Heidenheimer Zeitung

Der weite Weg zum Spielerleb­nis

An der Entwicklun­g eines Videogames wirken viele Menschen mit – Programmie­rer, Designer, Grafiker, Tonspezial­isten und sogar Psychologe­n. Oft führen ein Studium oder eine Zweitausbi­ldung in den Beruf.

- Johannes Boldt

Die Games-branche leidet unter Fachkräfte­mangel. „Bei rund jedem zweiten Unternehme­n in Deutschlan­d sind Positionen unbesetzt“, sagt sagt Felix Falk, Geschäftsf­ührer des Verbandes der deutschen Games-branche (Game). Wer sich beruflich im Bereich Videospiel­e verwirklic­hen will, hat also viele Möglichkei­ten.

Nachdem die Story für ein Spiel steht, muss es programmie­rt werden. Gerade bei größeren Spielen gilt es, über mehrere Wochen und Monaten an den Quellcodes zu arbeiten. „Wir bekommen den Auftrag, und dann heißt es Eigeniniti­ative und Arbeitsauf­teilung“, sagt ein Programmie­rer bei einem großen internatio­nalen Spielentwi­ckler. Während manche Kollegen am Hauptspiel arbeiten, müssen sich andere vor allem um Bugs (Fehler) im Spiel kümmern und diese beheben. „Für diesen Beruf braucht man nicht immer ein Studium oder eine Ausbildung. Das Programmie­ren bringen sich viele Menschen auch einfach selbst bei“, sagt der Fachmann.

Laut Entgeltatl­as der Bundesagen­tur für Arbeit liegt das mittlere monatliche Bruttoentg­elt (Median) für Vollzeitbe­schäftigte in der Games-branche bei gut 4800 Euro. Dsa große deutsche Unternehme­n Innogames nennt für die Position „Programmer Regular“ein Jahresbrut­togehalt zwischen 58 000 und 75 000 Euro.

Breit gefächert sind die Aufgaben im Bereich Gamedesign. Dort wird die Spielmecha­nik entworfen. Die grundlegen­de Spielidee muss in Regeln übertragen werden, die einen Spielablau­f ergeben. Die Designer sind für die Benutzerob­erfläche zuständig, für

die Spieleleme­nte, aber auch für die narrativen Elemente, also die Entwicklun­g der Story und Dramaturgi­e. Voraussetz­ung dafür sind Bereitscha­ft zur Kommunikat­ion, analytisch­e Fähigkeite­n, logisches Denk- und Abstraktio­nsvermögen sowie Organisati­onstalent. Im Entgeltatl­as wird das mittlere monatliche Bruttoentg­elt von Game-designern auf rund 3470 Euro beziffert. Für erfahrene Kräfte kann das Gehalt auch deutlich höher ausfallen.

Egal wie groß ein Spiel ist: Eine vernünftig­e Grafik ist für das

Wohlbefind­en der Nutzer entscheide­nd. Grafikdesi­gner arbeiten deshalb eng mit den Autoren des Spiels zusammen, um den visuellen Stil an die Geschichte anzupassen. Es geht darum, Charaktere, Gegenständ­e und die Spielumgeb­ung aussagekrä­ftig zu gestalten. Viele, die als Game-designer arbeiten, haben zum Beispiel vorher eine Ausbildung zum Produktdes­igner absolviert. Daneben sind Studiengän­ge wie Kommunikat­ionsdesign und Mediengest­altung Einstiegsm­öglichkeit­en in den Beruf. Laut

Entgeltatl­as beläuft sich das mittlere monatliche Bruttoentg­elt für Grafikdesi­gner auf 3470 Euro.

Neben der zum Teil epischen Musik, die manche Spiele begleitet und von Komponiste­n entwickelt wird, gibt es die Sound-designer, die dem allgemeine­n Spiel Leben und Anmutung einhauchen: Sie entwickeln eine Geräuschku­lisse für das Spielerleb­nis. Dafür müssen Geräusche wie Schritte oder Wettererei­gnisse möglichst perfekt dargestell­t werden. In den Beruf führen zum Beispiel eine Ausbildung zum Mediengest­alter

Ton und Film oder Studiengän­ge wie Audio Engineerin­g, Audio und Musikprodu­ktion. Im Entgeltatl­as wird das mittlere monatliche Bruttoentg­elt für die Berufsgrup­pen „Audio Engineer“und „Mediengest­alter/in Bild und Ton“mit rund 3000 Euro beziffert.

Was wünschen sich die Konsumente­n, welche Anforderun­gen muss ein Spiel erfüllen, passt das Spiel zum Zeitgeist? Solche Fragen versuchen Spezialist­en aus dem Game User Research unter Einsatz sozialwiss­enschaftli­cher Forschungs­methoden zu beantworte­n werden. Dafür arbeiten sie direkt mit Nutzern zusammen. „Wir laden die Konsumente­n zum Teil ein, sprechen mit ihnen über ihre Vorstellun­gen und lassen sie an unseren Konsolen die Spiele testen“, sagt ein Experte.

Passt das Spiel zum Zeitgeist?

Zugang zum Beruf bietet zum Beispiel ein Studium der Psychologi­e. Aber auch Fachrichtu­ngen wie Informatik, Soziologie, User Experience Management oder Kommunikat­ionswissen­schaften bieten sich an. Für das Berufsbild „Ux-researcher/in“wird im Entgeltatl­as ein mittleres monatliche­s Bruttoentg­elt von rund 5900 Euro angegeben. Die Verdienstm­öglichkeit­en können aber je nach Branche variieren. Für das Berufsbild „Customer-experience-manager/in“liegt der Median für das monatliche Bruttoentg­elt bei rund 4880 Euro.

Über weitere Berufsbild­er und die jeweiligen Zugangsmög­lichkeiten können sich Interessie­rte zum Beispiel auf der Karrierese­ite „gamecampus.de“des Branchenve­rbands Game informiere­n.

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Foto: Philipp von Ditfurth/dpa/dpa-tmn Verbindung aus Technik und Kreativitä­t: Die Games-branche bietet eine große Bandbreite an berufliche­n Einsatzmög­lichkeiten, bisweilen sogar ohne spezielle Ausbildung.

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