Deutschland steht vor Rezession
Die Wirtschaft schrumpft zum Ende des vergangenen Jahres. Auch das erste Quartal 2023 dürfte schwierig werden.
Die deutsche Wirtschaft droht in eine Winterrezession zu rutschen. Die Rekordinflation belastete im Schlussquartal 2022 vor allem den Privatkonsum als wichtige Konjunkturstütze. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) schrumpfte nach einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamtes vom Montag gegenüber dem Vorquartal um 0,2 Prozent. Zunächst war die Wiesbadener Behörde von einer Stagnation der Wirtschaftsleistung im Zeitraum Oktober bis Dezember ausgegangen.
Nach Einschätzung von Volkswirten dürfte die Wirtschaftsleistung auch im ersten Vierteljahr des laufenden Jahres schrumpfen. Sinkt das Bruttoinlandsprodukt zwei Quartale in Folge, sprechen Ökonomen von einer sogenannten technischen Rezession.
Angetrieben von hohen Energieund Lebensmittelpreisen erreichte die Inflation 2022 im Jahresschnitt mit 7,9 Prozent den höchsten Stand seit Gründung der Bundesrepublik. Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank, geht davon aus, dass ein schwerer Absturz der deutschen Wirtschaft ausbleibt. „Eine leichte Rezession wird dennoch verzeichnet, auch im laufenden Quartal dürfte das deutsche BIP vermutlich erneut leicht fallen.“
Zum Jahresende 2022 sanken vor allem die privaten Konsumausgaben, die die deutsche Wirtschaft nach dem Ende der meisten Corona-beschränkungen
Ein schwerer Absturz wird wohl ausbleiben.
zunächst gestützt hatten, preisund saisonbereinigt zum Vorquartal. „Die Konsumenten sind nicht immun gegen eine Erosion ihrer Kaufkraft durch die rekordhohe Inflation“, erläuterte Commerzbank-chefvolkswirt Jörg Krämer.
Auch Stefan Schneider, Chefvolkswirt für Deutschland der Deutschen Bank, geht davon aus, dass Europas größte Volkswirtschaft im ersten Quartal 2023 zum Vorquartal schrumpfen dürfte. „Es handelt sich dann allerdings wirklich nur um eine technische Rezession und nicht um einen bis vor Kurzem befürchteten Wachstumsrückschlag.“
Insgesamt schätzen Volkswirte die Aussichten für dieses Jahr längst nicht mehr so trüb ein wie zunächst nach dem Beginn des russischen Angriffskriegs in der Ukraine im Februar des vergangenen Jahres. Weil der Staat Privathaushalte und Unternehmen mit Milliardensummen bei den kräftig gestiegenen Energiekosten entlastet, erwarten manche Ökonomen sogar ein leichtes Wirtschaftswachstum im laufenden Jahr.