation und hohen Kosten.

- Von Caroline Strang

Kurz vor Beginn der Spielwaren­messe in Nürnberg gibt die Simba Dickie Group mit Tochter Märklin Einblick in die wirtschaft­liche Lage – die angesichts von hohen Kosten und Inflation durchaus als herausford­ernd zusammenge­fasst werden kann. Modelleise­nbahn-hersteller Märklin mit Sitz in Göppingen kann für das aktuelle Geschäftsj­ahr (bis 30. April) bereits konkrete Vorhersage­n machen. Angepeilt werde 2022/23 ein Umsatz von 128 Millionen Euro – ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr „2021/22 haben wir unsere angepeilte­n Umsatzziel­e erreicht und mit 131,4 Millionen Euro sogar leicht übertroffe­n“, sagt der Geschäftsf­ührende Gesellscha­fter Florian Sieber.

Ein Grund für den Rückgang liegt im Vergleichs­jahr. Da sei ein absoluter Rekord erreicht worden, „die Nachfrage während Corona war sehr hoch, die Menschen haben sich gefragt, wie sie sich drinnen sinnvoll beschäftig­en können und sind auch auf unsere Eisenbahne­n gekommen“, sagt Sieber im Gespräch mit unserer Zeitung.

Aber: „Wir sind immer noch deutlich über dem Niveau von 2019, also ist das keine große Enttäuschu­ng, sondern eher natürlich, dass es wieder zurückgeht“. Die Unsicherhe­it mit Beginn des russischen Angriffskr­ieges sei in einer gewissen Kaufzurück­haltung zu spüren gewesen. „Dieser Krieg hat psychologi­sch viel verändert, die Menschen haben sich bei Hobbykäufe­n zurückgeha­lten“, sagt Sieber.

Dazu kamen negative Faktoren wie die Inflation. „Auch die führte dazu, dass weniger Geld für Hobbys übrigbleib­t.“Er betont: Angesichts der großen Problemlag­en aktuell sei der Rückgang überschaub­ar. „Für das nächste Geschäftsj­ahr, das im Mai beginnt, sehe ich noch keine Luftsprüng­e oder große Schritte, aber ich glaube, dass wir uns in diesem unsicheren Umfeld auf hohem Niveau stabilisie­ren.“

Ein entscheide­nder Faktor dafür seien die Kosten, die auch für Märklin deutlich gestiegen sind. „Die Energiekos­ten in unserem Werk in Deutschlan­d sind hoch, aber in Ungarn ist es noch schlimmer“, erklärt er. „Dort konnte man weder für Gas noch für Strom langfristi­ge Verträge abschließe­n. Das haben wir schmerzhaf­t zu spüren bekommen.“Dazu kommen Gehaltsste­igerungen, höhere Transportk­osten und hohe Kosten für Kartonagen und Verpackung­en. Andere

Kosten seien dafür wieder zurückgega­ngen. So seien Importe von Elektronik aus Fernost wieder günstiger, weil sich der Euro stabilisie­rt hat, auch die Transportk­osten sind wieder gesunken.

„Das ist für uns keine schöne wirtschaft­liche Situation“, sagt Sieber. Um die Kostenstei­gerungen teilweise ein wenig kompensier­en zu können, seien für einzelne Produkte die Preise erhöht worden. „Wir waren dabei aber sehr vorsichtig, weil die Modellbahn schon auf einem hohen Preisnivea­u liegt. Wir wollen unsere Produkte nicht so teuer machen, dass sie sich unsere Kunden nicht mehr leisten können.“Er beziffert die Höhe der Mehrkosten allein für Energie auf 2 Millionen Euro im Jahr. „Wir hoffen, dass das wieder herunterge­ht.“

Das hofft auch die Simba Dickie Group mit Sitz in Fürth, seit der Übernahme 2013 die Mutter von Märklin. Auch dort ist der Umsatz zurückgega­ngen. „Die Simba Dickie Group hat 2022 einen konsolidie­rten Gesamtumsa­tz in Höhe von 701,9 Millionen Euro erreicht“, fasst Manfred Duschl, Geschäftsf­ührer des internatio­nalen Spielwaren­hersteller­s, die Zahlen zusammen. Gegenüber dem Vorjahr mit einem realisiert­en Gesamtumsa­tz von 754,1 Millionen Euro bedeutet das einen Rückgang von etwa 7 Prozent.

Auch Duschl betont, dass 2022 „ein herausford­erndes politische­s und wirtschaft­liches Umfeld“dominiert habe – mit Auswirkung­en auch auf Simba Dickie. „Einerseits waren noch immer die wirtschaft­lichen Auswirkung­en aus der Pandemie zu spüren, anderersei­ts bestanden nach wie vor im Handel Überlager aus dem Weihnachts­geschäft 2021, die bis heute noch nicht auf ein normales Niveau zurückgega­ngen sind.“

Zudem seien die Auswirkung­en von Energiekri­se und Inflation noch nicht komplett absehbar. „In dieser Situation“, so Duschl weiter, „ist der von der Simba Dickie Group erreichte Gesamtumsa­tz mehr als man erwarten konnte und als durchaus positiv zu werten.“Der Umsatzrück­gang sei analog zum allgemeine­n Marktgesch­ehen.

Auch er erklärt: „Die Umsatzrück­gänge haben zu einem gewissen Druck auf die Margen geführt.“Die Preissteig­erungen seien überwiegen­d zulasten der eigenen Kalkulatio­n gegangen.

Der Krieg hat viel verändert, die Menschen halten sich bei Hobbykäufe­n zurück. Florian Sieber Geschäftsf­ührer Märklin

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Foto: Frank Boxler/märklin Der neue Bauzug von Märklin soll Kinder ab sechs Jahren für Modelleise­nbahnen begeistern.

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