Das tote Mädchen im Forst
Im neuen „Tatort“aus dem Schwarzwald müssen die Kommissare Friedemann Berg und Franziska Tobler einen alten Fall neu aufrollen.
Dorfwirtschaften statt Dönerbuden, Traktoren statt Straßenbahnen, grüner Tann anstelle des unübersichtlichen Großstadtdschungels: Der „Tatort“aus Freiburg gehört zu den ganz wenigen Sonntagskrimis, die sich auch mal aufs Land trauen. Da sind gleich ganz andere filmische Mittel gefragt als in den Städten, wo große Gebäude, Industrieanlagen und viel befahrene Straßen den Regisseuren helfen, interessante Schauplätze und geeignete Kamera-einstellungen zu finden.
Mit symbolträchtigen winterlichen Bildern von verschneiten Wäldern und vernebelten Weiden, hungrigen Wölfen und gerissenen Schafen, aber auch klug gewählten Aufnahmen von verwinkelten Dorfschenken und engen Bauernstuben gelingt es der Regisseurin Julia Langhof im sehenswerten Schwarzwald-krimi „Tatort: Unten im Tal“(12.2., 20.15 Uhr, Das Erste), stimmungsvolle Bilder zu erzeugen, die eine ganz eigene Geschichte erzählen.
Ein Gefühl der Beklemmung liegt über dem idyllischen Schwarzwaldtal, in dem sich der düstere Krimi abspielt. Es befällt auf Anhieb auch die beiden Kommissare Franziska Tobler (Eva Löbau) und Friedemann Berg (Hansjochen Wagner), die aus Freiburg angereist sind, weil nahe dem Dorf die skelettierte Leiche eines Mädchens gefunden wurde. Bei der Toten handelt es sich um eine Jugendliche, die vor Jahren spurlos verschwand. Tobler und Berg haben den ungelösten Fall damals erfolglos bearbeitet.
Der mehrfach vorbestrafte Dorfbewohner Werner Tröndle (Aurel Manthei) stand damals in Verdacht, etwas mit dem Verschwinden des Mädchens zu tun zu haben, und er gilt vielen Dorfbewohnern
jetzt als der Mörder Rosas – vor allem ihre Mutter Meike Winterfeld (Inka Friedrich) scheint felsenfest davon überzeugt zu sein. Meikes Mann und Rosas Vater, der biedere Förster Josef Winterfeld (Cornelius
Obonya), unterhält dagegen als einziger aus dem Dorf freundschaftliche Beziehungen zum verfemten Außenseiter Tröndle, mit dem er verwandt ist.
Mithilfe von Zeugenaussagen und den Videoaufzeichnungen der Befragungen und Verhöre von damals rekonstruieren die beiden Kommissare akribisch, was sich am Abend kurz vor dem Verschwinden Rosas in der Dorfschenke abgespielt hat. Dabei gerät mit Axel Leibing (Tonio Schneider) neben Tröndle schnell ein weiterer Verdächtiger ins Visier der Ermittler – der junge Mann war damals mit Rosa befreundet und hat sie als einer der Letzten lebend gesehen.
Als wichtige Zeugin entpuppt sich darüber hinaus Elif Topcu (Canan Samadi), die ehemals beste Freundin von Rosa, die eigens aus Berlin angereist ist, um sich den Fragen der Kommissare zu stellen. Franziska Tobler und Friedemann Berg sind zuversichtlich, dass Elif einen entscheidenden Hinweis auf die Geschehnisse geben kann, doch dann wird die junge Frau vor der Dorfwirtschaft ermordet. Folglich muss das Ermittlerduo aus Freiburg in diesem starken „Tatort“den rätselhaften Tod eines weiteren Menschen aufklären. Der Schwarzwald ist wunderschön – in diesem Krimi wirkt er auch bedrohlich.