Heidenheimer Zeitung

Tierische Wetterbote­n

In den USA steht das Murmeltier im Fokus – anderswo werden Bären, Kühen und Co. Hellseher-fähigkeite­n zugesproch­en.

- Von Sophie Brössler, dpa

Einige Tiere können tatsächlic­h Hinweise darauf geben, wie sich das Wetter kurzfristi­g entwickelt. Dann passen sie ihr Verhalten an, etwa bei Änderungen der Temperatur oder der Luftfeucht­igkeit. Zu exakten langfristi­gen Prognosen sind allerdings weder diese noch andere Tiere in der Lage – auch wenn es viele Bauernrege­ln in Aussicht stellen. Einige dieser Sprichwört­er haben sich hartnäckig gehalten und Kults um Tiere verursacht. Eine Auswahl:

Das Murmeltier Wie lange dauert der Winter noch? Auf diese Frage gibt in den USA jedes Jahr ein Murmeltier die Antwort: Im Örtchen Punxsutawn­ey in Pennsylvan­ia richten sich alle Augen am 2. Februar auf Nagetier Phil nach seinem Winterschl­af. Sieht Phil seinen eigenen Schatten, bleibt es noch sechs Wochen lang Winter, heißt es, wenn nicht, gebe es einen frühen Frühling. In den USA und Kanada wird der traditione­lle Murmeltier­tag vielerorts gefeiert. Dass Phils Prognosen meistens falsch sind, ist Nebensache.

Der Laubfrosch Den Spitznamen „Wetterfros­ch“tragen in Deutschlan­d heute vor allem Meteorolog­en. Früher ließen sich die Menschen aber von Laubfrösch­en das Wetter vorhersage­n – oder versuchten es zumindest. Wenn es warm ist, klettern Frösche auf der Suche nach Insekten an Pflanzen hoch. Die Tiere wurden deswegen kurzerhand in Einmachglä­ser mit kleinen Leiten gesteckt. Kraxelte die Amphibiena­rt die Leiter empor, sollte es gutes Wetter geben. Allerdings werden im Mikroklima im Glas äußere Einflüsse ausgeblend­et, erklärt der Deutsche Wetterdien­st (DWD). Zudem könne ein Frosch nur den Istzustand des Wetters messen. An einem sonnigen Morgen kann ein Frosch kein kräftiges Gewitter am Nachmittag vorhersehe­n.

Der Braunbär Als tierischer Wetterprop­het wird in Serbien, Rumänien und Ungarn der Braunbär gefeiert. Der Volksglaub­e ähnelt der Legende um das Murmeltier: Man beobachtet im Februar einen Bären, der aus seiner Höhle kommt. Kehrt dieser zurück in seinen Unterschlu­pf, soll der Winter noch rund 40 Tage dauern. Jährlich strömen Schaulusti­ge zu den Bärengeheg­en in die Tierparks. „Das Ende des Winters ist in Sicht“, postete der Zoo Belgrad etwa im vergangene­n Jahr auf seiner Instagram-seite. Wissenscha­ftlich belegt sei das Ganze aber nicht, schreibt der Zoo Budapest. Man könne genauso gut eine Münze werfen.

Im Englischen gibt es ein altes, aber immer noch häufig verwendete­s Sprichwort, wonach sich alle Kühe auf den Boden legen, bevor es anfängt zu regnen. Laut dem Met Office, dem Wetterdien­st des Vereinigte­n Königreich­s, sollten sich die Menschen auf diese Regenvorhe­rsage jedoch nicht verlassen. Als Herdentier­e neigen Kühe dazu, das Verhalten der Artgenosse­n nachzuahme­n: Wenn eine liegt, liegen schnell alle. Und im Normalfall liegen Kühe täglich über zwölf Stunden – egal, ob es im Anschluss regnet oder die Sonne scheint.

Die Kuh

An einem sonnigen Morgen kann ein Frosch kein kräftiges Gewitter am Mittag vorhersehe­n.

In China und Japan gibt es eine Menge tierischer Wetterprop­heten, allen voran die Schwalbe. „Wenn die Schwalben niedrig fliegen, werden wir bald Regen kriegen“, heißt es dort, aber auch in Deutschlan­d über die Vögel. Die Bauernrege­l hat einen wahren Kern: Schwalben fressen gerne Insekten. Diese fliegen laut DWD bei trockenen und warmen Wetter in größeren Höhen, bei kühleren, feuchten und windigen Bedingunge­n dagegen eher in Bodennähe. Sonnensche­in an mehreren Tagen hintereina­nder gebe es vor allem bei stabilen Hochdruckw­etterlagen. Dabei folge oft ein schöner Tag nach dem anderen. Lässt der Hochdrucke­influss nach, halten sich viele kleinste Organismen und damit auch Schwalben laut DWD in niedrigere­r Flughöhe auf. Diese kann also tatsächlic­h ein Indikator für das Wetter sein. Allerdings flögen Schwalben auch aus anderen Gründen tief. Etwa früh morgens, denn dann gebe es auch bei schönem Wetter kaum Aufwinde.

Die Schwalbe

Der Siebenschl­äfer Das Wetter am Siebenschl­äfertag soll die Wetterlage der sieben folgenden Wochen aufzeigen. „Ist der Siebenschl­äfer nass, regnet‘s ohne Unterlass“, heißt es in einem Sprichwort in Deutschlan­d, Österreich und der Schweiz zum 27. Juni. Was viele nicht wissen: Die Erzählung hat ursprüngli­ch nichts mit dem Nagetier zu tun. Sie bezieht sich auf eine Legende, nach der sieben christlich­e Brüder wegen ihres Glaubens verfolgt und in einer Höhle eingemauer­t wurden. Im Englischen wurde der Tag dagegen mit „Seven Sleepers‘ Day“übersetzt.

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Fotos: dpa Ob Murmeltier, Laubfrosch, Bär, Schwalbe oder Kuh: An tierische Wetterbote­n glauben Menschen weltweit. Meteorolog­en nehmen es mit Humor.

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