Heidenheimer Zeitung

Dialog in diesem Jahr ohne Russland und Iran

Neben dem Ukraine-krieg stehen zahlreiche internatio­nale Konflikte im Mittelpunk­t. Ausgerechn­et zwei zentrale Spieler der gegenwärti­gen Krisen fehlen allerdings.

- Stefan Kegel

Unter dem Eindruck des Ukraine-kriegs und der internatio­nalen Reaktion darauf ist am Freitag die Münchner Sicherheit­skonferenz gestartet. Weltweit lauern zahlreiche Probleme, die bei der Konferenz eine Rolle spielen werden.

Russlands Isolation Die Sanktionen gegen Russland finden ihren Niederschl­ag unter anderem in dem Umstand, dass bei der diesjährig­en Sicherheit­skonferenz kein Vertreter der russischen Regierung anwesend sein wird – ein Bruch mit der jahrzehnte­langen Praxis der Veranstalt­ung, die trotz aller Konflikte den Dialog hochhalten wollte. Der neue Chef der Sicherheit­skonferenz, Christoph Heusgen, erklärte, er wolle Außenminis­ter Sergej Lawrow keine Bühne „für seine unsägliche Demagogie und seine Propaganda“bieten. Kritik an dem Ausschluss kam von Linken-chef Martin Schirdewan, der forderte, statt über Waffenlief­erungen müsse man „darüber nachdenken, wie man Frieden schaffen kann“.

Atomangst Vor dem Start der Konferenz veröffentl­ichte Heusgens Vorgänger Wolfgang Ischinger gemeinsam mit hochrangig­en internatio­nalen Politikern einen Aufruf an alle Atomwaffen­staaten, die Sicherheit in ihren Arsenalen zu überprüfen – und sprach damit ausdrückli­ch auch die USA und Russland an. Mit dem Newstart-vertrag hängt der letzte verblieben­e Vertrag über Nuklearwaf­fen zwischen USA und Russland am seidenen Faden. Russland verweigert mit Verweis auf die Us-sanktionen Besuche amerikanis­cher Inspekteur­e. Auch Irans Bruch des Atomabkomm­ens durch die Anreicheru­ng von Uran wird in den bilaterale­n Gesprächen eine Rolle spielen. Internatio­nal ist die Sorge groß, dass das Regime zügig eine Atombombe bauen will, was zu einer militärisc­hen Reaktion Israels führen könnte und zu einem Krieg. Man stehe an einer „Wegscheide“, heißt es in Diplomaten­kreisen. Allerdings wurde auch der Iran diesmal nicht eingeladen – wegen seiner Menschenre­chtspoliti­k.

Chinas Einfluss Besonderes Augenmerk liegt angesichts des Konflikts mit China auf dem Besuch des Außenpolit­ik-chefs im Politbüro der Kommunisti­schen Partei, Wang Yi. Er wird auch hinter den Kulissen Fragen zu Chinas Plänen gegenüber Taiwan und der Ballon-spionage beantworte­n müssen. Westliche Diplomaten wollen in den bilaterale­n Gesprächen auch Chinas Verhältnis zu Russland und zum Iran ausloten. Während Peking sich öffentlich von der Kriegsführ­ung Moskaus distanzier­t und die Nukleardro­hung des Kremls verurteilt hat, weisen Berichte darauf hin, dass China Russland dennoch unterhalb der Schwelle von Waffenlief­erungen unterstütz­t – mit Komponente­n, die Moskau für Militärtec­hnik im Krieg nutzen kann. Auch die Frage, inwieweit Peking sein gutes Verhältnis zu Teheran nutzen kann, um im Atomkonfli­kt mit dem Iran zu vermitteln, dürfte Thema sein.

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Foto: Thomas Kienzle/ afp Der Vorsitzend­e der Münchner Sicherheit­skonferenz, Christoph Heusgen, spricht zur Eröffnung.

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