Heidenheimer Zeitung

Ergebnis schrumpft um fast die Häfte

Der Jahresgewi­nn der 50 Institute in Baden-württember­g geht wegen Verlusten bei Wertpapier­anlagen stark zurück. Kunden reagieren besonnen auf Börsen-turbulenze­n.

- Von Thomas Veitinger

Dass der Ruhestand naht, ist oft an Fragen zur Zeit „danach“zu merken. „Was machen Sie dann?“, hieß es am Donnerstag bei Peter Schneider. Der Sparkassen­präsident hat zwar noch ein gutes Jahr bis zu seiner Rente, aber die Journalist­en dürften sich bei der Jahreskonf­erenz des Sparkassen­verbandes Baden-württember­g dafür interessie­ren, weil am Freitag bereits sein Nachfolger gewählt wird. Zur Wahl stehen zwei Landräte, Matthias Neth aus dem Hohenlohek­reis und Helmut Riegger aus Calw. Der Neue soll genug Zeit bekommen, sich auf die „komplexe Aufgaben“an der Spitze des Verbandes vorzuberei­ten.

Beschäftig­en dürfte sich der Schneider-nachfolger sicherlich mit dem Ergebnis der Sparkassen. Im vergangene­n Jahr kam es dabei zu hohen Abschreibu­ngen auf Wertpapier­bestände. Mit einem Minus von 960 Millionen Euro haben die Sparkassen den bislang höchsten Bewertungs­verlust auf ihre Wertpapier­e hinnehmen müssen. Dies halbierte das Ergebnis der Institute im Südwesten

Absoluter Gewinner ist der Bausparver­trag.

fast auf 490 Millionen Euro. „Dies ist die Kehrseite der Medaille der Zinswende und vor allem dem schnellen und starken Zinsanstie­g geschuldet“, sagte Schneider. Operativ habe es ein sehr gutes Jahr gegeben.

Die Kunden der Sparkassen reagierten umsichtig auf die Turbulenze­n an den Börsen, sagte Schneider. Anders als in zurücklieg­enden Zeiten sei es nicht zu Panikverkä­ufen gekommen. Im Gegenteil: 2022 orderten Kundinnen und Kunden Wertpapier­e für 12,6 Milliarden, verkauften aber nur für 7,8 Milliarden Euro. Allerdings lässt das Interesse nach: Im Jahr zuvor wurde noch für 15,6 Milliarden Euro geordert. Nach

oben ging allerdings die Zahl der Deka-sparpläne mit Wertpapier­en. „Die Hälfte davon werden allerdings mit weniger als 50 Euro monatlich bespart, gut ein Viertel davon sogar nur mit 25 Euro im Monat.“

Nicht panikmäßig reagierten die Menschen auch beim Sparen. Die Kundeneinl­agen stiegen trotz hoher Inflation zwar um 3 Milliarden Euro auf 169 Milliarden Euro. In den beiden Corona-jahren zuvor betrug das Wachstum aber noch 7 Milliarden und 11,7 Milliarden Euro. „Das ist klar, die Leute hatten wieder Möglichkei­ten, ihr Geld auszugeben, etwa im Restaurant oder im Urlaub“, sagte der Sparkassen­präsident. Oder

für Investitio­nen: Die Kundenkred­ite stiegen 2022 deutlich um 7,1 Prozent auf 162,2 Milliarden Euro. In der ersten Jahreshälf­te sicherten sich noch viele Kunden die günstigen Zinsen.

Die „oft totgesagte Sparform“Bausparver­trag war 2022 der „absolute Gewinner“. Die Sparkassen vermittelt­en Lbs-bausparver­träge mit einer Bausparsum­me von 4,75 Milliarden Euro – ein Plus von 35 Prozent gegenüber 2021. „Bausparen hat Zukunft, denn damit haben die Menschen eine einzigarti­ge Möglichkei­t, sich langfristi­g vor weiter steigenden Zinsen zu schützen“, so Schneider. Mit der geplanten Fusion der LBS Südwest und LBS Bayern zur LBS

Südwest solle eine starke Bausparkas­se geschaffen werden. Eine Aufgabe, die ihn bis zu seinem Ruhestand noch beschäftig­en werde.

Dass 38 der 50 Sparkassen im Südwesten keine Zinsen auf Tagesgeldk­onten zahlten, wie etwa Direktbank­en, hält Schneider für vertretbar. Die Kunden suchten bei Sparkassen mittlere und langfristi­ge Anlagen. Tagesgeld sei bei den Kunden nicht im Fokus. Anderersei­ts würden Kunden auch vor ansteigend­en Zinsen geschützt, etwa bei der Baufinanzi­erung: 12,3 Milliarden wurden für den Bau oder Erwerb von Immobilien zugesagt, weitere 4,5 Milliarden Euro Unternehme­n.

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Foto: Marijan Murat/dpa Sparkassen im Südwesen haben den bislang höchsten Bewertungs­verlust auf ihre Wertpapier­e verzeichne­n müssen.

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