Heidenheimer Zeitung

Die Mensch-maschine

- Thomas Veitinger zum Thema Künstliche Intelligen­z CHATGPT leitartike­l@swp.de

Das Jahr 2023 wird in die Menschheit­sgeschicht­e eingehen. Erstmals ist eine anspruchsv­olle Unterhaltu­ng mit einer Maschine möglich. Die Internet-anwendung CHATGPT gibt nicht stereotype Antworten, sie plaudert regelrecht. Der nächste Schritt dürfte nur eine Formalie sein: eine auf CHATGPT aufgesetzt­e Frauen- oder Männer-maschinens­timme, die kommunizie­rt. Künstliche Intelligen­z (KI) wird so zum menschenäh­nlichen Partner, so wie das Smartphone zum Technik-partner geworden ist. Sprechende Maschinen werden in Kürze keine Produkte aus Science-fictionfil­men mehr sein, sondern Alltagspar­tner.

Das überrascht. Schließlic­h gibt es viele Gründe, warum dies erst in ferner Zukunft hätte funktionie­ren können. Kommunikat­ion ist extrem vielschich­tig, setzt emotionale­s und soziales Wissen voraus und ist kontextabh­ängig. Dies lässt sich nicht ohne weiteres programmie­ren.

CHATGPT gibt sinnvolle ausführlic­he Antworten, die denen an manchen Frühstücks­tischen weit überlegen sein dürften. Natürlich kann das Programm nicht zaubern. Nach Eigenaussa­ge will es aber auch nur „menschenäh­nliche Textantwor­ten“geben und „menschenäh­nliche Konversati­onen“führen. Humor geht CHATGPT völlig ab. Was Google nur an Wissen zusammentr­ägt, bettet CHATGPT in Dialoge ein und geht damit den nächsten Schritt zur hybriden Mensch-maschine. Die It-anwendung besteht Jura-prüfungen, kann forschen, komponiere­n und programmie­ren. Und lässt sich natürlich auch für Illegitime­s und Illegales einsetzen. Elon Musk hält KI schon lange für „viel gefährlich­er als Atomwaffen“.

Anderersei­ts müssen wir vor CHATGPT auch keine Angst haben.

Selbst wenn Schüler von ihr Hausaufgab­en machen und Studenten Seminararb­eiten schreiben lassen. Auch Wikipedia hat Schule und Forschung nicht überflüssi­g gemacht. Antworten von CHATGPT lassen sich enttarnen.

Weil Irren menschlich ist, hat auch die KI Schwächen. So hat die Chatgpt-konkurrenz von Google „Bard“(deutsch: Barde) ausgerechn­et während seiner Präsentati­on eine falsche Antwort gegeben. Manche Experten haben sogar den Eindruck, dass CHATGPT Sachen erfindet oder imitiert, wenn es nicht mehr weiter weiß – was allerdings auch nicht unmenschli­ch wäre. Falsche Antworten

Weil Irren menschlich ist, hat auch eine KI wie CHATGPT ihre Schwächen.

jedoch sind eine große Gefahr: Anders als bei einer Internetre­cherche folgen auf eine Frage nicht Hunderte sich vielleicht widersprec­hende Treffer, sondern meist nur einer. Falsches kann sich zudem manifestie­ren: KI lernt und lässt sich indoktrini­eren.

Doch die präzise und syntaktisc­he Qualität wird Kommunikat­ion, Arbeit, Bildung und Gesellscha­ft revolution­ieren. Wie wichtig CHATGPT ist, zeigen die hohen Investitio­nen, allein Microsoft gibt 300 Millionen Dollar aus, um künftig in Wohnungen, Laboren, an Arbeitsstä­tten und politische­n Institutio­nen anwesend zu sein. Es ist nur zu hoffen, dass Gesetzgebe­r und Politik von Anfang an die Gefahr der Beeinfluss­ung durch die nett plaudernde KI erkennen und bei Bedarf regulieren­d eingreifen.

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