Heimflug mit gutem Gefühl
Die deutsche Mannschaft beendet die WM nach dem 28:24 gegen Norwegen auf Rang fünf. Bei der Heim-europameisterschaft 2024 ist eine Medaille das große Ziel.
Topteam geschlagen, Trostpreis gewonnen: Deutschlands Handballer haben die WM auf Platz fünf beendet. Die Mannschaft von Bundestrainer Alfred Gislason besiegte Norwegen am Sonntag dank des einmal mehr überragenden Andreas Wolff 28:24 (16:13) und schloss das Turnier mit den letzten Kraftreserven versöhnlich ab. Kapitän Johannes Golla, Luca Witzke und Kai Häfner (je fünf Tore) waren vor 6260 Zuschauern in Stockholm die erfolgreichsten Werfer für die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB). Mit einem beherzten Auftritt, großer Konsequenz und Wolff im Tor holte sich das unerfahrene Team knapp ein Jahr vor der Heim-em in Deutschland (10. bis 28. Januar) ein gutes Gefühl.
Juri Knorr von den Mannheimer Rhein-neckar Löwen lenkte das Spiel erneut umsichtig und wurde bei seinen längeren Verschnaufpausen sehr gut von Witzke vertreten. Aus dem Rückraum sorgte zudem der nachnominierte Lukas Stutzke für Torgefahr. Mit jeweils drei Treffern in den ersten 30 Minuten hatte das Duo großen Anteil an der Drei-toreführung zur Pause. „Es war sehr erfrischend, was die beiden gezeigt haben“, lobte Dhb-sportvorstand Axel Kromer.
Neun Spiele, sieben Siege
Nach dem Wechsel zog das Team sogar auf sechs Tore davon, weil Wolff weiter auf allerhöchstem Level agierte und vorne nun Häfner traf. In der Schlussphase ließen Kraft und Konzentration zwar etwas nach, doch am Ende durften die Gislason-schützlinge jubeln. Die Dhb-auswahl gewann damit sieben ihrer neun WMSpiele. Nach dem Viertelfinal-aus gegen Olympiasieger Frankreich am Mittwoch (28:35) hatten Golla und Co. den fünften Platz als neues Ziel ausgerufen – und erfüllten dieses eindrucksvoll. Die Verbandsführung äußerte sich zufrieden mit dem Abschneiden. „Wir sind im Turnier einen Schritt nach vorne gegangen. Wir haben uns im engsten Verfolgerfeld platziert. Die Spielweise und der Auftritt bestätigen, dass wir uns näher an die Weltspitze herangearbeitet haben“, stellte Kromer fest: „Wir hatten immer unsere Siegchancen.“
Auch im Viertelfinale gegen Rekordchampion Frankreich hatte Deutschland an der Sensation geschnuppert, ab der 40. Minute war die Mannschaft dann jedoch eingebrochen. „Wir können noch nicht konstant unser Leistungsvermögen abrufen. Das liegt zum einen an der Unerfahrenheit der Spieler, aber auch an der Breite, die etwa die Franzosen oder Dänen haben“, konstatierte Kromer.
Schon viele Karten verkauft
Nach der historisch schlechten WM vor zwei Jahren fühlt sich das Team aber bereit für die erste Medaille seit dem Em-coup vor sieben Jahren. Schon bei der Heim-em 2024 soll nach Wunsch des Verbands endlich Edelmetall her. „Das Ziel muss sein, den nächsten Schritt zu gehen und unter die ersten Vier zu kommen“, forderte Dhb-präsident Andreas Michelmann. Kromer ergänzte: „Jeder, der beim Finalwochenende dabei ist, will natürlich ins Endspiel.“Der Rahmen dafür wird stimmen. Der DHB verkaufte bereits 40 000 Karten fürs Eröffnungsspiel in der Fußballarena in Düsseldorf. Auch für die deutschen Spiele im Vorrundenspielort Berlin sind 50 Prozent der Karten vergriffen. „Wir haben eine gute Basis geschaffen“, sagte Vorstandschef Schober.
Der Auftritt gegen Norwegen, das Deutschland beim Hauptrundenfinale zu Wochenbeginn noch 26:28 besiegt hatte, ist ein weiterer Mutmacher. Wolff mit neun Paraden allein in Halbzeit eins sowie eine starke Deckung waren Grundlage zum Erfolg – nur zwei Tage nach dem Verlängerungskrimi gegen Ägypten (35:34).