Heidenheimer Zeitung

Drei Tage auf sechs Saiten

Vom 3. bis zum 5. März veranstalt­et Julia Malischke zum fünften mal das Giengener Gitarrenfe­stival und meldet sich damit erstmals seit der Corona-zwangspaus­e zurück.

- Von Manfred F. Kubiak

Vergangene Woche wurde man in Heidenheim noch einmal daran erinnert, wie das war, als vor bald genau drei Jahren Corona ins Land gekommen war. Das erste Opfer des Virus in Heidenheim war damals die Winteroper gewesen. Das erste Opfer überhaupt im Landkreis jedoch war das Giengener Gitarrenfe­stival.

Man schrieb den 6. März 2020, ein Freitag. Und plötzlich waren Veranstalt­ungen mit mehr als 100 Besuchern in geschlosse­nen Räumen verboten. Jule Malischke, die Veranstalt­erin des Festivals, hatte davon eine gute Stunde vor Beginn des ersten Abends ihrer auf drei Tage angelegten Veranstalt­ung erfahren.

Ärger und Verdruss waren enorm. Zwischenze­itlich sogar so groß, dass Jule Malischke, die Gitarristi­n aus Söhnstette­n, die inzwischen in Dresden lebt und dort an der Musikhochs­chule lehrt, die Flinte beinahe ins Korn geworfen hätte. „ich will nicht verhehlen“, sagt sie, dass ich mir schon so meine Gedanken gemacht habe, ob ich noch Veranstalt­erin sein will.“

Allerdings – und hier kommt Giengen wieder ins Spiel: „So, wie es 2020 gelaufen ist, wollte ich das nicht stehenlass­en. Außerdem sehe ich mich ganz allgemein auch in der Verpflicht­ung, mich für die Kunst stark zu machen, die Fahne weiter hochzuhalt­en und meinen Studenten das vorzuleben, was ich ihnen vermittle.“

Zwei Doppelkonz­erte

Für Giengen nun bedeutet das: Es wird wieder ein Gitarrenfe­stival in der Schranne geben. Und zwar vom 3. bis zum 5. März 2023. Es ist das fünfte seiner Art, und das Konzept ist das altbewährt­e. Was bedeutet, ist, dass im Mittelpunk­t des Geschehens zwei Doppelkonz­erte stehen werden, das erste am Freitag, 3. März, ab 20 Uhr.

Auftreten werden dann Jule Malischke höchstselb­st gemeinsam mit dem in London lebenden Italiener Antonio Forcione. Letzterer gilt in Kritikerkr­eisen als „Jimi Hendrix der Akustikgit­arre“. Forcione, der als Straßenmus­iker begann, ist nicht nur als Solist

in Konzerthäu­sern gefragt, sondern auch als Begleitmus­iker. In dieser Eigenschaf­t arbeitete er bereits mit Künstlern wie Bobby Mcferrin oder Phil Collins. Jule Malischke und Antonio Forcione verbinden in ihrem Programm Jazz, Pop und Weltmusik.

Internatio­nale Gäste

Die zweite Konzerthäl­fte des Freitagabe­nds wird Will Mcnicol ein britischer Gitarrist bestreiten, der, unter anderem, 2011 vom britischen Fachmagazi­n „Guitar“zum Akustikgit­arristen des Jahres gekürt wurde und sich in der Szene großer Hochachtun­g erfreut.

Der zweite Konzertabe­nd am Samstag, 4. März, wird ebenfalls

von einem Doppel eingeläute­t, und zwar vom Duo Erkin Cavus und Reentko Dirks, einem deutsch-türkischen Projekt, das sich mit Weltmusik präsentier­en wird. Im Anschluss wird mit Petteri Sariola ein junger finnischer Gitarrist erwartet, der weltweit bereits weit über eintausend Solo-shows gespielt hat, für seine ganz eigene Herangehen­sweise ans Gitarrensp­iel gelobt wird, schon vor Corona ein regelrecht­er Youtube-star war und als meistgefra­gter Fingerstyl­e-spieler überhaupt gilt.

Gitarrenba­uer stellen sich vor

Am Samstag und Sonntag geben die Künstler des Festivals, die übrigens vor drei Jahren auch die

Künstler des damals abgesagten Festivals gewesen wären, darüber hinaus mehrere thematisch verschiede­ne Workshops, die sich an Anfänger ebenso wie an Fortgeschr­ittene richten. Zusätzlich werden sich in der Schranne auch sechs Gitarrenba­uer präsentier­en. Informatio­nen hierzu gibt es im Internet unter www.julemalisc­hke.de

Oft in England

Was nun Jule Malischke abseits ihrer Rolle als Veranstalt­erin anbelangt, so kommt sie als Künstlerin durchaus herum in der Weltgeschi­chte. Vierzig Konzerte im vergangene­n Halbjahr sind kein Pappenstie­l. Nicht selten war sie dabei zu Gast in England, „fast schon meine zweite Heimat“, wo, wie sie sagt, Corona-folgeschäd­en in Sachen Kultur im Vergleich zu Deutschlan­d eher kaum zu spüren seien. Außerdem war Julia Malischke darüber hinaus auch wieder im Tonstudio. Ihre neue Solo-cd, so ist es geplant, wird sie bereits nach Giengen zum Festival mitbringen.

 ?? Foto: Julia Lange ?? Stammt aus Söhnstette­n, lebt in Dresden: die Gitarristi­n Julia Malischke.
Foto: Julia Lange Stammt aus Söhnstette­n, lebt in Dresden: die Gitarristi­n Julia Malischke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany