Hoffnungsträger, Sozialist und letzter Sed-regierungschef
Er musste noch für die Nazis in den Krieg und wollte dann ein besseres Deutschland. Die DDR konnte er nicht retten, sondern nur noch geordnet übergeben. Nun ist Hans Modrow gestorben.
Vieles im 95-jährigen Leben von Hans Modrow hatte zwei Seiten. Zu seinem 90. Geburtstag schrieb Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD), dass zu Modrows Verdiensten zähle, „früher als andere das Gespräch mit der Opposition in der DDR gesucht zu haben“. Thüringens frühere Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) schreibt in der aktuellen „Bild am Sonntag“: „Als es darauf ankam, den friedlichen Übergang von der Ddr-diktatur in ein freies Land abzusichern, übernahm er diese Aufgabe“. Aber Modrow habe auch dafür gesorgt, „dass die alten Sed-kader ihre Schäfchen ins Trockene brachten“.
Hans Modrow, früh genug geboren, um von den Nazis noch in den „Volkssturm“gesteckt zu werden, lernte als Kriegsgefangener etwas darüber, wie man sich seinerzeit in der Sowjetunion den Kommunismus vorstellte. 1949 kehrte er aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Modrow sprach Russisch und lernte in Dresden den Kgb-offizier Wladimir Putin kennen. Modrow war damals Erster Sekretär der Bezirksleitung der SED. Den Job hatte er von 1973 bis 1989 inne.
Hans Modrow war aber auch ein Mann, mit dem sich Hoffnungen vieler Ddr-bürger verbanden. Dazu trug sein bescheidener Lebensstil bei. Eine Drei-zimmerWohnung reichte der vierköpfigen Familie. Das sprach sich herum. Auch, dass sich der Bezirkschef nicht wie das Politbüro gegen die Gorbatschow-reformen stellte.
Modrows große Zeit kam mit dem Mauerfall im Jahr 1989. Am
13. November wurde er damals von der Volkskammer zum Ministerpräsidenten gewählt. Am
1. Februar 1990 legte Modrow seinen Drei-stufen-plan für die deutsche Einheit vor. Zunächst sollte es eine Konföderation geben. Der Ddr-ministerpräsident ging davon aus, „dass bereits im Stadium der Konföderation beide deutsche Staaten sich Schritt für Schritt von ihren Bündnisverpflichtungen gegenüber dritten Ländern lösen und den Status militärischer Neutralität erlangen“. Dass der damalige Kremlchef Michail Gorbatschow eine Woche später den Plan zu den Akten legte, gehört zu den bitteren Erfahrungen in Modrows Leben.
Später Eu-abgeordneter
Modrow war später Bundestagsund Europaabgeordneter sowie Ehrenvorsitzender der Linken, mit denen er immer wieder haderte. Zu seinen letzten Auseinandersetzungen mit der Partei gehörte die über den russischen Aggressionskrieg. Er stellte die Frage, ob es sich um einen inneren „Bürgerkrieg der Kräfte in den neuen Ost-staaten und faschistischen Elementen im Westen der Ukraine“handele. Im Gefolge dieser Auseinandersetzung zog sich Modrow aus dem Ältestenrat seiner Partei zurück.