Heidenheimer Zeitung

„Praktisch alle betrügen“

Ein aktiver Athlet kritisiert die angeblich viel zu laxen Anzugkontr­ollen im Weltcup. Die deutschen Stars allerdings widersprec­hen da ganz entschiede­n.

-

Ein aktiver Skispringe­r kritisiert die Anzugkontr­ollen im Weltcup. Die deutschen Athleten um Markus Eisenbichl­er und Andreas Wellinger üben an dem anonymen Zitatgeber Kritik. Denn die Äußerungen über Trickserei­en und Pfusch bei der Kontrolle der Sprunganzü­ge stoßen nicht nur im Dsv-lager auf großes Unverständ­nis. „Ich finde es eine sehr gewagte Aussage. Es ist Leistungss­port, jeder versucht, ans Limit zu gehen“, sagte Wellinger.

Der nicht namentlich genannte aktive Skispringe­r hatte der Schweizer Zeitung „Blick“gesagt, dass bei Kontrollen trotz strenger Vorgaben selten ganz genau hingeschau­t werde. „Zurzeit kann ich die Anzugskont­rollen nicht ernst nehmen“, wird der laut Bericht noch immer aktive Springer von dem Blatt zitiert.

Der Athlet sei am vergangene­n Skiflug-wochenende am Kulm in Bad Mitterndor­f mit einem regelwidri­gen Anzug mit zu großem Volumen gesprungen. Die Schrittkon­trolle vor dem Start habe er jedoch problemlos passiert und habe das Stadion nach seinem Sprung ohne weitere Überprüfun­gen verlassen können. „Es betrügen praktisch alle, da muss ich mitziehen, sonst habe ich keine Chance“, sagte der Springer.

Umstritten­er Finne

„Das ist immer ein schwierige­s Thema. So ein Anzug ist an den eigenen Körper angepasst. Der Körper variiert, der Stoff variiert“, kommentier­te Karl Geiger die Thematik. „Ich glaube, unser Kontrolleu­r hat eine Linie, die er verfolgt, einen roten Faden. Er hat eine Grenze, und ich würde nicht behaupten, dass es irgendwie abartig ist“sagte der 29-Jährige.

Seit vergangene­m Sommer ist der Österreich­er Christian Kathol Materialko­ntrolleur im Weltcup. Im Mai hatte er das Amt von Mika Jukkara übernommen. Der Finne war als Kontrolleu­r nicht unumstritt­en und sorgte unter anderem bei Olympia 2022 in Peking durch

die Disqualifi­kationen mehrerer Springerin­nen im Mixed-teamwettbe­werb für Kritik. Auch die Deutsche Katharina Althaus gehörte

im vergangene­n Februar zu den Disqualifi­zierten.

„Die Kontrollen laufen in meinen Augen 100 Mal besser als

letztes Jahr. Man sollte sich auf den Sport konzentrie­ren“, sagte Wellinger. Auch Teamkolleg­e Markus Eisenbichl­er sieht keinen Grund zu Kritik am neuen Kontrolleu­r. „Er macht sehr gute Kontrollen. Ich weiß ganz genau: Wenn es zu groß ist, misst er nach, dann bist du raus. Wir bewegen uns in einem guten Rahmen. Er disqualifi­ziert nicht immer sofort. Er ist total fair“, sagte der Bayer. „Es geht hier um den Sport. Ob der Anzug einen Zentimeter größer ist, deswegen springst nicht weiter. Der Schweizer Kollege, der das gemacht hat, soll sich mal aufs Wesentlich­e konzentrie­ren.“

 ?? Foto: S. Pförtner/dpa ?? Beim Weltcup in Willingen gefeiert: Katharina Althaus, erst Siegerin, dann Achte.
Foto: S. Pförtner/dpa Beim Weltcup in Willingen gefeiert: Katharina Althaus, erst Siegerin, dann Achte.

Newspapers in German

Newspapers from Germany