Faeser will in Hessen antreten und in Berlin bleiben
Innenministerin soll Spd-spitzenkandidatin bei der Landtagswahl werden. Ihr Amt in der Bundesregierung behält sie trotzdem.
Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat ihre Spitzenkandidatur für die SPD bei der hessischen Landtagswahl im Oktober angekündigt. „Ja, ich kandidiere“, schrieb sie ihrem Ministerium am Donnerstag in einem Brief. Ihr Ministeramt wolle sie vorerst behalten: „Ich bin die erste Frau an der Spitze des Bundesinnenministeriums – und ich möchte die erste Ministerpräsidentin in Hessen sein.“Sie stellte auch klar, dass sie bei einer Wahlniederlage im Bundeskabinett bleiben wolle.
Sie habe in schwierigen Zeiten die Verantwortung für das Bundesinnenministerium übernommen, schrieb Faeser. „Diese Verantwortung gebietet es mir, meine Aufgaben auch weiterhin ebenso klar und ernsthaft zu erfüllen wie bisher.“Sie werde ihr Amt „auch weiterhin mit voller Kraft und Leidenschaft ausfüllen“, sicherte sie zu.
Die Landtagswahl ist am 8. Oktober. Faeser erklärte, dass es in einer Demokratie eine Selbstverständlichkeit sei, dass Kandidaten auch aus Ämtern heraus bei Wahlen antreten. Als
Beispiel nannte sie den früheren Cdu-bundesinnenminister Manfred Kanther, der 1995 als Spitzenkandidat in Hessen bei der Landtagswahl antrat, diese aber verlor und Innenminister blieb.
In den vergangenen Tagen war viel über eine mögliche Kandidatur Faesers spekuliert worden. Nicht nur die Union, sondern auch der Koalitionspartner FDP mahnte, in Krisenzeiten mit einem Krieg in Europa, großen Fluchtbewegungen und einer weiterhin hohen terroristischen Bedrohung könne man nicht gleichzeitig mit dem gebotenen Einsatz das Bundesinnenministerium führen und in Hessen Wahlkampf machen.
Offen ist, wer Faeser im Amt nachfolgen würde, falls die SPD die Wahl in Hessen gewinnen sollte. Boris Pistorius (SPD) war eine Zeit lang als potenzieller Nachrücker gehandelt worden, bis er das Verteidigungsministerium übernahm. Da es schon bei einer Ernennung von Kritik gab, dürfte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) dann auf die Suche nach einer erfahrenen Frau gehen.