Irre Aufholjagd wird belohnt
Im Landesliga-kellerduell sah die FSG Giengen/brenz nach einer 7-Tore-führung wie der sichere Sieger aus, doch die TSG Schnaitheim gab nicht auf und holte sogar den Derbysieg (29:30).
Die Hermann-eberhardthalle in Sontheim war am Samstagabend zwar gut gefüllt, aber zu diesem Derbyduell Letzter gegen Vorletzter hätte man dennoch mehr Zuschauer erwarten können. Die Vorzeichen waren klar: Dieses sogenannte Vier-punkte Spiel sollte richtungsweisend für den Abstiegskampf sein.
Rückenwind für die kommenden Aufgaben könnten beide gut gebrauchen, denn die bisherige Punkteausbeute stellt keins der Teams zufrieden. Personell konnte das Schnaitheimer Trainertrio Riehl/knödler/schlichter nahezu aus dem Vollen schöpfen, während Fsg-trainerin Heißwolf mit einigen angeschlagenen Spielerinnen in die Partie ging und zudem ihre Tochter Anna ersetzen musste.
Einsatz mit Gehirnerschütterung
Eine dieser angeschlagenen Spielerinnen war ihre Tochter und Top-torjägerin Ina, die sich mit einer Gehirnerschütterung aus einem Skiunfall herumplagte. Sie wurde überwiegend nur in der Abwehr eingesetzt, was natürlich eine herbe Schwächung für die FSG bedeutete. Trotzdem erzielte die Ausnahmespielerin am Ende sieben Tore.
Das Spiel startete sehr ausgeglichen und mit großen Emotionen. Jede gelungene Aktion wurde von beiden Mannschaften lautstark gefeiert. Man merkte wie wichtig dieses Derby für beide Teams war. Schnaitheims Stella Wiedmann und Fsg-spielerin Annika Hüsken waren für die ersten Tore im Spiel verantwortlich. Heißwolf von der Strafwurflinie brachte ihr Team mit 4:2 nach knapp acht Minuten in Führung. Schnaitheim holte wieder auf und hielt das Spiel in der Folge offen.
Die Torhüterinnen beider Teams, Anja Schauz und Andrea Diebold, hatten beide gute Szenen und so stand es nach knapp 20 Minuten 9:9. Schnaitheim agierte nun etwas nervöser und die FSG nutzte dies zur 12:9-Führung durch Marie Lanzinger, Heißwolf und Pauline Thumm. Schnaitheims Trainergespann legte die Karte zur Auszeit. In den letzten fünf Minuten der ersten Hälfte wollten die Gäste den Rückstand verringern. Mit dem Pausenpfiff stellte Schnaitheims Nina Diedersdörfer auf 15:13 und lies ihrer Mannschaft alle Optionen für die zweite Hälfte offen.
Was Schnaitheim zu Beginn der zweiten Halbzeit den mitgereisten Fans dann bot, konnte nach dem Spiel niemand erklären. Auch Abteilungsleiter Martin Sträßle war auf der Tribüne ratlos. „Das hatte mit Landesligaformat überhaupt nichts zu tun“, so Sträßle angesichts der desolaten Anfangsphase in die zweite Hälfte. Die Heimmannschaft drehte mächtig auf und konnte durch Lanzinger und Heißwolf binnen fünf Minuten auf 21:14 davon ziehen. Fragezeichen über Fragezeichen
auch beim Trainergespann der TSG, das sofort mit einer Auszeit reagierte.
Manndeckung für Lanzinger
Zunächst wurde es nicht besser. Beim 22:15 nach 40 Minuten dachte niemand, dass hier noch was entscheidendes passieren könnte.
Aber eine Szene schien der Wachmacher zu sein. So sahen es zumindest die Schnaitheimer nach dem Spiel. Susanne Frey wurde strafwurfwürdig gefoult, aber der Pfiff des
Schiedsrichters blieb aus. „Das war wohl der Gamechanger für mein Team“, war sich Tsg-trainerin Sabine Knödler nach dem Spiel sicher, die in der Folge auch auf Manndeckung für Lanzinger stellte.
Jetzt spielte sich die TSG in einen regelrechten Rausch. Vor allem Nikola Müller auf Seiten der Grün-weißen lief nun zur Hochform auf. Nach nur acht Minuten war der komfortable Vorsprung der Spielgemeinschaft beim 23:23 dahin. Zu allem Übel musste auch noch Fsg-linkshänderin Lanzinger mit einer roten Karte vom Feld. Schnaitheims Kim Bauder hatte nun tolle Szenen auf rechts Außen und beim 25:29 nach 56 Minuten war der unglaubliche 14:3-Lauf innerhalb 16 Minuten perfekt. Am Ende kam die FSG zwar noch etwas heran, aber zumindest einen verdienten Punkt mitnehmen konnten die Damen der FSG nicht mehr.
Insgesamt sah Fsg-trainerin Kirsten Heißwolf die Niederlage klar der fehlenden Wechselmöglichkeiten geschuldet. „Es waren einfach durch die Verletzung von Kramer und der roten Karte für Lanzinger weniger Optionen möglich zu wechseln“, so Heißwolf die aber insgesamt die Leistung ihrer Mannschaft herausstellte. „Das Spiel war gut und wir haben super gekämpft, deshalb kann ich meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen“, so Heißwolf weiter. Auf die Frage, ob noch was geht im Abstiegskampf meinte Heißwolf abschließend: „Angesichts der nächsten Gegner wird es verdammt schwer.“
Schnaitheims Trainerin Sabine Knödler sieht man eigentlich selten zufrieden, aber nach dem Spiel war sie natürlich angetan von der Leistung ihrer Mannschaft. „Wir sind erst in der zweiten Halbzeit aufgewacht und haben gezeigt, dass wir auch Handball spielen können“, so Knödler die sich auch über die breitere Bank am Ende freute. „Zudem sind wir jetzt seit 49 Tagen ungeschlagen“, zeigte sich Knödler abschließend stolz angesichts 4 ungeschlagener Spiele in Folge.