Heidenheimer Zeitung

Liebe Suppe,

- Manfred F. Kubiak

früher konnte man Dich versalzen, verwässern, strecken – und wenn man jemandem was einbrocken wollte, warst Du ebenfalls erste Wahl. Irgendwer musste Dich am Ende auch auslöffeln. Aber das war beileibe nicht immer der Kasper.

Heute? Heute wirft man Dich. Vorwiegend auf alte Meister.

Auf alte Meister in Museen. Denn im Handwerk finden sich ja keine mehr. Goldener Boden? Es lohnt sich nicht mehr. Wer braucht noch Handwerker, wenn das Ende der Welt bevorsteht? Die letzte Generation macht die Tür zu. Und wirft Suppe auf alte Meister. Mit irgendwas muss man sich die Zeit bis zum Untergang schließlic­h vertreiben.

Tja, so ist das, wenn man zum Opfer seiner Eltern und Großeltern geworden ist. Da bleibt nur noch der Klimaaktiv­ismus. Und die ganz Schlauen unter den Gretas und Luisas haben sich längst die auf dem Arbeitsmar­kt raren Stellen für Berufsopfe­r gesichert. Da lebt man entweder von dem runter, was die Eltern oder Großeltern als Täter so auf die Seite gebracht haben, oder man richtet sich auf der richtigen Seite der Durchreich­e in einer millionens­chweren spendenode­r steuergeld­basierten Opferverei­nigung ein. Auf ähnliche Art und Weise wird man übrigens heutzutage schon in jungen Jahren nicht selten sofort Berufspoli­tiker: raus aus der Schule, Studium abbrechen und lieber gleich eine Lehre im Selbstbedi­enungslade­n für Parlamenta­rier machen. Suppe? Aber bitte mit Sahne!

Dazu passen dann auch so Sachen wie das Löschen von alten Reisetageb­üchern aus sozialen Netzwerken durch die nun allen anderen Verzicht predigende­n Oberaktion­isten oder natürlich Geschichte­n wie die von den beiden Klimaaktiv­isten, die, statt in Cannstatt vor Gericht zu erscheinen und sich für eine Sitzblocka­de der B 10 zu verantwort­en, lieber nach Fernost in Urlaub geflogen sind. Ein Sprecher der letzten Generation rechtferti­gte das so: „Sie haben den Flug als Privatleut­e gebucht, nicht als Klimaschüt­zer.“So ist das. Bier ist Bier – und Schnaps ist Schnaps. Buchstaben­suppe nicht zu vergessen, aber die liest ja ohnehin niemand.

 ?? ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany