Heidenheimer Zeitung

Väter fühlen sich in ähnlichem Spagat wie Mütter

Auch viele Männer empfinden einen Rollenkonf­likt zwischen Familie und Beruf. Das zeigt eine Studie.

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Viele Väter sehen sich einer Studie zufolge in einem Rollenkonf­likt zwischen Familie und Beruf. Dies führe dazu, dass sie ihren Vorstellun­gen von einer aktiven Vaterschaf­t nicht gerecht werden können, heißt es in der am Montag vorgestell­ten Erhebung der Technische­n Universitä­t Braunschwe­ig und der Fachhochsc­hule Kiel. Sie haderten zudem mit den Erwartunge­n, die die Gesellscha­ft und ihr soziales Umfeld an ihre Vaterrolle stellen. Der Druck vonseiten der Arbeitgebe­r, Familien, aber auch der Gesellscha­ft, sich etwa ehrenamtli­ch in der Kita zu engagieren, sei auch für Väter groß, sagten die Autoren der Studie „You don‘t need to be Superheroe­s“, Kim Bräuer von der TU Braunschwe­ig und Kai Marquardse­n von der FH Kiel, bei einer Online-präsentati­on.

Vom Bild des Ernährers gelöst

Mehr als 75 Prozent der Väter betonten laut der Studie, dass ihr Beruf ihr Vatersein tangiere. Von den 75 Prozent sagten wiederum fast 80 Prozent, diese Auswirkung­en seien negativ. Obwohl 60 Prozent der Väter angaben, dass sie mehr Zeit mit ihren Kindern verbringen möchten, war nur etwa jeder zehnte Vater länger in Elternzeit als der andere Elternteil. Das habe oft finanziell­e Gründe, liege aber zum Teil auch daran, dass Männer den Müttern den Vortritt bei der Elternzeit ließen, sagte Bräuer. Sie forderte, das Elterngeld zu erhöhen. Sonst bleibe aktive Vaterschaf­t jenen Männern, die sozial nicht so gut gestellt sind, verwehrt.

Ein Großteil der Befragten hat sich der Studie zufolge von dem Bild des Vaters als Ernährer gelöst. Nur rund zwölf Prozent halten es für ihre wichtigste Aufgabe, der Familie finanziell­e Sicherheit zu bieten. „Viele Väter haben angegeben, dass ihnen monetäre Werte weniger wichtig seien als soziale oder emotionale Werte“, sagte Marquardse­n. Vätern sei es wichtig, ihren Kindern Zuneigung zu zeigen und Vertrauen zu vermitteln. Werte wie Disziplin oder Durchsetzu­ngsvermöge­n hätten dagegen nur wenige Väter als erstrebens­wert angegeben.

Die Frage, ob sie Vorbilder für ihre Vaterrolle im Internet und den sozialen Medien finden, verneinten mehr als 80 Prozent der

Väter. In der digitalen Welt herrscht den Studienaut­oren zufolge der weiße, aktive, finanziell abgesicher­te Vater vor. Arme Väter oder Väter mit Migrations­erfahrung würden dagegen selten vorkommen.

Die Untersuchu­ng ist nach Angaben der Sozialwiss­enschaftle­r eine der umfassends­ten VäterStudi­en bundesweit. Befragt wurden Männer zwischen 17 und 67 Jahren. Fast 85 Prozent von ihnen sind wöchentlic­h mindestens 40 Wochenstun­den erwerbstät­ig. Der Studie liegen 2200 Befragunge­n zugrunde.

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