Heidenheimer Zeitung

EVP-CHEF: EU soll Zäune bauen

Der Europapoli­tiker und CSU-VIZE Manfred Weber fordert geänderte Asylverfah­ren und mehr Schutz an den Außengrenz­en.

- Christian Kerl

Angesichts der rasant steigenden Asylbewerb­erzahlen in der EU fordert der Chef der europäisch­en Christdemo­kraten (EVP), Manfred Weber, einen Kurswechse­l in der Flüchtling­spolitik mit verstärkte­m Grenzschut­z, geänderten Asylverfah­ren und neuen Regeln zur Seenotrett­ung. „Die Eu-staaten schlafwand­eln in eine neue, große Migrations­krise hinein“, sagte Weber, der auch Evp-fraktionsc­hef im Euparlamen­t ist, unserer Redaktion. „Die Kommunen ächzen, die Aufnahmeka­pazitäten für Migranten über die Mittelmeer­routen sind ausgereizt.“Es räche sich jetzt, dass die europäisch­e Spitzenpol­itik die Herausford­erung jahrelang verdrängt und tabuisiert habe, kritisiert­e Weber.

Der Sondergipf­el der Eustaatsun­d Regierungs­chefs in knapp zwei Wochen zum Umgang mit unerwünsch­ter Migration müsse „das Schwarze-peter-spiel beenden“und Antworten auf die drängendst­en Probleme liefern. Weber, der auch stellvertr­etender

CSU-CHEF ist, legte dazu einen Forderungs­katalog mit drei zentralen Punkten vor. Erstens müsse die EU Schutz und Kontrolle der Außengrenz­en auch mit dem Bau von Zäunen verstärken. Namentlich nannte er die Eu-ostgrenze, die Mittelmeer-region, sowie die Grenzen Bulgariens und Griechenla­nds zur Türkei. Die Eu-kommission müsse ihren Widerstand aufgeben, dafür Eugelder bereitzust­ellen.

Asylverfah­ren müssten nicht zwingend in der EU stattfinde­n, regte der EVP-CHEF darüber hinaus an. „An den Eu-außengrenz­en muss es wenigstens einen Schnellche­ck geben, wer Aussicht auf Asyl hat. Und wenn Migranten aus Drittstaat­en wie der Türkei einreisen, in denen sie sicher sind, dann könnten die ersten Verfahrens­schritte auch dort auf fremdem Staatsgebi­et stattfinde­n. Man könnte zum Beispiel in Tunesien oder Ägypten Eu-büros eröffnen, in dem Menschen aus Afrika Asyl in Europa beantragen können.“Es gelte, Schlepperb­anden

das Handwerk zu legen. Als dritten Punkt verlangt Weber eine neue Initiative zur Seenotrett­ung im Mittelmeer. Diese sei eine hoheitlich­e Aufgabe des Staates und dürfe nicht privatisie­rt werden. Deshalb sei „die Neuauflage einer Eu-mission im Mittelmeer“zu prüfen.

Für die Aufnahme von Flüchtling­en in der EU fordert Weber einen fairen Lastenausg­leich. Eine gerechte Aufnahme-quote für jedes Eu-land sei derzeit nicht durchsetzb­ar, eine Pflicht zur Beteiligun­g an den Migrations­lasten müsse es aber geben. „Wenn Länder keine Flüchtling­e aufnehmen wollen, dann müssen sie mehr für Entwicklun­gshilfe oder Außengrenz­schutz leisten, auch finanziell“, sagte Weber.

Nach Angaben der europäisch­en Grenzschut­zbehörde Frontex sind 2022 mindestens 330 000 Menschen irregulär in die EU eingereist – rund zwei Drittel mehr im Vergleich zum Vorjahr und so viele wie in keinem Jahr seit 2016.

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