Eine Powerfrau auf dem Thron
Prinzessin Beatrix wird 85. Mehr als drei Jahrzehnte lang war sie die geschätzte Königin der Niederlande.
Die Niederlande ohne Beatrix? Das ist für viele Holländer fast genauso unvorstellbar wie ein Frühjahr ohne Tulpen oder Pommes ohne Mayo. Generationen sind mit ihr groß geworden. 33 Jahre lang war sie Königin der Niederlande. An diesem Dienstag wird Beatrix 85 Jahre alt.
Vor einem Jahrzehnt dankte sie ab und trägt nun wieder den Titel Prinzessin. Sie steht jetzt in der zweiten Reihe hinter ihrem Sohn, König Willem-alexander. Doch „hinter den Geranien“, wie die Niederländer ein beschauliches Rentnerleben nennen, sitzt sie sicher nicht. 40 offizielle Auftritte
absolvierte sie etwa im vergangenen Jahr und ist damit für ihren Sohn eine wichtige Stütze.
Für Beatrix ist das mehr als Pflicht. „Ich habe es immer als ein Vorrecht betrachtet, einen großen Teil meines Lebens in den Dienst unseres Landes zu stellen“, sagte sie 2013, als sie ihre Abdankung ankündigte.
Beatrix hatte ihre Heimat erst im Alter von sieben Jahren kennengelernt, nachdem sie 1945 mit ihrer Familie aus dem Exil in Kanada zurückgekehrt war. Sehr gewissenhaft bereitete sie sich auf ihre künftige Rolle als Königin vor, etwa im Staatsrat oder beim Studieren von Jura und Staatsrecht in Leiden. Bei ihrer Hochzeit 1966 flogen Rauchbomben. Beatrix hatte sich ausgerechnet in einen Deutschen verliebt, doch viele hatten das Leid unter der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg nicht vergessen. Prinz Claus von Amsberg gewann aber schnell die Herzen seiner neuen Landsleute. Beatrix selbst nannte die Ehe mit ihm „die beste Entscheidung meines Lebens“.
Als sie am 30. April 1980 den Thron bestieg, befanden sich das Land und die Monarchie in einer tiefen Krise. Hausbesetzer lieferten sich in Amsterdam Straßenschlachten mit der Polizei. Der Schlachtruf „Keine Wohnung, keine Krönung“steht bis heute symbolisch für den harten Anfang der Königin.
Die Niederländer respektierten diese „absolute Powerfrau“, wie sie der Historiker Geert Mak nennt. Und fast unbemerkt wandelte sich das in Zuneigung. Beatrix wurde zur „Mutter des Vaterlandes“. „Bea bedankt, Bea bedankt!“, riefen Zehntausende in Amsterdam bei ihrem Abschied vom Thron. Nicht zuletzt erlebten die Menschen ihre Königin als trauernde Ehefrau und Mutter. 2002 starb ihr Mann, Prinz Claus, und 2013 dann nach einem Lawinenunglück und langem Koma ihr zweiter Sohn, Prinz Friso.
Auf Schloss Drakensteyn bei Utrecht genießt Beatrix heute ihr königliches Rentnerleben. Sie hat Zeit für ihre Leidenschaft, die Bildhauerei. Und natürlich die acht Enkel. Die steifen Königinnenroben und großen Hüte übrigens wurden längst eingemottet. Beatrix trägt mittlerweile flotte Hosenanzüge.