Liebe Suppe,
früher konnte man Dich versalzen, verwässern, strecken – und wenn man jemandem was einbrocken wollte, warst Du ebenfalls erste Wahl. Irgendwer musste Dich am Ende auch auslöffeln. Aber das war beileibe nicht immer der Kasper.
Heute? Heute wirft man Dich. Vorwiegend auf alte Meister.
Auf alte Meister in Museen. Denn im Handwerk finden sich ja keine mehr. Goldener Boden? Es lohnt sich nicht mehr. Wer braucht noch Handwerker, wenn das Ende der Welt bevorsteht? Die letzte Generation macht die Tür zu. Und wirft Suppe auf alte Meister. Mit irgendwas muss man sich die Zeit bis zum Untergang schließlich vertreiben.
Tja, so ist das, wenn man zum Opfer seiner Eltern und Großeltern geworden ist. Da bleibt nur noch der Klimaaktivismus. Und die ganz Schlauen unter den Gretas und Luisas haben sich längst die auf dem Arbeitsmarkt raren Stellen für Berufsopfer gesichert. Da lebt man entweder von dem runter, was die Eltern oder Großeltern als Täter so auf die Seite gebracht haben, oder man richtet sich auf der richtigen Seite der Durchreiche in einer millionenschweren spendenoder steuergeldbasierten Opfervereinigung ein. Auf ähnliche Art und Weise wird man übrigens heutzutage schon in jungen Jahren nicht selten sofort Berufspolitiker: raus aus der Schule, Studium abbrechen und lieber gleich eine Lehre im Selbstbedienungsladen für Parlamentarier machen. Suppe? Aber bitte mit Sahne!
Dazu passen dann auch so Sachen wie das Löschen von alten Reisetagebüchern aus sozialen Netzwerken durch die nun allen anderen Verzicht predigenden Oberaktionisten oder natürlich Geschichten wie die von den beiden Klimaaktivisten, die, statt in Cannstatt vor Gericht zu erscheinen und sich für eine Sitzblockade der B 10 zu verantworten, lieber nach Fernost in Urlaub geflogen sind. Ein Sprecher der letzten Generation rechtfertigte das so: „Sie haben den Flug als Privatleute gebucht, nicht als Klimaschützer.“So ist das. Bier ist Bier – und Schnaps ist Schnaps. Buchstabensuppe nicht zu vergessen, aber die liest ja ohnehin niemand.