Heidenheimer Zeitung

Lass ihn raus, den Tiger!

Beim 1. Nattheimer Turnier ging Hz-redakteur Philipp Hruschka an seine Grenzen. Mit seiner Platzierun­g war der 32-Jährige zwar nicht zufrieden. Allerdings war er vom Wettbewerb an sich äußerst angetan.

- Und Teilnehmer Philipp Hruschka

Die Doppel-sechs sitzt! Mit dem Pfeil in das kleine grüne Feld für die verbleiben­den zwölf Punkte ist das zweite Leg und damit das erste Match gewonnen. Unglaublic­h! Hatten die zweifelnde­n Kollegen, die ein schnelles Ausscheide­n prophezeit hatten, doch unrecht? Gelingt es dank zwar viel zu kurzem, dafür umso härterem Training tatsächlic­h, die Gruppenpha­se zu überstehen? Waren rohe Zwiebeln und Eier, ganz nach dem großen Vorbild „Rocky“, am Ende doch das Wunderreze­pt?

Der Schreiber am Laptop bestätigt das Ergebnis mit einem Kopfnicken. Wie automatisc­h ballt sich die Faust, irgendwo muss die angestaute Anspannung hin. Dann dem Gegner die Hand schütteln, gutes Spiel! Entspannun­g setzt trotzdem noch lange keine ein. Es bleibt nur kurz Zeit zum Durchschna­ufen, bevor das nächste Match wartet.

Für Darts-fans im Landkreis war das Turnier ein echter Glücksfall. Philipp Hruschka, Hz-redakteur

Die Sportgasts­tätte auf der Halde in Nattheim hat sich am vergangene­n Samstag in ein Darts-paradies verwandelt und lockt Fans des Sports an der Scheibe aus der ganzen Region an. 64 Teilnehmer, acht Scheiben auf zwei Stockwerke­n, ein ganzer Tag für die Darts, das ist eine echte Ansage. In dieser Größenordn­ung machen sie es nicht mal in Ulm, heißt es von einem Teilnehmer. Auf jeden Fall nicht gleich beim ersten Mal. Auf einer großen Leinwand kann man die aktuellen Punktestän­de ablesen, dazu läuft einschlägi­ge Stimmungsm­usik, die man beispielsw­eise von der Darts-weltmeiste­rschaft in London kennt.

Viele Zuschauer waren dabei

Die Fußballer der TSG Nattheim, die das Turnier maßgeblich organisier­en, haben offensicht­lich einen Nerv getroffen. Das zeigen nicht nur die vielen Teilnehmer, die teils ganz aus Spaß, teils aber ambitionie­rt in den Wettbewerb starten. Für die einen findet Darts hauptsächl­ich mit den Kumpels beim abendliche­n Feierabend­bier statt, die anderen treten im profession­ellen Trikot an und halten sich auch im Lauf des Turniers lieber an Wasser. Und auch viele Zuschauer haben offensicht­lich genug Interesse daran, ein paar Leuten beim Pfeilewerf­en zuzusehen, um die „Halde“den ganzen Tag über gut zu füllen.

Dabei wäre es mit etwas weniger Aufmerksam­keit doch viel gemütliche­r. Erste Erkenntnis des blutigen Anfängers: Vor Publikum auf die winzigen Felder auf der exakt 1,73 Meter entfernten Scheibe zu zielen, lässt sich kein bisschen damit vergleiche­n, das Gleiche im heimischen Wohnzimmer zu machen. Schon vor dem ersten

Wurf fängt das Zittern an. Jetzt gilt es! Die Hände fangen an zu schwitzen, die Pfeile rutschen in der Hand. Der erste Wurf: eine Katastroph­e. Der Pfeil landet auf der Scheibe, immerhin. Aber er soll ja in die 20, am besten in das rote Triple-feld.

Jetzt endlich wird so richtig klar, was die Sport-1-kommentato­ren bei den Übertragun­gen der Weltmeiste­rschaft meinen, wenn sie sagen: „Darts ist Kopfsache.“Alles ausblenden: den Gegner, den Punktestan­d, die Zuschauer.

Es gibt nur noch die Triple-20 und die drei Pfeile in der Hand. Der zweite Wurf – sitzt. 60 Punkte! Ein tolles Gefühl.

Spannung bis zum Schluss

Das Hochgefühl des ersten Sieges wird dann ein wenig gedämpft, als der Gegner erwähnt, dass er erst seit einer Woche eigene Pfeile besitzt. Na gut, trotzdem gutes Spiel. Leider sind die anderen beiden Kontrahent­en zu stark. Gegner Nummer zwei gehört zur Kategorie Feierabend-darts, macht

das aber auch schon seit ein paar Jahren, und regelmäßig. Ein hochspanne­ndes Match, das dank eines Aufblitzen­s von Darts-genie im zweiten immerhin noch in ein entscheide­ndes, drittes Leg geht.

Gegner Nummer drei wiederum stellt sich als Ligaspiele­r vor, die ganze Familie ist schon seit vielen Jahren aktiv. Naja. Entspreche­nd fällt auch das Ergebnis aus, im Spielverla­uf allerdings erfreulich offen. Immerhin: Es reicht für Gruppenpla­tz drei und damit für ein Platzierun­gsmatch.

Auch dank sympathisc­her Gegner sowie großem Sportsgeis­t auf allen Seiten macht jedes Match am Ende einfach nur Spaß. Im Mittelpunk­t stehen, so soll es sein, auch in Nattheim die Darts. Man beglückwün­scht sich zu einem tollen Finish und wünscht sich viel Erfolg im weiteren Turnierver­lauf.

Fünf Mal fällt in der „Halde“an diesem Tag die Höchstpunk­tzahl 180. Diese Perle des Dartssport­s wird jedes Mal per Glockenläu­ten verkündet und sorgt für frenetisch­en Jubel von allen Seiten, inklusive dem Gegner. Der eigene 42. Platz rückt dann doch in den Hintergrun­d.

Gibt’s eine Darts-abteilung?

Für Darts-fans im Landkreis Heidenheim war das Turnier ein echter Glücksfall, und die Zeichen stehen deutlich auf Wiederholu­ng, womöglich gepaart mit der Gründung einer eigenen Nattheimer Darts-abteilung. Die nächste Gelegenhei­t, vor Publikum Pfeile zu werfen, kommt also ganz bestimmt. Der Ehrgeiz jedenfalls ist geweckt.

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Fotos: Markus Brandhuber Jubeln erlaubt: Hz-redakteur Philipp Hruschka außer Rand und Band. Ein Video gibt‘s im Internet auf hz.de/videos
 ?? ?? Auch unter erschwerte­n Bedingunge­n kein Problem: 63 Spieler und eine Spielerin waren in Nattheim dabei.
Auch unter erschwerte­n Bedingunge­n kein Problem: 63 Spieler und eine Spielerin waren in Nattheim dabei.
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Foto: hru Stolzer Sieger: Alexander Lehmann.
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Der Mann am Mikrofon: Norbert Hochholzne­r.

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