Ergebnis schrumpft um fast die Häfte
Der Jahresgewinn der 50 Institute in Baden-württemberg geht wegen Verlusten bei Wertpapieranlagen stark zurück. Kunden reagieren besonnen auf Börsen-turbulenzen.
Dass der Ruhestand naht, ist oft an Fragen zur Zeit „danach“zu merken. „Was machen Sie dann?“, hieß es am Donnerstag bei Peter Schneider. Der Sparkassenpräsident hat zwar noch ein gutes Jahr bis zu seiner Rente, aber die Journalisten dürften sich bei der Jahreskonferenz des Sparkassenverbandes Baden-württemberg dafür interessieren, weil am Freitag bereits sein Nachfolger gewählt wird. Zur Wahl stehen zwei Landräte, Matthias Neth aus dem Hohenlohekreis und Helmut Riegger aus Calw. Der Neue soll genug Zeit bekommen, sich auf die „komplexe Aufgaben“an der Spitze des Verbandes vorzubereiten.
Beschäftigen dürfte sich der Schneider-nachfolger sicherlich mit dem Ergebnis der Sparkassen. Im vergangenen Jahr kam es dabei zu hohen Abschreibungen auf Wertpapierbestände. Mit einem Minus von 960 Millionen Euro haben die Sparkassen den bislang höchsten Bewertungsverlust auf ihre Wertpapiere hinnehmen müssen. Dies halbierte das Ergebnis der Institute im Südwesten
Absoluter Gewinner ist der Bausparvertrag.
fast auf 490 Millionen Euro. „Dies ist die Kehrseite der Medaille der Zinswende und vor allem dem schnellen und starken Zinsanstieg geschuldet“, sagte Schneider. Operativ habe es ein sehr gutes Jahr gegeben.
Die Kunden der Sparkassen reagierten umsichtig auf die Turbulenzen an den Börsen, sagte Schneider. Anders als in zurückliegenden Zeiten sei es nicht zu Panikverkäufen gekommen. Im Gegenteil: 2022 orderten Kundinnen und Kunden Wertpapiere für 12,6 Milliarden, verkauften aber nur für 7,8 Milliarden Euro. Allerdings lässt das Interesse nach: Im Jahr zuvor wurde noch für 15,6 Milliarden Euro geordert. Nach
oben ging allerdings die Zahl der Deka-sparpläne mit Wertpapieren. „Die Hälfte davon werden allerdings mit weniger als 50 Euro monatlich bespart, gut ein Viertel davon sogar nur mit 25 Euro im Monat.“
Nicht panikmäßig reagierten die Menschen auch beim Sparen. Die Kundeneinlagen stiegen trotz hoher Inflation zwar um 3 Milliarden Euro auf 169 Milliarden Euro. In den beiden Corona-jahren zuvor betrug das Wachstum aber noch 7 Milliarden und 11,7 Milliarden Euro. „Das ist klar, die Leute hatten wieder Möglichkeiten, ihr Geld auszugeben, etwa im Restaurant oder im Urlaub“, sagte der Sparkassenpräsident. Oder
für Investitionen: Die Kundenkredite stiegen 2022 deutlich um 7,1 Prozent auf 162,2 Milliarden Euro. In der ersten Jahreshälfte sicherten sich noch viele Kunden die günstigen Zinsen.
Die „oft totgesagte Sparform“Bausparvertrag war 2022 der „absolute Gewinner“. Die Sparkassen vermittelten Lbs-bausparverträge mit einer Bausparsumme von 4,75 Milliarden Euro – ein Plus von 35 Prozent gegenüber 2021. „Bausparen hat Zukunft, denn damit haben die Menschen eine einzigartige Möglichkeit, sich langfristig vor weiter steigenden Zinsen zu schützen“, so Schneider. Mit der geplanten Fusion der LBS Südwest und LBS Bayern zur LBS
Südwest solle eine starke Bausparkasse geschaffen werden. Eine Aufgabe, die ihn bis zu seinem Ruhestand noch beschäftigen werde.
Dass 38 der 50 Sparkassen im Südwesten keine Zinsen auf Tagesgeldkonten zahlten, wie etwa Direktbanken, hält Schneider für vertretbar. Die Kunden suchten bei Sparkassen mittlere und langfristige Anlagen. Tagesgeld sei bei den Kunden nicht im Fokus. Andererseits würden Kunden auch vor ansteigenden Zinsen geschützt, etwa bei der Baufinanzierung: 12,3 Milliarden wurden für den Bau oder Erwerb von Immobilien zugesagt, weitere 4,5 Milliarden Euro Unternehmen.