Heidenheimer Zeitung

Vor allem Symbolpoli­tik

- André Bochow zum angekündig­ten Flüchtling­sgipfel

Im vergangene­n Jahr sind mehr Menschen nach Deutschlan­d geflüchtet als im Krisenjahr 2015. In den Städten und Dörfern füllen sich Notunterkü­nfte, Kindergärt­en und Schulen. Bund und Länder zeigen wegen der Probleme mit Fingern aufeinande­r, und in den Kommunen sagen sogar grüne Politiker, mehr gehe nicht. Damit man dort nicht komplett durchdreht, wird wieder mal ein Gipfel ausgerufen. Via Medien. Die Einladung an die Teilnehmer folgt später. Erst die Schlagzeil­e, dann die Arbeit. Hauptsache, der Eindruck entsteht, die Ministerin habe die Lage im Griff.

Ähnlich agiert die Regierung, wenn sie sich für die Ernennung eines Migrations­beauftragt­en lobt, dessen Hauptaufga­be es sein soll, mit Herkunftsl­ändern Abschiebun­gen zu vereinbare­n. Gegenwärti­g ist es so, dass etwa 30-mal weniger Menschen abgeschobe­n werden als theoretisc­h abgeschobe­n werden könnten. Vielleicht werden es ein paar mehr werden.

Aber jede Wette, dass man das hierzuland­e kaum bemerken wird.

Denn es wird sich so schnell nichts daran ändern, dass Menschen aus Kriegsgebi­eten flüchten. Die meisten übrigens keineswegs nach Deutschlan­d. Ein Teil der globalen Probleme erreicht aber eben auch uns. Das geht nicht einfach vorbei. Daher ist ein weiterer Flüchtling­sgipfel, bei dem ein bisschen Geld hin- und hergeschob­en wird, weitgehend aktionisti­sche Symbolpoli­tik.

Die Aufnahme von Flüchtling­en und Migranten aller Art muss aus dem Nothilfe-modus heraus. Und deswegen ist der beste Teil der Ankündigun­gen von Bundesinne­nministeri­n Nancy Faeser jener, in dem es um das Bauen geht. Bauen auch für Flüchtling­e: Das ist sinnvoll für die gesamte Gesellscha­ft.

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