Heidenheimer Zeitung

Schwierige Lage in Syrien

Auch im Land von Herrscher Baschar al-assad gibt es viele Erdbebenop­fer. Politische Probleme behindern Helfer.

- André Bochow

Ankara/damaskus/berlin. Die Erdbeben-katastroph­e in Syrien und der Türkei war auch Thema im Bundestag. Anlässlich einer Debatte über einen Eu-gipfel sagte etwa die Fraktionsc­hefin der Grünen Katharina Dröge, es sei wichtig, „dass die Hilfe überall ankommt. Auch in den entlegenst­en Dörfern der Türkei, auch in Nordsyrien, wo der einzige bis vor kurzem noch geöffnete Grenzüberg­ang zerstört ist“. Bundestags­präsidenti­n Bärbel Bas (SPD) verlangte auch den Zugang von Hilfsorgan­isationen zu den betroffene­n Regionen in Syrien.

Zur Verschärfu­ng der Lage in Syrien trägt laut der Gesellscha­ft für bedrohte Völker die Türkei bei. Der Nahostexpe­rte der Menschenre­chtsorgani­sation, Kamal Sido, spricht von türkischen Bombardeme­nts auf das „vom Beben betroffene Umland von Tal Rifaat“, wo kurdische Vertrieben­e Zuflucht gefunden hätten. Die jahrelange Blockade der kurdisch kontrollie­rten Gebiete Nordsyrien­s durch die Türkei und ihre westlichen Partner würde die Lage in den Erdbebenge­bieten zusätzlich verschlimm­ern. „Die Versorgung der kurdischen Gebiete wurde und wird nicht nur von Assad verhindert“, so Sido. Besonders die Türkei habe die Grenzüberg­änge in die kurdischen Gebiete Nordsyrien­s für humanitäre Lieferunge­n geschlosse­n gehalten.

„Das Agieren ist unmenschli­ch“

Die der in Deutschlan­d verbotenen PKK nahestehen­de Nachrichte­nagentur ANF spricht von türkischen Artillerie­angriffen auf Erdbebenge­biete. Überprüfen lassen sich die Angaben kaum. Allerdings bestätigte im ZDF eine deutsche Entwicklun­gshelferin vom „Kurdischen Roten Halbmond“türkische Luftangrif­fe.

Deutsche Kritik an der türkischen Politik kommt vor allem von der Linksparte­i. „Das Agieren Erdogans ist unmenschli­ch und verbrecher­isch“, sagte die Parteichef­in Janine Wissler. Syrien und die Türkei müssten die

Grenze öffnen, „um grenzübers­chreitende Hilfe zu ermögliche­n“. Wissler kritisiert­e auch den angekündig­ten dreimonati­gen Ausnahmezu­stand, „für zehn vom Erdbeben betroffene Städte“. Das bedeute „nicht nur, dass unabhängig­e Berichters­tattung aus diesen Städten unterbunde­n werden kann, sondern auch, dass Erdogan bis zu den Wahlen in drei Monaten versuchen wird, das Ausmaß dieser Katastroph­e zu verschleie­rn und demokratis­che Rechte weiter zu beschneide­n.“

Trotz aller Probleme erhält auch Syrien internatio­nale Hilfe. Die Diakonie-katastroph­enhilfe oder die Welthunger­hilfe agieren etwa mittels lokaler Mitarbeite­r. „Internatio­nal ist es wichtig, dass Teams relativ zügig auch nach Syrien in dieses Gebiet kommen und die Menschen dort unterstütz­en“, sagte die stellvertr­etende Vorsitzend­e Parnian Parvanta der Deutschen Presse-agentur. Das Problem sei, dass das Gebiet seit Jahren unter einem Bürgerkrie­g leidet.

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