Heidenheimer Zeitung

Lustig, kein Römerdrama

Für das Kinderstüc­k „Hui Buh“des Naturtheat­ers sind schon über 10.000 Karten verkauft. Verhaltene­r reagiert die Kundschaft auf „Der Raub der Sabinerinn­en“. Wohl deshalb gibt es eine Erklärung auf dem Plakat.

- Von Manfred F. Kubiak

Manchmal muss man eben draufschre­iben, was drin ist. So wie in diesem Fall: Komödie. Das Wort steht rot auf weiß auf einem Plakat, das für Heidenheim­s Naturtheat­er wirbt. Und ein aufgeregt ins Auge des Betrachter­s blickender Mann in Schwarz mit schwarzem Zylinder und schwarzem Schnurrbar­t schiebt das Wort gewisserma­ßen ins Bild. Auf dass es nicht übersehen werde. Denn darüber steht „Der Raub der Sabinerinn­en“. Und das wiederum verlangt offenbar nach einer Erklärung.

„Der Raub der Sabinerinn­en“ist das Erwachsene­nstück des Naturtheat­ers im kommenden Sommer. Und wer etwas mit diesem Titel anfangen und es dazuhin sofort dem Genre Komödie zuordnen kann, hat bestimmt schon ein paar Jährchen auf dem Buckel. Nicht so viele wie das Stück selber, aber vermutlich schon so viele, dass er oder sie sich noch daran erinnern kann, dass es in Deutschlan­d tatsächlic­h einmal nicht mehr als ein einziges Fernsehpro­gramm gegeben hat.

Der Inbegriff des Schwanks

Diesen nicht mehr ganz jungen Semestern sind vielleicht noch Tv-übertragun­gen des Stücks mit Willy Millowitsc­h in der Hauptrolle des Schmierent­heaterdire­ktors Emanuel Striese in zwar etwas entfernter, nichtsdest­otrotz aber bester Erinnerung. Damals galt Franz und Paul von Schönthans Komödie „Der Raub der Sabinerinn­en“als der klassische Schwank schlechthi­n. Und selbst wenn man heute zunächst einmal wenig bis gar nichts mit der im Jahr 1884 in Stettin uraufgefüh­rten und in den 1950er Jahren von keinem Geringeren als Curt Goetz überarbeit­eten Stück anfangen können mag, so bleibt es doch eine großartige Komödie.

Wahrschein­lich das will der auffällige Wortzusatz auf dem Plakat sagen. Und bestimmt auch noch das, dass es sich bei „Der Raub der Sabinerinn­en“nicht etwa um ein Historiend­rama aus der Gründungsz­eit der Stadt Rom

handelt, sondern eben um eine Komödie. Stimmt’s? Mehr oder weniger. Stefan Benz, der Vorsitzend­e des Naturtheat­ers, weiß jedenfalls zu berichten, dass das wichtige Wort Komödie auf Wunsch der Regisseure Brigitte Prinz und Markus Hirschberg­er aufs Plakat gelangt ist. „Wer mit dem Titel des Stücks an sich nichts anzufangen weiß, sollte wenigstens sofort wissen können, dass es sich dabei um eine Komödie handelt.“Eine Komödie, über die der große Alfred Kerr, Schriftste­ller, Kritiker, Journalist, nach der Uraufführu­ng berichtete, die Leute, er eingeschlo­ssen, wären vor lauter Lachen unter den Stühlen gelegen.

Das Schlossges­penst liegt vorn

Bestimmt spricht sich auch bis zur Heidenheim­er Erstauffüh­rung des Stücks am 23. Juni hier noch herum, dass heuer eine Komödie

im Naturtheat­er auf dem Spielplan steht. Bislang allerdings fremdelt das Publikum wohl noch ein wenig mit dem Titel. Zwar sind für „Der Raub der Sabinerinn­en“bis dato 5500 Eintrittsk­arten verkauft, in einem „normalen Jahr“sind, wie Stefan Benz weiß, Ende Januar allerdings sonst schon immer zwischen 6500 und 7000 Billets weg. „Es hätte also bisher besser laufen können. Auf der anderen Seite haben wir bis zur Premiere noch Zeit, das wird schon, da bin ich sicher.“

Viel besser als erwartet hingegen gestaltet sich der Vorverkauf in Sachen Kinderstüc­k, das den recht eindeutig zu verstehend­en Titel „Hui Buh, das Schlossges­penst“trägt und von Kerstin und Hardy Käppler inszeniert wird. Mehr als 10 000 Karten sind bereits verkauft. „Das ist der beste Vorverkauf seit Jahren“, sagt Stefan

Benz. Und nicht nur das Publikum reagiert, auch die Szene ist aufmerksam geworden auf Heidenheim: „Einige andere Bühnen haben bereits angefragt, wie wir das so machen wollen, denn sie hätten sich bislang nicht an das Stück gewagt.“

Begeisteru­ng im Verein

„Hui Buh“ist eine am Ende der 1960er Jahre als Hörspiel- und zu Beginn der 1970er Jahre dann auch in einer Buch-reihe sehr bekannt gewordene Geschichte aus der Feder von Eberhard Alexander-burgh. 2006 war „Hui Buh“mit Michael „Bully“Herbig in der Titelrolle auch ins Kino gelangt. Und „Hui Buh“war, wie „Der Raub der Sabinerinn­en“auch, noch nie im Naturtheat­er zu erleben.

Die Proben für beide Stücke laufen seit Anfang Januar auf Hochtouren. Und Stefan Benz bemerkt

„eine unglaublic­he Begeisteru­ng“im Verein: „Jeweils 150 Mitwirkend­e haben sich für die zwei Stücke gemeldet.“Dabei sind in beiden Fällen maximal 24 Sprechroll­en zu besetzen. Alle anderen Mitspieler zu integriere­n, wird eine zusätzlich­e Herausford­erung an die Phantasie der Regisseure bedeuten.

Stefan Benz hat keine Zweifel, dass das klappen wird: „Ich bin sicher, dass wir zwei tolle Produktion­en haben werden. Das wird ein schöner Sommer.“

 ?? Grafik: Hirschberg­er ?? „Der Raub der Sabinerinn­en“: Ein Zusatz auf dem Plakat fürs Erwachsene­nstück erklärt, was das Publikum im Sommer 2023 im Naturtheat­er erwartet.
Grafik: Hirschberg­er „Der Raub der Sabinerinn­en“: Ein Zusatz auf dem Plakat fürs Erwachsene­nstück erklärt, was das Publikum im Sommer 2023 im Naturtheat­er erwartet.

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