„Das Ziel ist lachende Erkenntnis“
Die Moderatorin Anja Reschke über ihre neue Late-night-show, ihren unterschätzten Humor und ihre Überzeugung, dass man auch ernste Themen unterhaltsam vermitteln kann.
Sie zählt zu Deutschlands profiliertesten Tv-journalistinnen: Anja Reschke, die Moderatorin des Politikmagazins „Panorama“. Jetzt bekommt die 50-Jährige eine eigene Late-night-show, die donnerstags zu später Stunde im Ersten läuft: Die Sendung „Reschke Fernsehen“(ab 2. Februar, 23.35 Uhr, ARD) soll jede Woche ein relevantes Thema unterhaltsam beleuchten und dabei investigativen Journalismus und satirischen Humor mischen.
Frau Reschke, was erwartet das Publikum bei Ihrer neuen Sendung „Reschke Fernsehen“?
Anja Reschke: Die Sendung ist eine Wundertüte, weil jede Ausgabe anders aussehen kann. Wir werden jeweils ein relevantes Thema unterhaltsam aufdröseln. Ich erzähle dem Zuschauer dieses Thema, und es wird unterfüttert mit Clips, Zitaten, Musik, Einspielfilmen, kleinen Aktionen inund außerhalb des Studios. Aber wir können die Sendung auch mal wie eine Theatererzählung gestalten oder wie eine Rede zur Lage der Nation, wir können singen, tanzen oder das Thema mit Playmobilfiguren nachstellen. Die Basis der Sendung ist Recherche, ist Journalismus – aber die Darreichungsform ist unterhaltend.
Haben Sie mehr Humor, als viele Leute meinen würden?
Das hoffe ich (lacht). Die erste Sendung, die ich in meinem Leben moderiert habe, war ja das Satiremagazin „Extra 3“– da stand ich zum ersten Mal vor der Kamera. Aber ich werde in meiner neuen Sendung nicht wie ein Comedian bei einem Stand-up einen Gag nach dem anderen reißen, das passt ja gar nicht zu mir – wohl aber eine erstaunte, amüsiert-empörte Haltung gegenüber Themen.
Ist diese Mischung aus politischem Journalismus und Satire die Zukunft, um Informationen zu vermitteln?
Nein, das ist nicht die Zukunft. Für die Vermittlung von Informationen
brauchen wir gute, starke, seriöse, glaubwürdige Sendungen – die Nachrichtensendungen und politische Magazine wie „Panorama“, das ich auch weiterhin moderieren werde. „Reschke Fernsehen“ist nur ein Zusatzangebot. Es ist nicht so hart und nüchtern wie eine Informationssendung und soll damit vielleicht auch zusätzliche, andere Zuschauer erreichen. Das Ziel der Sendung ist: lachende Erkenntnis. Und das geht mit echt vielen Themen.
Auch mit ernsten Themen wie dem Krieg gegen die Ukraine?
Auf jeden Fall. In den USA gibt es dieses Genre, in dem man Information und Unterhaltung mischt, viel länger. Dort gibt es viele solcher Formate, der bekannteste Moderator ist John Oliver,
der jede Woche monothematisch eine halbe Stunde macht – zu Wahlen, zum Ukrainekrieg, sogar zu Attentaten. Aber eben auch mal zur britischen Monarchie. Alles, was die Gesellschaft so beschäftigt, das finde ich toll. Wir müssen uns jetzt an die richtige Mischung herantasten, aber es müssen auf jeden Fall relevante Themen sein. Waffenlieferungen ja oder nein? Der Umgang mit dem Ukrainekrieg? Selbstverständlich.
Wo im politischen Spektrum würden Sie Ihre Haltung verorten?
Meine Haltung fußt auf den Werten unseres Grundgesetzes und lässt sich eben nicht im politischen Spektrum verorten. Sie ist auch nichts Außergewöhnliches. Ich finde, dass Minderheiten nicht
abgewertet werden sollen, ebenso wenig wie Religionen, Mann und Frau sind gleichgestellt, Menschen sollen gleich behandelt werden. Natürlich habe auch ich konservative Werte: Verlässlichkeit,
Verbindlichkeit, Vertrauen, Ehrlichkeit. Wenn man sich mein Leben betrachtet, ist das ja auch recht normal. Ich habe Kinder, bin verheiratet, ich bin sogar noch in der Kirche, habe einen starken Familiensinn.
Sie sind eines der bekanntesten Gesichter des kritischen Journalismus in Deutschland, vor allem bei der Flüchtlingskrise 2015 schlug Ihnen viel Hass entgegen. Hat sich das geändert?
2015 und 2016 traf diese Hasswelle sehr gezielt einzelne öffentliche Figuren vor allem aus der Politik und auch dem Journalismus – wie eben mich. Inzwischen hat sich das breiter verteilt. Das macht es nicht besser, aber man steht als Person nicht so allein im Fokus.