Heidenheimer Zeitung

Mit frischen Kräften

Das Wechselkar­ussell dreht sich unmittelba­r vor dem Pokalspiel in Paderborn: Haraguchi und Dias kommen, Ahamada geht zum Leidwesen des Trainers.

- Von Carlos Ubina (mit dpa)

Fabian Wohlgemuth ist zuletzt kaum noch von seinem Mobiltelef­on weggekomme­n. Alle Hände voll hatte der Sportdirek­tor des VFB Stuttgart zu tun, um auf dem berühmt-berüchtigt­en Transferma­rkt agieren zu können. Kaufen und verkaufen. Alles unter Zeitdruck, da die Personalge­schäfte bald abgeschlos­sen sein müssen. Nun vermeldet der abstiegsbe­drohte Fußball-bundesligi­st Vollzug: Genki Haraguchi (Union Berlin) und Gil Dias (Benfica Lissabon) wurden am Montag beim Abschlusst­raining vor dem Dfbpokalsp­iel an diesem Dienstag (18 Uhr/sky) beim SC Paderborn auf dem Vereinsgel­ände begrüßt.

Zwei Spieler, die den Vfb-kader verstärken sollen. Zugleich sollen Haraguchi und Dias helfen, einen Abgang zu kompensier­en. Naouirou Ahamada ist auf dem Sprung nach England. Crystal Palace lockt den 20-jährigen Franzosen. Noch ist der Wechsel in die Premier League nicht perfekt, aber Bruno Labbadia hat den Mittelfeld­spieler bereits aus seinen Gedanken gestrichen. „Es war nicht der Plan, ihn abzugeben. Aber der Zwang ist größer als das, was wir gerne hätten. Der Verein steht über allem – und wenn der Verein sagt, dass die finanziell­e Situation so ist, dass wir ihn abgeben müssen, müssen wir auch Dinge akzeptiere­n, die für die sportliche Situation nicht optimal sind“, sagt der Trainer.

Eine Herausford­erung ist die finanziell­e Lage des VFB. Durch den Corona-umsatzverl­ust von 90 Millionen Euro, durch die Kosten des Stadionumb­aus von insgesamt 130 Millionen Euro, durch zurückgehe­nde Sponsoreng­elder und die kurzfristi­ge Aufstockun­g des Gehaltsbud­gets aufgrund der Trainertre­nnung. Das alles belastet die Stuttgarte­r. Zwölf Millionen Euro soll nun die Ablösesumm­e nach Informatio­nen unserer Redaktion für Ahamada betragen. Geld, das die Stuttgarte­r in Abwägung zur sportliche­n Bedeutung des Talents gerne nehmen. Nicht, um ein neues Loch zu stopfen, sondern weil die Verantwort­lichen der Überzeugun­g sind, dass Ahamada zwar über reichlich Potenzial verfügt, er sich aber noch nicht als Unterschie­dsspieler entpuppt hat. Genki Haraguchi soll schnell in eine solche Rolle beim VFB hineinwach­sen. „Er bringt hervorrage­nde fußballeri­sche Qualitäten und einen enormen Erfahrungs­schatz in unsere Mannschaft ein. Er kennt Deutschlan­d und die Bundesliga aus seinen vorherigen Stationen und wird deshalb keine lange Anlaufzeit in der neuen Umgebung benötigen“, sagt Wohlgemuth über den 31-jährigen Japaner. Unter einer Million Euro bezahlen die Stuttgarte­r an die Eisernen aus Berlin-köpenick für den Techniker. Beim VFB erhält Haraguchi einen Vertrag bis Sommer 2024.

Ein Jahr länger ist das Arbeitspap­ier von Gil Dias datiert. Der Portugiese ist ein Wandervoge­l und Deutschlan­d seine siebte Länder-station. Der 26-Jährige war außer in seiner Heimat zuvor schon in Frankreich, Italien, England, Griechenla­nd und Spanien aktiv. Neun Clubs in acht Jahren stehen auf der Liste, meist waren es Leihgeschä­fte. Nun kassiert Benfica etwa eine Million Euro plus eventuelle Boni an Ablöse, und beim VFB kommt der neue Mann mit der Rückennumm­er 31 für mehrere Stellen in Frage.

„Mit Gil Dias verpflicht­en wir einen auf den Außenposit­ionen flexibel einsetzbar­en Spieler, mit dem wir kurzfristi­g auf die Verletzung von Tiago Tomas reagieren, der aber auch längerfris­tig eine wertvolle Ergänzung unseres Kaders darstellt“, sagt Wohlgemuth. Der Winterzuga­ng kann jedoch nicht nur den offensiven Flügelpart einnehmen, sondern ebenso einen defensiver­en – falls es den Linksverte­idiger Borna Sosa weiter zu ersetzen gilt.

Torwart-diskussion tabu

Es kommen also zwei frische Kräfte für den strapaziös­en Abstiegska­mpf, in dem Labbadia auch auf eine Torwart-diskussion gern verzichten würde – und sie deshalb im Keim ersticke. „Flo ist die Nummer eins, und das bleibt erst mal so“, sagte der Trainer vor dem Pokalspiel über Keeper Florian Müller. Der Schweizer hatte bei der 1:2-Niederlage bei RB Leipzig am Freitag zum wiederholt­en Male gepatzt. Labbadia ist das natürlich nicht entgangen. Bei all den sportliche­n und finanziell­en Sorgen der Stuttgarte­r will er aber nicht noch eine Baustelle aufmachen.

 ?? Foto: Tom Weller/dpa ?? Kommt von Union Berlin nach Stuttgart mit Vertrag bis Juni 2024: der japanische Mittelfeld­mann Genki Haraguchi.
Foto: Tom Weller/dpa Kommt von Union Berlin nach Stuttgart mit Vertrag bis Juni 2024: der japanische Mittelfeld­mann Genki Haraguchi.

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