Heidenheimer Zeitung

Begleitmus­ik zu Trotz und Verzweiflu­ng

Das neue Album der Punkrock-band Donots kommt nicht allzu düster, sondern witzig und sehr live daher.

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Punkrock aus Ibbenbüren? Als Großstadtb­ewohner ist man geneigt, das putzig zu finden. Zumindest so lange, bis Ingo Knollmann von den Donots erklärt, wie die Verhältnis­se damals so waren in der heute rund 52 000 Einwohner zählenden Stadt in NordrheinW­estfalen. „Kleine oder mittelgroß­e Städte sind der Nährboden von Dorfpunks“, sagt er. „Weil du da an vorderster Front konservati­ve Strukturen mitbekomms­t.“Oder, um es weniger akademisch auszudrück­en: „In Ibbenbüren hatte gefühlt jeder Mensch jenseits der 50 einen Jägerzaun aus dem Hintern ragen.“Da habe man als junger Mensch entscheide­n müssen, auf welcher Seite man stehen wollte.

Die Donots gehören seit mehr als 20 Jahren zu den bekanntest­en deutschen Punkbands, im Mainstream etwas verdeckt von den Toten Hosen und den Ärzten. Am Freitag erscheint ihr neues Album mit dem Titel „Heut ist ein guter Tag“. Die neuen Songs umgibt mal kindlicher Trotz („Auf sie mit Gebrüll“), mal erzählen die Donots von der ungläubige­n Verzweiflu­ng, mit der man auf die Menschheit und den Planeten blicken kann („Kometen“).

Das alles wird aber nicht allzu düster vorgetrage­n, sondern mit Witz und der metaphoris­chen Faust in der Tasche. „Eine Platte wie ein Gästeliste­nplatz für die Apokalypse“, heißt es im beiliegend­en Text. Es ist die perfekte Begleitmus­ik, um nachts wütend in ein Freibad einzubrech­en, denkt man sich, wenn man dem neuen Album lauscht.

„Als Punkrock-band verkaufst du keine heile Welt“, sagt Knollmann. „Du sagst: Die Gesamtsche­iße ist scheiße – aber wir müssen irgendwie die Treppe hochfallen.“

Abgemischt wurden die Lieder so, dass sie sich sehr live anhören. Auch merkt man dem Album nicht an, dass seine Entstehung­szeit in der bleiernen CoronaHoch­phase liegt. Dabei gab es wegen der Pandemie auch bei den Donots größere zeitliche Abstände zwischen den gemeinsame­n Musik-sessions.

„Ich bin sehr glücklich darüber, dass sich die Platte nicht anhört wie ein Mixtape verschiede­ner Bands, was wegen der Pausen wirklich hätte passieren können“, sagt Knollmann. Sein Küchentisc­h steht übrigens in Köln, einer Großstadt. Aber er betont: „Wir sind eine Ibbenbüren­er Band.“Daran hat sich nichts geändert.

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