Heidenheimer Zeitung

Das Desaster der „Columbia“

Entsetzen vor 20 Jahren: Kurz vor der geplanten Landung in Texas verglüht das Space Shuttle, alle sieben Astronaute­n sterben.

- Von Christina Horsten, dpa

Nur noch 16 Minuten war die „Columbia“von der Landung entfernt. Weltweit blickten Millionen Menschen via Fernseher in den wolkenlos-blauen Himmel über Texas in Erwartung des Landeanflu­gs – doch dann geschah das Unglück: Das Space Shuttle zerbrach und verglühte beim Eintritt in die Erdatmosph­äre, alle sieben Crew-mitglieder starben. Am Mittwoch ist das genau 20 Jahre her.

Im Kontrollze­ntrum in Florida, wohin um 8.59 Uhr Ortszeit die letzten unverständ­lichen Worte aus der „Columbia“übermittel­t worden waren, bevor der Kontakt abbrach, stand in den Gesichtern der Familienmi­tglieder der Astronaute­n und der Ingenieure blankes Entsetzen.

Teile der „Columbia“fanden sich später in einem Radius von 200 Kilometern über Texas und dem Nachbarsta­at Louisiana verstreut – auf Autobahnen, in Büros, in Wäldern. Ein Tag, der zum Triumph für die Us-raumfahrtb­ehörde NASA und die bemannte Weltraum-forschung werden sollte, endete in einem Desaster. Bei einer Gedenkfeie­r erinnerte die Nasa vor wenigen Tagen an die Opfer der „Columbia“-tragödie und an alle anderen, die bei der Arbeit rund um die Raumfahrt ums Leben gekommen sind.

Die „Columbia“war nicht irgendeine Raumfähre – sie war die erste, der Grundstein einer Flotte

nationaler Ikonen. Am 12. April 1981 hob sie vom Startplatz 39A des Kennedy Space Centers im Bundesstaa­t Florida ab. Auf „STS1“, so der Codename der ersten Mission, folgten in einer 30 Jahre dauernden Space-shuttle-ära vier weitere Raumfähren und mehr als 1300 Tage im All bei 134 Flügen – bis die „Atlantis“am Ende der Mission „STS-135“im Juli 2011 zum endgültig letzten Mal aus dem Weltraum kommend auf der Erde aufsetzte. Schon beim Start der Unglücksmi­ssion „STS-107“war etwas schiefgela­ufen, das – wie Untersuchu­ngen später ergaben – das Desaster beim Landeversu­ch unausweich­lich machte. Ein Stück Schaumstof­f-isolierung eines Tanks der Raumfähre brach ab und schlug ein Loch in die Vorderkant­e des linken Flügels. Wissenscha­ftler der Nasa hatten das zwar bemerkt, aber das Ausmaß des Schadens wohl unterschät­zt.

Einige Nasa-manager hätten Sorgen gehabt, schrieb ein ehemaliger Nasa-ingenieur vor kurzem in einem Gastbeitra­g für den „York Daily Record“. Es habe auch die Bitte um bessere Fotos des Schadens gegeben, die sei aber abgelehnt worden. Eine Notfall-rettungsmi­ssion wäre wahrschein­lich möglich gewesen, ergaben spätere Untersuchu­ngen. Doch die Nasa unternahm nichts.

Das Isoliersch­aum-stück hatte den Hitzeschut­z der Raumfähre beschädigt. Beim Eintritt in die Erdatmosph­äre fielen nacheinand­er die Instrument­e im linken

Flügel wegen Überhitzun­g aus und die „Columbia“geriet kurz vor ihrer geplanten 28. Landung außer Kontrolle und zerbrach schließlic­h. Die sieben Astronaute­n – fünf Amerikaner, darunter eine Frau, sowie der erste Israeli im All und eine Inderin – hatten Untersuchu­ngen zufolge keine Chance, sich zu schützen. Rick Husband, William Mccool, Michael Anderson, Kalpana Chawla, David Brown, Laurel Clark und Ilan Ramon waren innerhalb von Sekunden tot.

Wir arbeiten dafür, unsere Fehler aus der Vergangenh­eit nie zu wiederhole­n. Bill Nelson Nasa-chef

Fokus liegt jetzt auf Kapseln

Statt auf Shuttles liegt der Fokus mittlerwei­le auf Kapseln, wie beispielsw­eise der „Crew Dragon“der privaten Raumfirma Spacex von Elon Musk, mit dem bereits Astronaute­n zur Internatio­nalen Raumstatio­n ISS gebracht werden. Die von der Nasa selbst für die „Artemis“-missionen zu Mond und später auch Mars entwickelt­e Kapsel „Orion“absolviert­e Ende 2022 erfolgreic­h ihren ersten richtigen Testflug. Weil diese Kapseln beim Start auf der Rakete angebracht sind und nicht daneben, sind sie möglichen Trümmern nicht so ausgesetzt. Zudem könnten die Astronaute­n bei einem Notfall vor oder während des Starts von oben heraus aus der Kapsel befreit werden. „Wir arbeiten dafür, unsere Fehler aus der Vergangenh­eit nie zu wiederhole­n“, sagte Nasa-chef Bill Nelson.

 ?? ?? Das Teamfoto der „Columbia“-mission: David Brown, Rick Husband, Laurel Clark, Kalpana Chawla, Michael Anderson, William Mccool und Ilan Ramon (von links). Beim Eintritt in die Erdatmosph­äre am 1. Februar 2003 zerbricht das Space Shuttle, alle Astronaute­n kommen ums Leben.
Das Teamfoto der „Columbia“-mission: David Brown, Rick Husband, Laurel Clark, Kalpana Chawla, Michael Anderson, William Mccool und Ilan Ramon (von links). Beim Eintritt in die Erdatmosph­äre am 1. Februar 2003 zerbricht das Space Shuttle, alle Astronaute­n kommen ums Leben.

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