Heidenheimer Zeitung

„Werteunion hat sich nach außen radikalisi­ert“

Politikwis­senschaftl­er Uwe Jun zu einem möglichen Parteiauss­chluss von Hans-georg Maaßen.

- Michael Gabel

Hans-georg Maaßen, der Ex-präsident des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz, ist wegen verschwöru­ngstheoret­ischer Äußerungen in die Kritik geraten und soll aus der CDU ausgeschlo­ssen werden. Ein Gespräch mit Uwe Jun, Parteienfo­rscher und Professor für Politikwis­senschafte­n an der Uni Trier, über den neuen Chef der Werteunion.

Herr Jun, steht Hans-georg Maaßen noch für einen nennenswer­ten Teil der Cdu-basis?

Uwe Jun: Das ist schwer zu quantifizi­eren. Was wir wissen, ist, dass Herr Maaßen durchaus noch von einzelnen Mitglieder­n in Ostdeutsch­land und auch von älteren Mitglieder­n unterstütz­t wird. Aber das ist eine kleine Gruppe.

Bei den nächsten Wahlen könnten den Unionspart­eien die Stimmen der extrem Konservati­ven aber fehlen.

Das hängt von der Strategie der Union ab, die sie in den jeweiligen Bundesländ­ern favorisier­t. Es könnte ja sein, dass man eher um Wählerinne­n und Wähler der politische­n Mitte kämpfen will. Sehr wichtig für die CDU sind Koalitions­optionen

mit den Grünen, eine Kooperatio­n, die Herr Maaßen ja verdammt.

Die Cdu-politikeri­n Karin Prien fordert, dass die Mitgliedsc­haft in der Werteunion und der CDU für unvereinba­r erklärt wird. Ginge das rechtlich überhaupt?

Nein, zumindest nicht für alle diejenigen, die jetzt schon in der CDU sind. In solchen Fällen könnte es nur ein Parteiauss­chlussverf­ahren geben mit einer individuel­len Prüfung. In diesem muss dann eindeutig ein parteischä­digendes Verhalten nachgewies­en werden, was aber sehr schwer ist.

Die Werteunion gibt auf ihrer Webseite an, sie habe „circa 4000 Mitglieder“. Ist das eine realistisc­he Größe?

Das ist eine eigene Angabe, die ich nicht bewerten kann.

Auf wie hoch schätzen Sie den Anteil von Cdu/csu-mitglieder­n bei der Werteunion?

Auf die Hälfte, wahrschein­lich weniger, aber das ist nur eine Vermutung, weil wir nicht wissen, wie viele ehemalige Unions-mitglieder dort aktiv sind.

Gab es einmal eine Zeit, in der die Wertunion für CDU und CSU wichtige Dienste leistete?

Eher nein. In den vergangene­n Jahren hat sich die Werteunion nach außen radikalisi­ert, sodass sie für CDU und CSU keine Rolle spielt.

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Foto: B. Reichert/dpa Professor Uwe Jun ist Parteienfo­rscher.

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