Booooom: Wolff bärenstark
Deutschland hat den Charaktertest bei der WM nach einem Krimi bestanden und die Chance auf den fünften Platz gewahrt.
Alfred Gislason schnappte sich einen Energiedrink und ließ sich völlig ausgepumpt auf seinen Trainerstuhl plumpsen. Der Bundestrainer musste nach dem unnötigen Verlängerungskrimi der deutschen Handballer gegen Ägypten erstmal durchschnaufen.
„Es wäre sehr bitter gewesen, dieses Spiel noch zu verlieren. Umso schöner ist, dass die Jungs sich zusammengerissen und noch gewonnen haben“, sagte Gislason nach dem 35:34 (30:30, 17:14) gegen den Olympiavierten. Wie beim verlorenen Wm-viertelfinale gegen Frankreich war sein Team im zweiten Durchgang völlig eingebrochen, diesmal aber fing es sich gerade noch rechtzeitig: „Ich bin dennoch stolz auf die Jungs.“
Auch Kapitän Johannes Golla atmete nach der Schlusssirene erleichtert durch, schließlich geht es nun an diesem Sonntag zum Turnierabschluss wie erhofft um den fünften Platz. „Wir haben unser Ziel erreicht. So wie das Spiel gelaufen ist, können wir aber nicht zufrieden sein“, sagte der Kreisläufer am Ard-mikrofon. Die Entscheidung über die endgültige deutsche Abschlussplatzierung fällt im Rahmen des Finaltags am Sonntag (15.30 Uhr/ ZDF), im Spiel um Platz 5 wird Norwegen oder Ungarn der Gegner sein.
Nach einer zehnminütigen Phase ohne eigenen Treffer verlor Deutschland in der Schlussphase völlig den Faden, verspielte eine Acht-tore-führung nach 42 Minuten und musste noch in die Overtime. „Es kann schon sein, dass sich einige zu sicher waren. Das darf uns nicht passieren“, so Golla.
Deutsche Lebensversicherung war einmal mehr Torhüter Andreas Wolff. Er überzeugte mit etlichen Paraden und entschärfte in der Schlusssekunde der Verlängerung auch noch den letzten
Wurf der Ägypter. Beste Dhbwerfer vor 1604 Zuschauern in Stockholm waren Golla (7 Tore), Spielmacher Juri Knorr und Julian Köster (je 6).
Für das Ägypten-spiel ließ Gislason mit Rückraumspieler Lukas Stutzke und Rechtsaußen Lukas Zerbe zwei neue Kräfte einfliegen. Der Berliner Paul Drux reiste
hingegen ab, Djibril M‘bengue und Tim Zechel pausierten in dieser Begegnung.
Diese neue Energie machte sich schnell bemerkbar. Gislason verteilte die Spielanteile früh auf mehrere Schultern – und sein Team dankte es ihm mit einer richtig starken Anfangsphase. Bis zur fünften Minute dauerte es bis zum ersten Gegentreffer. Und vorne lenkte Spielmacher Juri Knorr klug das Spiel.
„Booooom“, schrie Torhüter Andreas Wolff durch die fast menschenleere Tele2-fußballarena, nachdem der Keeper beim Stand von 10:6 nach einer Viertelstunde bereits den sechsten ägyptischen Wurf pariert hatte.