Schwierige Lage in Syrien
Auch im Land von Herrscher Baschar al-assad gibt es viele Erdbebenopfer. Politische Probleme behindern Helfer.
Ankara/damaskus/berlin. Die Erdbeben-katastrophe in Syrien und der Türkei war auch Thema im Bundestag. Anlässlich einer Debatte über einen Eu-gipfel sagte etwa die Fraktionschefin der Grünen Katharina Dröge, es sei wichtig, „dass die Hilfe überall ankommt. Auch in den entlegensten Dörfern der Türkei, auch in Nordsyrien, wo der einzige bis vor kurzem noch geöffnete Grenzübergang zerstört ist“. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) verlangte auch den Zugang von Hilfsorganisationen zu den betroffenen Regionen in Syrien.
Zur Verschärfung der Lage in Syrien trägt laut der Gesellschaft für bedrohte Völker die Türkei bei. Der Nahostexperte der Menschenrechtsorganisation, Kamal Sido, spricht von türkischen Bombardements auf das „vom Beben betroffene Umland von Tal Rifaat“, wo kurdische Vertriebene Zuflucht gefunden hätten. Die jahrelange Blockade der kurdisch kontrollierten Gebiete Nordsyriens durch die Türkei und ihre westlichen Partner würde die Lage in den Erdbebengebieten zusätzlich verschlimmern. „Die Versorgung der kurdischen Gebiete wurde und wird nicht nur von Assad verhindert“, so Sido. Besonders die Türkei habe die Grenzübergänge in die kurdischen Gebiete Nordsyriens für humanitäre Lieferungen geschlossen gehalten.
„Das Agieren ist unmenschlich“
Die der in Deutschland verbotenen PKK nahestehende Nachrichtenagentur ANF spricht von türkischen Artillerieangriffen auf Erdbebengebiete. Überprüfen lassen sich die Angaben kaum. Allerdings bestätigte im ZDF eine deutsche Entwicklungshelferin vom „Kurdischen Roten Halbmond“türkische Luftangriffe.
Deutsche Kritik an der türkischen Politik kommt vor allem von der Linkspartei. „Das Agieren Erdogans ist unmenschlich und verbrecherisch“, sagte die Parteichefin Janine Wissler. Syrien und die Türkei müssten die
Grenze öffnen, „um grenzüberschreitende Hilfe zu ermöglichen“. Wissler kritisierte auch den angekündigten dreimonatigen Ausnahmezustand, „für zehn vom Erdbeben betroffene Städte“. Das bedeute „nicht nur, dass unabhängige Berichterstattung aus diesen Städten unterbunden werden kann, sondern auch, dass Erdogan bis zu den Wahlen in drei Monaten versuchen wird, das Ausmaß dieser Katastrophe zu verschleiern und demokratische Rechte weiter zu beschneiden.“
Trotz aller Probleme erhält auch Syrien internationale Hilfe. Die Diakonie-katastrophenhilfe oder die Welthungerhilfe agieren etwa mittels lokaler Mitarbeiter. „International ist es wichtig, dass Teams relativ zügig auch nach Syrien in dieses Gebiet kommen und die Menschen dort unterstützen“, sagte die stellvertretende Vorsitzende Parnian Parvanta der Deutschen Presse-agentur. Das Problem sei, dass das Gebiet seit Jahren unter einem Bürgerkrieg leidet.