Lust auf neue Horizonte
Fiana Kummer lebte als 14-jährige ein Jahr in Chile. Seitdem bereiste sie mehr als 30 Länder. Geschichten abseits aller Reiseführer schreibt sie in ihrem Buch „Warum reisen wir? Von Wölfen & Polaroids“.
Ein Fjord in Norwegen, Eiseskälte und ein VW-BUS, der am Morgen nicht mehr anspringt. Fiana Kummer und ihr Lebenspartner Felix Mayer sitzen fest. Wie diese verzwickte Situation eine positive Wendung nahm, erzählt Fiana Kummer in ihrem ersten Buch. Sie beschreibt in insgesamt zwölf Geschichten Begegnungen mit Menschen, die so besonders waren, dass sie nachhaltigen Eindruck auf sie gemacht haben. Womöglich wird sie die Länder, im Fall der Vw-bus-panne war es Norwegen, auch immer mit diesen Begegnungen und Menschen in Verbindung bringen.
In ihrem Buch nimmt die 23-Jährige die Leserinnen und Leser in einer unaufgeregten Weise mit in Länder, die sie und ihr Partner Felix Mayer bereist haben. Weil die Heidenheimerin schon früh mit dem Reisen anfing, ist die Liste der besuchten Orte länger als bei den meisten Menschen. Mittlerweile sind es 30 Länder auf vier Kontinenten, Tendenz steigend. Dabei beschreibt die Autorin keine Dinge, die man in einem Reiseführer lesen könnte, sondern erzählt ihre zufälligen Erlebnisse und Gespräche mit Einheimischen, die meist viel mehr aussagen über das fremde Land als der Besuch einer weiteren angeblichen Sehenswürdigkeit.
Ein Platzregen und seine Folgen
Eine Begegnung, die Fiana Kummer nachhaltig beeindruckte, spielt in Singapur, wohin das Reise-couple nach einem halben Jahr Australien gelangt war. Ohne den plötzlichen Regen nach einem Tempelbesuch hätten die beiden nie diese Frau kennengelernt, die ihnen den Tempel noch einmal auf ganz andere, sehr persönliche Weise nahe brachte.
Wie auch bei anderen Begegnungen öffnet sich für Fiana Kummer dadurch ein Horizont, der zur Reflexion des eigenen Lebens
und Handelns anregt. Die Frau aus Singapur legt ihnen im Tempel ans Herz: „Was zählt, ist, sich Zeit zu nehmen, um zur Ruhe zu kommen und zu reflektieren, wer und was einem wichtig ist.“Bei einem Roadtrip durch das winterliche Finnland erfährt Fiana Kummer am nächtlichen Lagerfeuer, dass auch ein Gespräch mit wenigen Worten fast alles über die Mentalität der Einheimischen sagen kann. In Australien inspiriert ein Rentner-ehepaar zu mutigen Entscheidungen, in Serbien rät eine Frau, über den Tellerrand zu schauen und die Relevanz des eigenen Tuns zu hinterfragen. Dieses intensive Gespräch führte Fiana
Kummer kurz vor dem Corona-lockdown, als sie und ihr Partner alles auf eine Karte setzen mussten, um nicht in Montenegro zu stranden.
Warum ein Buch?
Wie kam es zu diesem Buch? Eigentlich, so erzählt Fiana Kummer, wollte sie immer schon ein Buch schreiben. Nur fehlte neben Studium, Arbeit, Reisen, Reiseblog und Reisefilmen immer die Zeit. Anstoß gab letztendlich ein Wettbewerb des Verlags Story. one für unter 35-Jährige, auf den Fiana Kummer auf Instagram gestoßen war.
Doch worüber wollte sie schreiben? Schnell war klar, dass ihre Reisen genug Stoff liefern gepaart mit der Frage: „Warum reisen wir eigentlich, was bedeutet das Reisen für uns?“Zusammen mit Felix Mayer kramte sie besondere Begegnungen aus ihrem Gedächtnis und brachte die zwölf Geschichten innerhalb von nur
drei Wochen mit einem straffen Arbeitspensum bis zur Deadline Ende August 2022 aufs Papier. Der Verlag veröffentlichte die Einsendungen, Kosten für die Teilnehmer entstanden keine.
Die Liebe zum Reisen erwacht
Während ihrer Schulzeit am Hellensteingymnasium verbrachte Fiana Kummer ein Auslandsschuljahr in Chile. Dieses tiefe Eintauchen in eine fremde Kultur löste bei der damals 14-Jährigen Heidenheimerin etwas aus: die Liebe fürs Reisen und die Offenheit, sich immer wieder auf neue Orte und Lebensweisen einzulassen. Ihre ersten gemeinsamen Reiseschritte unternahmen Fiana Kummer und Felix Mayer bei einem Zugreise durch Europa. Nach dem Abitur reisten sie für sechs Monate nach Australien, wo sie im Camper auf 13.000 Kilometern den Kontinent durchquerten. Auch während des Bwl-studiums in München nutzte das Paar die Semesterferien für diverse Reisen wie etwa nach Skandinavien, Italien, Österreich, Tschechien, Südosteuropa, Niederlande, Griechenland. Für das Schreiben ihrer Bachelor-arbeiten zogen die beiden kurz entschlossen nach Portugal. Ein Praktikum führte sie nach Dänemark, ein weiteres für fünf Monate nach Berlin.
Momentan ist unklar, wo Fiana Kummer ihre nächsten Zelte aufschlagen wird. Klar ist, das sie ein Masterstudium beginnen und sich dabei auf Nachhaltigkeit fokussieren wird. Sowohl in den Niederlanden als auch in London steht die Entscheidung über ein Uni-stipendium noch aus.
Bis dahin befindet sich Fiana Kummer erneut auf Reisen. Aktuell in Chile, wohin bis heute enge Verbindungen zur Gastfamilie bestehen. Danach soll es in weitere Länder in Südamerika gehen, wobei die genaue Route noch nicht feststeht.