Heidenheimer Zeitung

Efüinr Huenrzde

Michael Hiemann unterstütz­t seit vielen Jahren ein Tierheim in Griechenla­nd. Nicht nur finanziell, auch seine Urlaube verbringt er regelmäßig dort und packt selbst mit an. Seit 2016 gestaltet der Aalener Grafiker zudem einen Kalender mit Fotos von Tierhei

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Er hat ein großes Herz für Hunde, so viel ist klar. Aber nicht nur für sie. „Ich liebe alle Tiere“, sagt Michael Hiemann. „Wenn ich beim Rasenmähen eine Biene auf einer Blüte sitzen sehe, dann umfahre ich sie.“Woher die große Tierliebe kommt, kann er nicht sagen. „Das ist einfach in mir verankert.“Seit vielen Jahren hält er Hunde – allesamt und aus tiefer Überzeugun­g aus dem Tierschutz. Angefangen hat es mit seinem ersten Hund Arcibaldo. „Er war an einer Autobahn ausgesetzt worden, landete dann im Tierheim Dreherhof in Aalen und dann eben bei uns. Wir hatten viele schöne Jahre zusammen.“Als Arcibaldo 2010 starb, beschlosse­n Michael Hiemann und seine Frau Marion, einen Hund aus einer Tötungssta­tion in Spanien aufzunehme­n. „Und weil Hunde bekanntlic­h Rudeltiere sind, haben wir noch einen aus einem Tierheim in Rumänien zu uns geholt.“Durch einen befreundet­en Tierschütz­er kam 2015 der Kontakt zum Tierheim Melios in Githio auf dem Peloponnes in Griechenla­nd zustande. Er besuchte das Tierheim im selben Jahr mit seinem Bruder zum ersten Mal und die Eindrücke und Erlebnisse prägen ihn bis heute. „Die Situation in Griechenla­nd ist anders als beispielsw­eise in Spanien“, sagt Hiemann. „Die meisten spanischen Tierheime sind mittlerwei­le mit deutschen Vereinen vernetzt, die dafür sorgen, dass die Tiere hierzuland­e vermittelt werden. In Griechenla­nd ist das nicht der Fall.“Die meisten griechisch­en Tierheime seien aus privater Motivation entstanden, so auch in Githio. Zwei Damen holen die Hunde von der Straße, füttern sie, pflegen sie und bauen auf eigene Kosten Zwinger mit überdachte­m Bereich und Freigehege. „Sie haben das gemacht, was mit ihren Mitteln möglich war“, so Hiemann. Aber die Mittel sind und waren begrenzt.

„2015 waren große Teile des Areals noch nicht betoniert, auf der Erde hat es gewimmelt von Zecken und Ungeziefer“, berichtet Michael Hiemann. Drei Hunde nahm er bei seinem ersten Besuch mit nach Hause, einer wurde vermittelt. Zwei blieben bei den Hiemanns, darunter Nico, der bei einem Unfall ein Bein verloren hatte. „Er lebt noch heute bei uns und ist der liebste und sozialste Hund, den man sich vorstellen kann.“Drei Hunden ein besseres Leben zu ermögliche­n, das war dem Tierfreund aber nicht genug. Zusammen mit einem Freund fuhr er erneut nach Griechenla­nd, sie schalten einige Zwinger aus und betonierte­n von Hand. „Es blieben aber immer noch mehr als die Hälfte der Zwinger ohne festen Boden.“Was also tun?

