Ufo-fieber erfasst Amerika
Mehrere unbekannte Flugobjekte hat die Us-regierung in den vergangenen Tagen abschießen lassen – und hüllt sich weiter in Schweigen zum Ursprung.
Erst flog ein chinesischer Spionageballon fünf Tage lang über den nordamerikanischen Kontinent, dann schossen Us-kampfjets binnen weniger Tage drei Flugobjekte ab. Waren sie Bestandteil eines chinesischen Spionageprogramms? Steckt ein anderes Land dahinter, das den USA feindlich gesonnen ist oder eine private Organisation?
Die USA sind vom Ufo-fieber erfasst. Seit Tagen geben Flugobjekte Rätsel auf. Insbesondere bringen sie Us-präsident Joe Biden in Bedrängnis. Er versprach zwar in seiner Regierungserklärung, die nationale Sicherheit und Autonomie der USA vor Eindringlingen und Aggression schützen zu wollen. Zum Ursprung der mysteriösen Flugobjekte hüllt er sich aber bisher in Schweigen.
Verschwörungstheoretiker behaupten, dass es sich um Objekte „außerirdischen Ursprungs“handeln könnte, wofür das Weiße Haus keine Anzeichen sieht. Die Luftwaffe betont, dass die Objekte keine militärische Bedrohung darstellten. Abgeschossen habe man die Flugkörper, weil sie in der Höhe von Linienmaschinen flogen und eine Gefahr für den zivilen Flugverkehr darstellten. Gleichwohl könnten das über Alaska gesichtete Objekt, das die Größe eines Pkw hatte, sowie der zylinderförmige Flugkörper über Kanada und der Gegenstand in der Form eines Achtecks, der über dem Huronsee in Michigan abgeschossen wurde, Überwachungsfähigkeiten gehabt haben. „Wir sind wie ein Laser darauf fokussiert, dem Ursprung und dem Ziel der Flugkörper auf den
Grund zu gehen“, sagte John Kirby, der Kommunikationschef des Nationalen Sicherheitsrats. Mit mehr Informationen sei erst zu rechnen, wenn die Überreste in den kommenden Tagen und Wochen ausgewertet würden. Durchaus möglich sei aber, dass neue Radarfilter, die als Reaktion auf den Ballon eingerichtet wurden, dazu führten, dass nun auch kleinere und langsamere Objekte gesehen werden. Also ist vorläufig nicht auszuschließen, dass es sich um Wetterballons handelte, die keine gesonderte Fluggenehmigung erfordern.
In Deutschland lässt der Deutsche Wetterdienst täglich an sieben Standorten heliumgefüllte Latexballons mit Radiosonden in die Höhe steigen, um Temperatur, Luftdruck und Lufttemperatur zu messen, erklärt Pressesprecher Andreas Friedrich. Auf bis zu 30 Kilometer Höhe steigen die 30 Zentimeter langen und bis zu 200 Gramm schweren Sonden, so der Diplom-meteorologe. Durch den Überdruck platze der 40 Meter lange Ballon, und die Sonde sinke an einem Fallschirm innerhalb von drei Stunden wieder hinab, so Friedrich. „Der Wind steuert den Wetterballon, wir haben keinen Einfluss darauf.“Die Sonden, die nur einmal verwendet werden, landen in einem Umkreis von 100 bis 300 Kilometern. „Das in den USA waren anders konstruierte Ballons, die sind in anderen Schichten unterwegs“, sagt Friedrich.
Größere Ballons in höheren Schichten, die einigermaßen steuerbar sind, verwenden Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) wie der Klimaforscher Felix Friedl-vallon, der sich mit atmosphärischer
Fernerkundung befasst. Ein Kitforschungsballon werde über die französische Raumfahrtbehörde in Toulouse gestartet und erreiche rund 35 Kilometer Höhe. Der Ballon erreiche dabei einen Durchmesser von 100 Metern, eine Länge von drei Kirchtürmen übereinander und könne mehrere Tonnen Gewicht tragen, erklärt Friedl-vallon. Theoretisch könne er jede Art Messinstrument transportieren.
Unterdessen hat es in den USA nicht den Anschein, als wolle die Us-regierung energischer gegen eine Form von Spionage durchgreifen, die jahrzehntelang geduldet wurde. Washington und Peking sind wieder im Dialog – nach Ansicht von Experten, um für künftige Spionageaktionen einen Rahmen des „Tolerierbaren“abzustecken.
Die spärlichen Informationen empören die Republikaner. Mike Turner, Chef des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus, wirft Weißem Haus und Militär „Heimlichtuerei“vor. Schärfer urteilt die Abgeordnete Lauren Boebert aus Michigan. Dass die Objekte über Nordamerika flogen, zeige, dass Regierungschefs „wie Biden und Kanadas Ministerpräsident Justin Trudeau Schwäche ausstrahlen, sodass es kaum verwunderlich ist, wenn Feinde in unseren Luftraum eindringen“. Das Weiße Haus erklärte, der Präsident habe den Ballon nicht früher abschießen lassen, weil dies über dem Festland Todesopfer hätte fordern können. Bidens Sorgfalt bei der Herausgabe von Informationen über ein sensibles Thema sei ein Zeichen dafür, dass der Präsident „nicht voreilig, sondern abgeklärt und ausgewogen handelt“.