Batsch! Batsch! Batsch!
Lange war Nattheim in Sachen Fasching der Außenseiter auf dem Härtsfeld. Damit ist nun Schluss: Mit den Breamahexa verfügt die Gemeinde jetzt über eine eigene Faschingsgruppe. Die schnappt anderen Vereinen bereits Mitglieder weg.
Das ganze Härtsfeld ist im Faschingsfieber. Das ganze Härtsfeld? Nein! In Nattheim schaut man seit jeher – je nach Gesinnung – entweder neidisch oder erleichtert auf das Faschingsangebot in den umliegenden Kommunen. Damit ist nun Schluss. Denn mit den Breamahexa verfügt Nattheim seit Kurzem über eine eigene Faschingsgruppe.
Initiiert wurde die Formation von Petra Gold-oelkuch und ihrem Mann Nick Oelkuch. Sie kommt ursprünglich aus Hüttlingen, er stammt aus Schnaitheim, gemeinsam mit ihren vier Kindern ist die Familie nach Nattheim gezogen – und fand eine vergleichsweise faschingsarme Gemeinde vor. „Mir hat das allgemein in der Region gefehlt“, erzählt Petra Gold-oelkuch. „Also habe ich letztes Jahr über Facebook einen Aufruf gestartet.“Diesem Aufruf sind so einige Nattheimer Bürgerinnen und Bürger gefolgt. Viele Mitglieder hätten sich schon länger eine eigene Gruppe vor Ort gewünscht.
Bewaffnet mit „Muggabatschr“
Dass die Breamahexa aus der Härtsfeldgemeinde stammen, soll bereits vom ersten Anblick an erkennbar sein. Grün und Weiß sind die Primärfarben ihrer Häser, Schwarz und Braun sollen sie neutral und dezent ergänzen. „Bewaffnet“sind die Hexen allerdings nicht mit einem Zauberstab, sondern mit einem „Muggabatschr“– einer „Fliegenklatsche“, für diejenigen, die des Schwäbischen nicht mächtig sind. Ihr Ruf lautet dementsprechend „Batsch! Batsch! Batsch!“
Gruselige Masken wird man bei den Breamahexa nicht finden, „denn wir sind eine Familiengruppe“, wie Petra Gold-oelkuch erklärt. Neben zehn Erwachsenen sind auch einige Kinder dabei.
Wie sich eine Familien-faschingsgruppe von einer „regulären“Gruppe unterscheidet? „Nach den Umzügen wird nicht getrunken, sondern man geht nach Hause“, sagt Gold-oelkuch und lacht.
Auch wenn die Gruppe erst seit wenigen Monaten existiert, sei der Zusammenhalt bereits sehr hoch. Gemeinsam haben die Faschingsfans etwa die Häser entworfen und selbst genäht. Das Design ihrer Masken steht noch nicht final fest, ab voraussichtlich März soll jedoch mit dem Schnitzen begonnen werden, hier allerdings von einem externen Experten. Stolze 250 Euro kostet eine Maske. „Deshalb haben wir beschlossen, dass Masken bei uns freiwillig sind. Es ist schließlich eine teure Angelegenheit. Stattdessen kann man sich auch schminken lassen.“
Kein 0815-Stoff
Ein Häs ist ebenfalls keine Pflicht; man könne sich stattdessen ohne großen Aufwand als Breme verkleiden. Auf das karierte Kopftuch, auf das sind die Breamahexa besonders stolz. „Wir wollten keinen 0815-Stoff. Deshalb haben wir direkt die ganzen Stoff-restbestände aufgekauft. Für die nächsten 100 Mitglieder sollte das reichen“, erzählt Petra Gold-oelkuch mit einem Augenzwinkern. 50 bis 100 Mitglieder erhofft sich das Ehepaar. Der Bedarf an einer eigenen Faschingsgruppe scheint in Nattheim jedenfalls da zu sein. „Die meisten unserer Mitglieder waren in der Vergangenheit schon einmal in einem Faschingsverein. Drei waren bis vor Kurzem sogar noch aktiv in anderen Gruppen und sind dort ausgetreten, um exklusiv bei uns mitzumachen“, berichtet Nick Oelkuch. Die betroffenen Vereine hätten das jedoch sportlich genommen.
Außerhalb der fünften Jahreszeit wollen sich die Breamahexa ebenfalls treffen, dann für familientaugliche Unternehmungen. In dieser Faschingssaison hat die Gruppe zunächst einige kleinere Auftritte geplant, kommendes Jahr will sie dann richtig durchstarten. „Wir wären offen dafür, einen Narrenbaum zu stellen und sogar einen Rathaussturm zu organisieren – natürlich nur, wenn unser Bürgermeister nichts dagegen hat“, so Petra Gold-oelkuch.