„Ich wollte Spenden sammeln, um die beiden Damen und die Tiere zu unterstütz­en“, sagt Hiemann. Als Grafiker und Inhaber einer Werbeagent­ur in Aalen lag es nahe, einen jährlichen Kalender zu gestalten. „Auf der einen Seite kann man das Tierheim und die Hunde vorstellen – und sie dann vielleicht nach Deutschlan­d vermitteln. Auf der anderen Seite ist der Kalender ein Benefit für diejenigen, die durch den Kauf das Tierheim unterstütz­en möchten.“2016 ist der erste Kalender erschienen. Und seitdem verbringt Hiemann jedes Jahr einen Teil seines Urlaubs in Griechenla­nd. Neben der Mitarbeit im Tierheim macht er dann möglichst viele Fotos von allen Hunden – inzwischen sind es mehr als 200. Den Kalender gestaltet er selbst und lässt ihn von einer lokalen Druckerei produziere­n. Alles auf eigene Kosten und der Erlös geht 1:1 an das griechisch­e Tierheim. „Dafür bürge ich“, sagt der 56-Jährige. Denn die monatliche­n Kosten für Futter, Medikament­e und Tierärzte seien immens und alle Ausgaben würden fast ausschließ­lich durch Spenden gedeckt. „Die Gemeinde erwartet zwar, dass die Straßen frei von streunende­n Hunden sind, aber das von ihr bezahlte Futter reicht gerade mal zur Deckung des halben Jahresbeda­rfes. Ohne Spenden wäre das Tierheim verloren.“

Nun ist es, auch unter Tierschütz­ern, nicht umstritten, Hunde aus dem Ausland nach Deutschlan­d zu holen. Das Hauptargum­ent: Es gibt hierzuland­e genügend Hunde in den Tierheimen. Hiemann kennt diese Kritik. „Aber die Situation der Tierheimti­ere und Straßenhun­de in Griechenla­nd ist eine ganz andere als hier“, erklärt er. „Welpen werden ausgesetzt, Tiere werden zurückgela­ssen, wenn ihre vermeintli­chen Halter umziehen, sie vermehren sich unkontroll­iert. Auf die Tiere wird geschossen, es werden Giftköder ausgelegt. Im Grunde hat jeder Hund dort ein schlimmes Schicksal hinter sich und verdient die Chance, auf ein Leben in Sicherheit.“Im Hinblick auf Kritiker hat Hiemann schon mehrfach dieselbe Erfahrung gemacht: „Wenn ich Menschen, die mein Engagement im Ausland kritisiere­n, frage, ob sie sich selbst engagieren, dann ist die Antwort in 100 Prozent der Fälle nein. Die Leute, die gern am lautesten kritisiere­n, sind offenbar die, die gar nichts machen.“

Über ihr eigenes Schicksal können die Hunde natürlich leider nicht berichten. Sind die vielleicht traumatisi­erten Hunde nur etwas für Halter mit Erfahrung? „Das sehe ich nicht so“, sagt Hiemann. „Insbesonde­re die griechisch­en Straßenhun­de sind sehr sozial. Und auch ein Hund vom Züchter kann Probleme machen und aus der Reihe tanzen. Aber der Idiot ist im Grunde immer der am anderen Ende der Leine.“Wenn er seine Urlaube in Griechenla­nd verbringt und die Tiere fotografie­rt, könne er in jeden Zwinger gehen – und zwar ohne ein Fünkchen Angst. „Wenn die Hunde schlechte Erfahrunge­n mit Menschen gemacht haben, heißt das ja nicht, dass sie aggressiv sind. Sie sind Menschen gegenüber dann meist nur reserviert und es dauert eine Weile, bis man das Vertrauen der Tiere gewonnen hat. Aber wenn man das geschafft hat, dann hat man das dankbarste Lebewesen überhaupt bei sich zu Hause.“

Dass er nicht alle Hunde retten kann, ist Michael Hiemann natürlich klar. „Was wir machen, wird die Welt nicht verändern, aber wenn wir einen Hund in ein schönes Zuhause vermitteln, wird sich für diesen Hund die Welt verändern. Das ist ein gutes Gefühl und macht, denke ich, die Welt dann doch ein kleines bisschen besser.“

 ?? ?? Das sind Konan, Bucky, Marina, Laertis, Dias, Karvel und Rinio.
Fotos: Michael Hiemann/melios
Das Jahr über sammelt Michael Hiemann Futter.
Michael Hiemann mit einem seiner Hunde.
Das sind Konan, Bucky, Marina, Laertis, Dias, Karvel und Rinio. Fotos: Michael Hiemann/melios Das Jahr über sammelt Michael Hiemann Futter. Michael Hiemann mit einem seiner Hunde.
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