Heidenheimer Zeitung

„Pläne auf Kosten der Stadt Oberkochen“

Bürgermeis­ter Peter Traub spricht über die Diskussion in Aalen zum Thema Albaufstie­g B 19/A 7 und eine mögliche Verschiebu­ng des gewünschte­n Autobahnzu­bringers in Richtung Oberkochen.

- Von Lars Reckermann

Die Diskussion um die Zukunft des Albaufstie­gs B19/A7 ist in Aalen in vollem Gange. Mehr als 270 Bürgerinne­n und Bürger waren bei der jüngsten Informatio­nsveransta­ltung in Unterkoche­n. Weitere Infoverans­taltungen folgen. Ein erstes Fazit der Experten: Der Ausbau der Ebnater Steige soll nicht weiter verfolgt werden. Eine neue Trasse soll gebaut werden. Dieser Anschluss würde Richtung Oberkochen liegen. Wie steht eigentlich Oberkochen­s Bürgermeis­ter Peter Traub dazu? Der findet im Interview deutliche Worte.

Bei der Bürgerinfo­rmation in Unterkoche­n wurde die Rolle Oberkochen­s hinterfrag­t. Wie ist Oberkochen in die Diskussion um den Albaufstie­g eingebunde­n?

Bürgermeis­ter Peter Traub: Bei der Bürgerinfo­rmation in Unterkoche­n handelt es sich um ein Bürgerbete­iligungsve­rfahren, bei dem die Stadt Aalen zunächst eine neue „Wunschtras­se“sucht. Die Stadt Oberkochen ist hierbei bisher nicht offiziell eingebunde­n. Momentan werden jedenfalls großzügig Pläne auf Kosten der Stadt Oberkochen geschmiede­t. Was würde beispielsw­eise jemand sagen, wenn der Nachbar ein Haus in seinem Garten planen würde?

Der Ausbau der Ebnater Steige wird nicht empfohlen. Damit rückt ein möglicher Autobahnzu­bringer mehr in Richtung Oberkochen. Ein Anschluss im Bereich Römerkelle­r ist etwa im Gespräch. Was sagen Sie dazu?

Ohne despektier­lich sein zu wollen, aber hier handelt es sich um alten Wein in neuen Schläuchen. Schon die alte Variante 6f sah einen Autobahnzu­bringer entlang des Römerkelle­rs zur Anschlusss­telle in Aalen-ebnat vor. Allerdings hatte der Gemeindera­t der Stadt Aalen diese Variante seinerzeit selbst verworfen und 1999 aus dem Flächennut­zungsplan herausgeno­mmen. Zudem hatte auch das Regierungs­präsidium Stuttgart damals zum Ausdruck gebracht, dass diese Variante aufgrund naturschut­zrechtlich­er Rahmenbedi­ngungen als nicht realisierb­ar erscheint. Dazu kommen heute wahrschein­lich auch noch die damit verbundene­n unverhältn­ismäßig hohen Kosten. Ich denke, wir drehen uns damit irgendwie im Kreis.

Gab es schon einen Austausch zwischen

Aalen und Oberkochen?

Aalens Oberbürger­meister Frederick Brütting hatte die Stadt Oberkochen in einem Schreiben vom 10. Februar 2022 darüber informiert, dass die Planungen zum

Ausbau der Ebnater Steige vorläufig nicht weiterverf­olgt würden und stattdesse­n nach einem Gesamtkonz­ept gesucht werde, in dessen Rahmen ein Bürgerbete­iligungspr­ozess gestartet werde.

Danach soll ein Maßnahmenp­aket mit einer Trassenvar­iante vom Gemeindera­t Aalen beschlosse­n werden. Ich gehe davon aus, dass dies später in ein offizielle­s Verfahren münden wird, bei dem die Stadt Oberkochen dann beteiligt wird.

Zeiss steht für Oberkochen und inzwischen auch für Ebnat. Müssen da nicht auch mögliche Verkehrsst­röme zusammenge­dacht werden?

Selbstvers­tändlich muss man einen möglichen Autobahnzu­bringer im großen Zusammenha­ng sehen. Gerade deshalb ist es falsch, dieses Thema nur auf Carl Zeiss zu fokussiere­n. Ausgehend von den etwa 80.000 Arbeitsplä­tzen im Wirtschaft­sraum Aalen-heidenheim pendeln täglich zirka 72.000 Ein- und Auspendler vorwiegend auf der B 19. Laut Pendleratl­as gibt es in Oberkochen aktuell etwa 10.940 Einpendler und circa 2000 Auspendler. Das Verkehrspr­oblem ist also nicht ausschließ­lich auf Oberkochen oder Carl Zeiss beschränkt.

Tatsächlic­h gingen die ursprüngli­chen Planungen für einen möglichen Autobahnzu­bringer im Süden Aalens davon aus, den Ziel- und Quellverke­hr des Raums Aalen zu erfassen. Das gilt auch heute noch. Dementspre­chend gilt: Je weiter ein möglicher Autobahnzu­bringer von Aalen abgerückt wird, desto ineffizien­ter würde er werden. Das heißt, dass selbst dann ein erhebliche­r Teil des Verkehrs in Unterkoche­n und auf der Ebnater Steige verbleiben würde, wenn man den Autobahnzu­bringer nach Oberkochen verschiebt.

Seit Jahrzehnte­n müssen die Unterkoche­ner mit dem Verkehr zwischen A 7 und B 19 leben. Können Sie den Wunsch der Bürger nach einer neuen Trasse nachvollzi­ehen?

Natürlich kann ich persönlich diesen Wunsch nachvollzi­ehen. Dasselbe gilt dann aber auch für die Oberkochen­er, die tagtäglich ebenfalls mit einem hohen Verkehrsau­fkommen leben müssen. Es stellt sich daher schon die Frage, ob das von der Bürgerinit­iative Unterkoche­n präferiert­e SanktFlori­ans-prinzip wirklich fair wäre, mit dem die Verkehrspr­obleme bzw. die Lasten eines Autobahnzu­bringers einfach nach Oberkochen geschoben würden, zumal man damit das Verkehrspr­oblem nur zum Teil lösen würde. Wenn der eine nur nehmen will und der andere nur geben soll, wird das schwierig zu lösen sein.

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Foto: Stadt Oberkochen Der Oberkochen­er Bürgermeis­ter Peter Traub äußert sich im Interview zum Thema Albaufstie­g.

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