Die Mensch-maschine
Das Jahr 2023 wird in die Menschheitsgeschichte eingehen. Erstmals ist eine anspruchsvolle Unterhaltung mit einer Maschine möglich. Die Internet-anwendung CHATGPT gibt nicht stereotype Antworten, sie plaudert regelrecht. Der nächste Schritt dürfte nur eine Formalie sein: eine auf CHATGPT aufgesetzte Frauen- oder Männer-maschinenstimme, die kommuniziert. Künstliche Intelligenz (KI) wird so zum menschenähnlichen Partner, so wie das Smartphone zum Technik-partner geworden ist. Sprechende Maschinen werden in Kürze keine Produkte aus Science-fictionfilmen mehr sein, sondern Alltagspartner.
Das überrascht. Schließlich gibt es viele Gründe, warum dies erst in ferner Zukunft hätte funktionieren können. Kommunikation ist extrem vielschichtig, setzt emotionales und soziales Wissen voraus und ist kontextabhängig. Dies lässt sich nicht ohne weiteres programmieren.
CHATGPT gibt sinnvolle ausführliche Antworten, die denen an manchen Frühstückstischen weit überlegen sein dürften. Natürlich kann das Programm nicht zaubern. Nach Eigenaussage will es aber auch nur „menschenähnliche Textantworten“geben und „menschenähnliche Konversationen“führen. Humor geht CHATGPT völlig ab. Was Google nur an Wissen zusammenträgt, bettet CHATGPT in Dialoge ein und geht damit den nächsten Schritt zur hybriden Mensch-maschine. Die It-anwendung besteht Jura-prüfungen, kann forschen, komponieren und programmieren. Und lässt sich natürlich auch für Illegitimes und Illegales einsetzen. Elon Musk hält KI schon lange für „viel gefährlicher als Atomwaffen“.
Andererseits müssen wir vor CHATGPT auch keine Angst haben.
Selbst wenn Schüler von ihr Hausaufgaben machen und Studenten Seminararbeiten schreiben lassen. Auch Wikipedia hat Schule und Forschung nicht überflüssig gemacht. Antworten von CHATGPT lassen sich enttarnen.
Weil Irren menschlich ist, hat auch die KI Schwächen. So hat die Chatgpt-konkurrenz von Google „Bard“(deutsch: Barde) ausgerechnet während seiner Präsentation eine falsche Antwort gegeben. Manche Experten haben sogar den Eindruck, dass CHATGPT Sachen erfindet oder imitiert, wenn es nicht mehr weiter weiß – was allerdings auch nicht unmenschlich wäre. Falsche Antworten
Weil Irren menschlich ist, hat auch eine KI wie CHATGPT ihre Schwächen.
jedoch sind eine große Gefahr: Anders als bei einer Internetrecherche folgen auf eine Frage nicht Hunderte sich vielleicht widersprechende Treffer, sondern meist nur einer. Falsches kann sich zudem manifestieren: KI lernt und lässt sich indoktrinieren.
Doch die präzise und syntaktische Qualität wird Kommunikation, Arbeit, Bildung und Gesellschaft revolutionieren. Wie wichtig CHATGPT ist, zeigen die hohen Investitionen, allein Microsoft gibt 300 Millionen Dollar aus, um künftig in Wohnungen, Laboren, an Arbeitsstätten und politischen Institutionen anwesend zu sein. Es ist nur zu hoffen, dass Gesetzgeber und Politik von Anfang an die Gefahr der Beeinflussung durch die nett plaudernde KI erkennen und bei Bedarf regulierend eingreifen.