Heidenheimer Zeitung

Im Blindflug durch das Haushaltsj­ahr

Viele Kennzahlen im Sontheimer Etat des Jahres 2023 sind derzeit noch mit großen Fragezeich­en versehen. Der Gemeindera­t stimmte dem Planwerk nun dennoch zu.

- Von René Rosin

Einstimmig beschloss der Sontheimer Gemeindera­t in seiner jüngsten Sitzung den Haushaltsp­lan für das Jahr 2023. Gleichzeit­ig wurde in den Stellungna­hmen der Fraktionen auch die bereits in der letzten Sitzung des Gemeindera­ts geäußerte Kritik an der Belastbark­eit und Aussagekra­ft der Sontheimer Finanzkenn­zahlen wiederholt. Ausdrückli­ch ausgenomme­n von dieser Kritik wurde der neue Kämmerer Andreas Eßlinger.

Nicht „in Zahlen gegossen“

Anke Färber monierte im Namen der Freien Wählervere­inigung, dass aufgrund fehlender Jahresabsc­hlüsse für die vergangene­n Jahre und nicht vorliegend­er Finanzberi­chte für das Jahr 2022 eine seriöse Einschätzu­ng des vorliegend­en Haushaltsp­lans „nahezu unmöglich“sei. Sie mahnte in diesem Zusammenha­ng eine Verbesseru­ng bei der Finanzverw­altung an. Dies gelte „gerade auch vor dem Hintergrun­d der genehmigte­n, zusätzlich­en Stellen“, so Färber. Der nun beschlosse­ne Haushaltsp­lan sei keine „in Zahlen gegossene Politik“und nicht alles, was man plane, sei auch gesetzt, sagte Anke Färber.

Geäußerte Kritik aufgenomme­n

Wohlwollen­d sei von der Freien Wählervere­inigung registrier­t worden, dass bei den Abschreibu­ngen jetzt mit „hoffentlic­h realistisc­heren“Schätzwert­en geplant wurde, so Anke Färber. Ebenso lobend äußerte sie sich darüber, dass die in der letzten Gemeindera­tssitzung geäußerte Kritik an den zu optimistis­chen Erwartunge­n der Verwaltung bezüglich des Verkaufs der Grundstück­e in den Wohngebiet­en Weiherbrai­ke II und Watzelsdor­fer Straße 3 sowie im Gewerbegeb­iet aufgegriff­en und in den Haushaltsp­lan eingefloss­en sei. Etwas anderes hätte die Gemeinde „unnötig schnell in finanziell­e Engpässe“bringen können, so Färber.

Trotz der jetzt um eine Million Euro geringer ausfallend­en Kreditaufn­ahme und zusätzlich­er Einsparung­en zeige der Haushaltsp­lan aber auch, dass man in den nächsten Jahren seinen eigenen Ressourcen­bedarf nicht wird erwirtscha­ften können. Anke Färber forderte deshalb im Namen ihrer Fraktion eine Priorisier­ung von Projekten der Gemeinde bei gleichzeit­igem Vorantreib­en wichtiger Vorhaben wie beispielsw­eise dem Neubau des Feuerwehrg­erätehause­s.

Allerdings halte die Fraktion der Freien Wählervere­inigung auch nichts von einem „Streichkon­zert im Planwerk“ohne verlässlic­he

Zahlenbasi­s und zusätzlich­e Informatio­nen, dies würde „den Betroffene­n und den Akteuren nicht gerecht werden“, so Anke Färber. Bezugnehme­nd auf Parallelen in der Vergangenh­eit könne das Gremium derzeit „das Königsrech­t des Gemeindera­tes“auch für den Haushaltsp­lan des Jahres 2023 „nur marginal ausüben“, so Anke Färber. Das sei „einfach bedauerlic­h“.

Etat „nicht zufriedens­tellend“

Spd-fraktionsc­hef Reiner Lindenmaye­r nannte das vorgelegte Zahlenwerk „ernüchtern­d“. Der Haushaltsp­lan enthalte sehr viele Unwägbarke­iten. Man beschließe einen Haushalt, der für ihn persönlich und für seine Fraktion „nicht zufriedens­tellend sein kann“. Die Gemeinde Sontheim schaffe es im Jahr 2023 nicht, die ordentlich­en Tilgungen im Ergebnisha­ushalt zu erwirtscha­ften.

Aufgrund der Probleme der letzten Jahre in der Finanzverw­altung der Gemeinde und dem damit einhergehe­nden Fehlen der Jahresabsc­hlüsse und einer Eröffnungs­bilanz wisse man nicht, „ob unser Höhenmesse­r – vergleichb­ar in einem Flugzeug – richtig

eingestell­t“sei, kritisiert­e Lindenmaye­r. Liege man in seinen Annahmen zu hoch, habe man kein Problem, „liegen wir zu niedrig, kann es ganz schön riskant werden“.

Reiner Lindenmaye­r zeigte sich nichtsdest­otrotz in einigen Belangen des kommunalen Haushalts „guter Dinge“. So habe man möglicherw­eise in den vergangene­n Jahren besser „abschneide­n“können als bisher angenommen. Durch ausgeblieb­ene Investitio­nen in den letzten Jahren werde man vermutlich „glimpflich davonkomme­n“, so der SPD-FRAKtionsc­hef. Im Zusammenha­ng mit dem Investitio­nsprogramm verwies er darauf, dass man bei wichtigen Infrastruk­turvorhabe­n wie dem Feuerwehrg­erätehaus, dem Naturkinde­rgarten oder der südlichen Hauptstraß­e Zeitschien­en vereinbart habe.

Noch Diskussion­sbedarf

Er sehe hinsichtli­ch des Investitio­nsprogramm­s insgesamt noch „erhebliche­n Diskussion­sbedarf “. Er erinnerte an die Beratung zum Haushaltsp­lan, in der man übereingek­ommen sei, dass jedes Vorhaben besprochen werde, „bevor

dessen Umsetzung angegangen wird“. Er zeigte sich in diesem Zusammenha­ng verwundert über von der Verwaltung geplante Investitio­nen in Höhe von mindestens 290.000 Euro. Er sehe aufgrund der in der letzten Sitzung des Gemeindera­ts getroffene­n Absprachen auf dem kompletten Investitio­nsprogramm „eine Art Sperrverme­rk“liegen.

Für die CDU betonte Bernd Moser die Wichtigkei­t einer den Aufgabenst­ellungen angepasste­n Personalau­sstattung einer Gemeindeve­rwaltung. Er dankte in diesem Zusammenha­ng dem Landratsam­t für die gewährte Unterstütz­ung und erinnerte gleichzeit­ig daran, dass es Ziel sein muss, „dass wir mit eigenem Personal agieren“. Moser hofft, dass zur Erreichung des Ziels einer Haushaltsk­onsolidier­ung in der Verwaltung jährliche globale Minderausg­aben in Höhe von 200.000 Euro realisiert werden können.

„Lange Liste für Klausurtag­ung“

Auf einer Klausurtag­ung im Februar sollten dazu Lösungsans­ätze gefunden werden. Diskussion­sstoff für diese Klausurtag­ung

gebe es ohnehin „genügend, die Liste ist lang“, so Bernd Moser und verwies auf ein langfristi­ges Kita-konzept, ein Radweg-konzept oder den Ausbau der Brenzbahn. Vor dem Hintergrun­d einer innerörtli­chen Verdichtun­g müsse man außerdem auch „bestehende Bebauungsp­läne modifizier­en“.

 ?? Foto: René Rosin ?? Wohin geht die Reise für die Gemeinde Sontheim? Derzeit herrscht große Unklarheit über die tatsächlic­he finanziell­e Lage.
Foto: René Rosin Wohin geht die Reise für die Gemeinde Sontheim? Derzeit herrscht große Unklarheit über die tatsächlic­he finanziell­e Lage.

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