Wachsen ohne Torf
Werden Moorböden abgebaut, wird klimaschädliches CO2 frei. Viele Gärtner suchen daher nach alternativen Erden. Dabei sollte man einiges beachten.
Früher war es gang und gäbe: Die Erdsäcke, die man für Garten-, Balkon- und Zimmerpflanzen kaufte, enthielten praktisch immer Torf, teilweise fast ausschließlich. Immer mehr Gärtner versuchen mittlerweile aber, ohne Torf auszukommen viele Erdenhersteller werben mit der Aufschrift „torffrei“auf ihren Verpackungen. Warum die Abkehr vom Torf? Eines der Hauptprobleme ist, dass der Torfabbau die Klimaerwärmung beschleunigt. So lange Torf nass liegt und kein Sauerstoff herankommt, wird das organische Material nicht abgebaut. Intakte Torfflächen binden etwa 700 Tonnen CO2 pro Hektar, sechs- bis siebenmal mehr als Wald. Wird Torf aber abgebaut und kommt mit Luft in Berührung, zersetzen sich die organi- schen Stoffe – dabei wird das CO frei, das vor Jahrmillionen gebunden wurde. Neuer Torf bildet sich sehr langsam, seine Dicke wächst in einem Jahr um einen Millimeter. Eine ein Meter dicke Torfschicht entsteht erst nach tausend Jahren. Und die ökologische Vielfalt eines natürlichen Moores ist erst Jahrhunderte nach dem Überfluten wieder erreicht.
In Deutschland wird praktisch nur noch in Niedersachsen Torf abgebaut – mit immer strengeren Auflagen. Dennoch wird hierzulande Torf verkauft, es stammt überwiegend aus dem Baltikum, aus Estland, Lettland, Litauen oderweißrussland.
Es sei denn, man setzt auf torffreie Erde. Diese setzen sich aus unterschiedlichen Stoffen zusammen. Verwendung finden Holzfasern, Rindenhumus, industriell hergestellter Kompost, Kokosfasern und mineralische Zuschlagstoffe. Diese Grundbestandteile besitzen andere Eigenschaften als Torf, was einen anderen Umgang in der Kultur erfordert.
Doch im Erwerbs- wie im Hobbygartenbau hatte man sich an den leichten, luftigen, gut wasserhaltenden Torf gewöhnt. Im Grunde besitzt Torf dabei nahezu keinen Nährwert für die Pflanzen, Moorböden sind extrem mager. Damit Pflanzen in Torferde wachsen, wird diese also künstlich mit Nährstoffen versehen. Das ist zwar in gewisser Weise absurd, bringt aber den Vorteil mit, dass die Nährstoffe in immer gleicher Konzentration beigefügt werden können. So kann man die Düngung auch gut auf verschiedene Pflanzen abstimmen.
Im Gegensatz dazu weisen Torfersatzstoffe oft unterschiedliche und wechselnde Eigenschaften auf. Wer düngt, kann nicht sicher sein, welche Nährstoffmengen der Pflanze zur Verfügung stehen. Die Qualität etwa von Komposten schwankt, weil übers Jahr hinweg unterschiedliche Ausgangsstoffe angeliefert werden, die verschieden schnell verrotten und dadurch ungleichmäßig Nährstoffe freisetzen. Allgemein enthält Kompost relativ hohe Salzgehalte, während Rindenhumus schwankende Salz- und Düngergehalte ausgleicht.
Setzt man torffreie Erden ein, muss man sich auch beim Gießen umstellen. Holzfasern etwa können Wasser nicht so gut speichern wie Torf. Sie benötigen kurze Bewässerungsintervalle, ebenso wie Rindenhumus. Kokosfasern trocknen an der Oberfläche rasch aus, man bekommt den Eindruck, gießen zu müssen, obwohl der Wurzelballen noch feucht ist. Wird daraufhin zu viel gegossen, faulen die Wurzeln.
Substrate aus Kokosfasern muss man großzügig düngen. Eine vergleichsweise hohe Stickstoffversorgung verlangen auch Rindenhumus, Holzfasern und Fertigkompost. Diese Stoffe bauen sich weiterhin ab und verbrauchen dabei Stickstoff. Wird dieser nicht als Düngung zugeführt, fehlt er den Kulturpflanzen.
Weil sich organische Stoffe weiter abbauen, müssen anorganische grobporige Stoffe für eine stabile Struktur sorgen – sonst sackt das Material schnell zusammen. Für eine gute Durchlüftung und Wasserführung sorgen Sand, dunkles Lava oder heller, leichter Bims. Perlite fördert ebenfalls die stabile Struktur, das feinporige Material speichert Wasser.
Für eine gute Wasserversorgung sorgt auch die Zufuhr von Ton. Er kann in hohem Maß Nährstoffe anlagern und in pflanzenverfügbarer Form abgeben. Als Strukturbildner eignen sich auch unterschiedlich fein vermahlene Bausteine oder Ziegelsteine – so können diese sinnvoll wiederverwendet werden.